Erstellt am: 9. 8. 2013 - 11:01 Uhr
FM4 Frequency Bands, die du gesehen haben musst
Die Infos
- Das Line Up und die Warm-Up-Partys
- Das FM4 Festivaltaxi bringt dich zum FM4 Frequency 2013
- FM4 wird während des Festivals Your Frequency Radio. Und: Karten gewinnen!
- Alles zum FM4 Frequency auf fm4.ORF.at/frequency
- Alles rund um deinen Festivalsommer auf fm4.ORF.at/festivalradio
- Frequency FAQs: Die Dos and Don'ts am Festivalgelände
Die Bands
- Empire of the Federkronen: Die Bands mit den wildesten Bühnenshows
- Schatz, ich bin mal kurz raven!: Tipps zum gepflegten Ausrasten abseits der Gitarren beim FM4 Frequency Festival!
- Bands, die man anschauen sollte (... auch wenn man ihre Musik nicht mag
- Rechtzeitig aus dem Zelt kriechen, bitte!: Für diese Bands lohnt es sich bereits vor dem Abend vor den Bühnen zu sein
- Halt mich: Bands, die zum Schmusen einladen
Es gibt in diesen Auskenner-Magazinen ja immer diese Listen. Die 100 Werke französischer Expressionisten, die du gesehen haben musst, bevor du im Pflegeheim landest. Die 1000 besten Austern-Restaurants in Golfclubs, in denen du gegessen haben musst, bevor dich der Herzkasperl derreißt. Die 666 Autobahnstationen für den Weg in die Hölle - oder so, wie auch immer solche Auskenner-Listen halt heißen.
Hier jedenfalls möchte ich dir 5 Bands empfehlen, deren Musik du nicht mögen musst, um das Livekonzert gut zu finden. 5 Bands, deren Einfluss und Wirken wichtiger ist, als der einzelner Song. Die Bands, die live mehr sind als die Summe ihrer einzelnen Teile.
5 Bands, bei denen es dir (sollte sich die Band am Tag nach dem Festival unerwartet auflösen) leid tun sollte, sie nicht zumindest ein einziges Mal live gesehen zu haben.
Die Toten Hosen
Solltest du schon zumindest einmal auf einem großen Festival in Österreich gewesen sein, stehen die Chancen gut, dass die Hosen auch da waren. Ein Jahr Hosen - das andere die Ärzte. Oder wie geht die Faustregel nochmal? Egal, ein Livekonzert der Punkrock-Opas darf in keinem Lebenslauf fehlen. Warum? Weil das immer schon so war. Seit über 30 Jahren sind sie auf den Bühnen unterwegs. Und jede Generation hat ihre Tote Hosen Songs. Die Welt, in der du lebst zu verstehen, heißt, Die Toten Hosen zu verstehen. Wer in Österreich oder Deutschland aufgewachsen ist, hat entweder einen Lieblingssong der Toten Hosen oder er lügt. Egal, ob es dein Nachbar mit den fünf Kindern ist, oder die Frau, die im Supermarkt immer vor dir ist.
Entsprechend unterschiedlich ist das Publikum, das wegen der Toten Hosen zu einem Festival anreist. Vom hängengebliebenen Altpunk über das verheiratete Pärchen mit lustigem Autoaufkleber bis zu den Schülerinnen mit den violett gefärbten Haaren, die die Toten Hosen gerade erst vor ein paar Monaten entdeckt haben. Gut möglich, dass sie alle was komplett anderes meinen, wenn sie von den Toten Hosen reden. Der eine denkt an Krawall im Ratinger Hof und Hausbesetzungen, die andere findet die Opelgang lustig, der andere schätzt die Zusammenarbeit der Toten Hosen mit Birgit Minichmayr und der nächste liebt Tage Wie Diese, weil es sich im Stadion so super grölen lässt.
Sie alle kommen zusammen, wenn die Toten Hosen auf der Bühne stehen.
Nick Cave & The Bad Seeds
Dieser Mann ist ein Phänomen. Er war überall dabei, wo es hart zur Sache gegangen ist. Und eigentlich ist es ein Wunder, dass er immer noch klar denken, gut singen und tolle Songs schreiben kann. Vom frühen Punk, Gothic, Industrial, Cabaretrock, Garagenrock, was auch immer: wenn in der Musikgeschichte der 1970er bis in die frühen 1990er irgendwo was spannendes aufgepoppt ist, hatte stets entweder Nick Cave oder irgendein anderer der Bad Seeds seine Finger im Spiel. Obwohl die Bad Seeds Alben alle irgendwie anders klingen, haben sie ein paar Gemeinsamkeiten: irgendwie artsy muss es rüberkommen, theatralisch, rau und verwegen; und einen Geist von Radikalität muss es atmen.
Die neueren Sachen von Nick Cave sind musikalisch dann weniger bahnbrechend-innovativ. (Was den Fans aber wenig ausmacht. Die würden vermutlich ohnehin schreiend davonlaufen, wenn Nick Cave jetzt einen auf Chillwave, Dubstep oder Odd Future gemacht hätte). Stattdessen geht es um die Wiederentdeckung und Adaptierung von Musikstilen wie Blues oder Gospel. Immer noch absolut edgy sind Nick Caves Gesten. Immer noch lassen dich die Themen, die sich durch seine Songs ziehen, staunen. Von biblischen Zitaten über fantastische und exotistische Fundstücke aus Wikipedia bis zu archaischen Liebesdramen und popkulturellen Anspielungen: Nick Cave ist einer der großen musikalischen Geschichtenerzähler unserer Zeit.
Bad Religion
Ein Piktogramm, auf dem ein Kreuz durchgestrichen ist. 1978 hat sich die Band gedacht, dieses Logo wäre perfekt, um ihre Eltern so richtig zu ärgern.
35 Jahre später hat dieses Logo wohl bereits Millionen Eltern auf der Welt geärgert. Bad Religion sind eine der letzten globalen Punkrockinstitutionen. Und gleichzeitig eine der wenigen kommerziell super-erfolgreichen Bands, die trotzdem beinhart soziales Engangement und politische Botschaft durchgezogen haben.
Punkrock heißt bei Bad Religion: keine Angst vor Botschaften, keine Angst vor anspruchsvolleren Texten, und vor allem: keine Angst vor Harmonien. Manchmal fast sixties-beatlesmäßige Chöre, die mit dem richtigen Gitarrenbrett darunter - man muss es sagen - echte Festival-Bringer sind. Selbst wenn jemand noch nie von Alben wie Suffer oder No Control gehört hat: das ist eine Festivalband, die du nicht verpassen solltest.
(Okay, solltest du sie doch aus irgendeinem Grund verpassen: Bad Religion Drummer Brooks wird auch bei Tenacious D. auf der Bühne sein! Der hat eine Doppelschicht beim diesjährigen Festival.)
Kraftklub
Die Parolenschleuder der Zehnerjahre. Was den einen meinetwegen Wilhelm Busch oder Tocotronic sind, ist den anderen Kraftklub.
Mein Gewissen hat sich aufgelöst zusammen mit Oasis. Ich will nicht nach Berlin. Ein bisschen depressiv - aber trotzdem entspannt. Denn glückliche Menschen sind nicht interessant. Je mehr Ritalin, desto weniger Stress - A zu dem D zu dem H zu dem S. Die ganzen anderen Spasten sind nicht so wie wir.
Jede Songzeile ein T-Shirt-Spruch. Wären doch bedruckte T-Shirts jemals cool gewesen! Jedenfalls: eine willkommene Erfrischung des Festivalalltags, der sich in den vergangenen Jahren ja auch immer mehr Richtung Reunion-Spektakel und Bands von gestern entwickelt hat. Gut möglich, dass du dich schon mal anständig gewundert hast, wenn dir Kraftklub im Radio "Mein Leben ist ein Arschloch" vorsingen: Live solltest du dir die fünf jungen Chemnitzer nicht entgehen lassen. Vor allem, weil sie nicht zuletzt dank Radiomoderatoren-Erfahrung auch das Ding mit den Bühnenansagen äußerst souverän hinbekommen.
Flogging Molly
Zu guter Letzt noch der heimliche Grund für diese Kategorie hier. Ich kenne keinen einzigen Songtitel dieser Band, habe mir kaum mal bewusst einen ihrer Songs angehört. Ska-Punk mit irischen und keltischen Einschlägen ist musikalisch nicht ganz so meins.
Trotzdem werde ich am ersten Festivaltag punkt 23:30 an der Green Stage ganz vorne stehen und begeistert jubeln, wenn die Band auf die Bühne kommt. Ich werde es ungefähr eine halbe Stunde ganz vorn im Wellenbrecher aushalten und mit dem begeisterungsfähigen Publikum zu den Songs tanzen. Dann werde ich mir erschöpft ein Getränk holen und aus sicherer Distanz den Rest der Show betrachten.
Flogging Molly ist die wahrscheinlich irrste Liveband für österreichische Festivals. Ich hab sie jetzt dreimal gesehen, zweimal am FM4 Frequency und einmal in Wiesen. Jedes Mal haben sie am Nachmittag gespielt, und jedes Mal haben sie eine Liveenergie verbreitet, die das Publikum euphorischer und begeisterter gemacht hat als die jeweilige Headliner-Show. Daher ist es nur folgerichtig, dass die energetische Band dieses Jahr ihren sogenannten Headliner-Slot bekommen hat.
Wenn du raue Festival-Energie at its best mitbekommen möchtest, darf du dir diesen Wahnsinn nicht entgehen lassen. Egal, was du die anderen 364 Tage im Jahr über Irish-Folk-Ska-Punk denken magst.
(Schau: jetzt hab ich ein Video gegoogelt und jetzt kenn ich sogar einen Songtitel.)