Erstellt am: 3. 10. 2013 - 20:08 Uhr
Happiness is a Warm Gun
Manchmal kommt das Glück im Schlaf. In den Sommerferien war Irene Diwiak bei ihren Eltern in Deutschlandsberg in der Steiermark und hatte sich am Nachmittag hingelegt, als sie von dem Anruf geweckt wurde, dass sie bei Wortlaut gewonnen habe.
Das müsse sie erst verdauen, meinte sie völlig überrascht. Direkt nach dem Anruf habe sie das ihrer Mutter erzählt. Die meinte nur trocken, ob sie sicher sei, dass sie gewonnen habe und dass sie nicht vom Ö3 Mikroman angerufen worden sei...
Dabei würde ihre Familie gar nicht Ö3 hören, ergänzt sie rasch.
Radio FM4 / Zita Bereuter
Wortlaut 2013
Der FM4 Kurzgeschichten-wettbewerb
Die GewinnerInnen 2013
- Platz 2: Katharina Tiwald mit "True Basra Bulletin"
- Platz 3: Elisabeth Klar mit "An den vielen Ecken"
- Platz 4-10: Die großen 10 von Wortlaut 2013
Man hat das Gefühl Irene Diwiak lebt in einer eigenen prächtigen Welt, in der die Zeit etwas langsamer läuft.
Als Vorschulkind hat sie Märchenkassetten gehört und dann selbst Geschichten aufgenommen. Sehr früh hast sie lesen und schreiben gelernt und gern am Computer herumgetippt. Mit gerade mal acht Jahren ist sie bereits für eine Kurzgeschichte ausgezeichnet worden. Seither schreibt sie gern – aber nur für Wettbewerbe. Sonst fehle der Anreiz, der Druck. Tagebuch zu schreiben käme ihr nie in den Sinn.
Bei Wortlaut habe sie schon drei Mal mitgemacht. Dass sie jetzt gewonnen hat, verwundert sie.
Apropos gewonnen: Ihr erster Romanentwurf wurde heuer mit dem START-Stipendium des bm:ukk bedacht. Das blöde daran – man erhält das Geld und müsse dann noch schreiben. Bei Wortlaut müsse man vorher schreiben und habe danach frei.
Der Gewinnertext
"glück ist ein warmes gewehr oder wie ich paul mccartney erschoss": hier kann man den ganzen Text lesen.
Ebenfalls im Kindesalter beginnt sie, Theater zu spielen – in Deutschlandsberg. Schauspielerin wäre eigentlich ein Traumberuf, nicht zuletzt, weil man dann mit anderen Menschen zu tun hat. Das Schreiben sei ja mehr so eine einsame Sache. Also schreibt sie auch für Theater, führt Regie.
Später studiert sie Russisch und Judaistik in Wien. Diese Kombination könne man sehr gut für den Waffenhandel brauchen, erklärt sie lachend.
Im weiteren Gesprächsverlauf hält sie fest, dass ihr Humor nicht besonders niveauvoll sei – sie lache gern über alte Peter-Alexander-Filme oder auch Sprachspielereien von Karl Valentin. Ihr Humor basiere eher auf Schrulligkeiten und schrägen Begebenheiten. "Für mich ist es eher schwierig, nicht lustig zu schreiben."
Du wolltest dich umbringen?
Mhm.
Drei Mal?
Mhm.
Nie geklappt?
Näh...
Soll ich dir zeigen, wie man es richtig macht?
Hm... näh, lieber nicht.
Zum Schreiben würde sie selten das Haus verlassen. Sie sei eine Schreibtischtäterin. Sie lese viel und klicke sich gern stundenlang durch Wikipedia – und manchmal stoße sie dann auf Interessantes.
Der Soundtrack zur Kurzgeschichte
- The Beatles: Happiness Is A Warm Gun
- Leonard Cohen: Chelsea Hotel
- Bob Dylan: Mr. Tambourine Man
Ihr Musikgeschmack sei altmodisch, entschuldigt sie sich fast. Was sie privat hört, ist älter als sie. Die alten LPs vom Papa zieht sie jedem aktuellen Hit vor. Vielleicht würde sie dann in zwanzig Jahren die derzeitigen Hits hören.
Ihr Klingelton am Handy ist von Bob Dylan "Mr. Tambourine Man". Einer ihrer Lieblingssongs ist von Leonhard Cohen, "Chelsea Hotel". "Leonard Cohen ist keine Musik, das ist eine Lebenseinstellung."
Und immer wieder die Beatles. Das Weiße Album gehört zu Irenes Lieblingsalben. "Weil das so total weird ist. Da sind total seltsame Sachen drauf, die überhaupt nicht zusammenpassen – und sowas mag ich." So auch der Song "Happiness is a Warm Gun.“
Luftschacht-Verlag
"Wortlaut 13. Klick." ist im Luftschacht Verlag erschienen und ab 04.10.2013 im FM4-Shop und im Handel erhältlich.
Happiness is a Warm Gun
"Happiness is a Warm Gun" sei ja ursprünglich eine Überschrift in einem Waffenliebhabermagazin gewesen, erklärt Irene den Ursprung ihrer Geschichte. John Lennon habe die Überschrift gelesen und genial gefunden. "Weil es ja eigentlich total absurd ist – warum ist Glück das, wenn man gerade auf irgendjemanden geschossen hat?" Lennon hat daraus den Song gemacht.
Für Irene Diwiak kommt dann noch dadurch eine weitere Dimension dazu, "dass er ja dann letztendlich auch erschossen worden ist."
Das sei ihr beim Hören des Liedes aufgefallen und sie habe sich dann gedacht, wie komisch, wenn jetzt jemand Paul McCartney, den ewig lebenden Beatle, erschießen würde.
"Was irgendwie eine komische Überlegung ist, weil bei wem wundert's einen nicht, wenn er erschossen wird?" Das habe sie dann so weiter assoziiert und so sei irgendwie auf diese seltsame Geschichte gekommen.
Darin reist die Erzählerin mit ihrer Freundin Thérèse nach London. Thérèse soll mit, weil die Erzählerin jemanden braucht, der Beweisfotos macht. Denn der perfide Plan der Erzählerin: Sie will Paul McCartney erschießen.
Thérèse habe ich in den Räumen einer Jugendpsychiatrie kennengelernt, als ich etwa sechzehn war. Ich hatte nie zuvor und habe auch nie wieder Zimmer so voll mit Topfpflanzen und Farbklecksbildern gesehen, und alles war immer weich und rund, damit wir uns nicht verletzen konnten. Vorgespielte Gemütlichkeit ist eine ganz besondere Form der Ungemütlichkeit, ich hätte mir die Psychiatrie lieber weiß und kahl gewünscht, wie ich sie mir vorgestellt hatte, ein bisschen so wie die Gefängniszellen, in denen in Filmen politische Häftlinge sitzen.
Die Jury war von dem Text einhellig begeistert. Vor allem der Humor, die gelungenen Dialoge und die großartigen Figuren wurden gelobt. Sehr spannend und schlüssig.
Den ganzen Text kann man online auf fm4.orf.at lesen – oder auch im Standard bzw. in der Literaturzeitschrift Volltext.
Oder sich vorlesen lassen – von Irene Diwiak. Morgen, am Freitag im phil bei der Wortlautparty und Buchpräsentation. Dort lesen die drei Erstplatzierten Elisabeth Klar, Katharina Tiwald und Irene Diwiak.
Und Irene? Die freut sich einfach. Und lacht laut, als sie erfährt, wer den zweiten und den dritten Platz gewonnen hat. Die Drittplatzierte, Elisabeth Klar, kennt sie aus der Literaturwerkstatt in Graz, die Zweitplatzierte, Katharina Tiewald, ist ihre Professorin an der Universität für russische Literatur. "Das ist natürlich schon ganz cool, wenn man die eigene Professorin in einem Wettbewerb besiegt. Allerdings muss ich ihr jetzt noch eine Proseminararbeit abgeben. Das heißt, sie könnte sich noch rächen".
sabine brauner
Am Freitag, 4. Oktober, wird das Wortlautbuch im phil präsentiert, die drei Erstplatzierten lesen und die Preise werden überreicht - ab 20 Uhr.
Für den ersten Platz erhält Irene u.a. 1.000 Euro - zur Verfügung gestellt von Paperblanks.
John Megill sorgt für den passenden Sound und Claudia Czesch wird moderieren.
Der Eintritt ist frei - Ihr seid herzlich eingeladen!