Erstellt am: 22. 5. 2013 - 11:25 Uhr
Tagebuch zum Jahr der Pflicht (20)
marc carnal
Nach dem "Jahr des Verzichts" im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.
Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.
Voting Jänner - Kategorie Handwerk
Voting Februar - Kategorie Wissen
Sonntag, 12. Mai
● Fußball-Spielberichte bestehen meistens aus Fertigteilsätzen, Ausnahmen wie diese springen da besonders ins Auge:
"Die Anzahl der Möglichkeiten von Wiener Neustadt wäre ohne Erfindung der Null nicht zu beziffern gewesen." (sport.orf.at, 12. Mai 2013)
● Man möge nun kurz irritiert sein, dass ich an dieser Stelle einen Porno empfehle, ich kann aus schierer Begeisterung aber nicht anders, also lege ich jedem ans Herz, sich das Meisterwerk "Alice in Wonderland: An X-Rated Musical Fantasy" anzusehen. Porno-Musical, starkes Genre.
Die eher uninteressanten und recht raren Sexszenen kann man getrost skippen und sich dafür an der prächtigen Komik der Dialoge erfreuen.
"We don't have any towels. We had one once, but it was stolen by a hotel."
Schön auch die vielen Brüche, etwa wenn eine Protagonistin auf Französisch die Frage stellt, mit wem sie denn schlafen müsse, um aus diesem Film wieder rauszukommen.
Montag, 13. Mai
● Wenn ich bisher alle Saufpläne in die Tat umgesetzt hätte, wäre ich gleichzeitig weltberühmt, lebenslänglich verurteilt, steinreich und tot.
● Ein Vierzeiler mit "Rudolfsheim-Fünfhaus":
Hier ganz in der Nähe
wohnt dein lieber Onkel Bernd.
Außerdem ist Opa Rudolfs
Heim fünf Hausecken entfernt.
● "Suppe dazu?"
"Gerne."
"Welche Einlage?"
"Hm... Kartentrick?"
"Kartentrick ist aus, vielleicht Ballett?"
"Ja gern."
Dienstag, 14. Mai
● Heute fand wieder die Wahl zum schönsten Mann von Wien statt. Unter der Ägide einer namhaften Jury stellte ich mich den neugierigen Blicken von Publikum und Experten, um meinen Titel zum insgesamt fünften Mal zu verteidigen.
Dass die Konkurrenz nicht schläft, bemerkte ich schnell. Im Backstage-Bereich spürte ich nicht nur einen missgünstigen Blick. Ich ließ mich jedoch nicht aus dem Konzept bringen und präsentierte der kritischen Juroren mein Antlitz.
Nach eingehender Beratung beschloss man schließlich, dass ich meinen Titel erneut verteidigen konnte. Nun bin ich für die nächsten zwei Jahre also wieder offiziell der schönste Mann von Wien. Ich bedanke mich bei allen, die an mich geglaubt haben.
● frautravnicek weist mich nach meinem Rüttelscheim-Schüttelreim von letzter Woche dankenswerterweise darauf hin, dass meine Fantasie auf Tatsachen fußt, weil es nämlich im Prater tatsächlich ein Fahrgeschäft gibt, welches man mit Fug und Recht als Rüttelscheibe bezeichnen kann:
Mittwoch, 15. Mai
● Interviewantworten von Fußballspielern, die zur Abwechslung wohltäten:
- "Natürlich werden wir in den letzten Spielen nicht mehr hundertprozentig bei der Sache sein, wenn wir schon Meister sind. Wettbewerbsverzerrend ist das aber wohl nicht zu nennen, schließlich sind wir auch über unsere Konkurrenten zu stellen, wenn wir uns nicht bemühen."
- "Mit dem neuen Trainer ist die Stimmung in der Mannschaft leider noch schlechter geworden, aber gut, Sie können sich Ihren Chef ja auch nicht aussuchen und würden wahrscheinlich zur Abwechslung mal gerne interessante Fragen stellen, wenn man Sie ließe."
- "Wir haben ungefährt die zwölftbesten Fans der Liga."
- "Ich hätte lieber einen Job, der meinem Körper weniger zusetzt. Mir sehen unzählige Fremde bei der Arbeit zu und meine Kollegen sind zum Großteil primitive Rohlinge. Aber gut, ich bin mit dreißig Multimillionär, da nimmt man den ganzen Zirkus halt einige Zeit in Kauf."
- "Natürlich hatten weder wir noch der Gegner etwas gegen ein Unentschieden. Wieso auch, wenn auf diese Weise beide im Achtelfinale stehen? Aber das hat doch nichts mit Schiebung zu tun, ich würde es eher beidseitige ressourcenschonende Klugheit nennen."
- "Natürlich habe ich den Sieg schon realisiert. Nächste Frage."
- "Der Sieg geht hauptsächlich auf mein Konto. Schließlich hätte die Mannschaft ohne meine Tore verloren."
Donnerstag, 16. Mai
● "Ich würde Ihnen Salz und Pfeffer ans Herz legen", sagte der Streuerberater.
● Manchmal isst man auch nur was, damit die nächste Zigarette besser schmeckt.
● Schön, was eine schon etwas angestaubte Ausgabe des Business-Knigge so empfiehlt. Wenn man bei einem Geschäftsessen nach dem Salz greift und die Krawatte dabei in die Suppe hängt, soll man sagen: "Ich bin ein heißer Anwärter für den Tollpatsch des Monats."
Wie gern würde ich diesen Satz mal wirklich von jemandem hören, dann könnte ich entgegnen: "Ach, Sie haben auch den Business-Knigge gelesen? Sie sind ein heißer Anwärter für Streber des Jahres."
Freitag, 17. Mai
● Kurzschüttelreim:
In der Bim iss
einen Imbiss!
● Kleiner Zeitvertreib für zwischendurch: Geben Sie einen Suchbegriff bei Google ein und sehen Sie sich das allerletzte Ergebnis an. Geht sich mit wenigen Klicks aus, da Google nur rund 1000 Ergebnisse ausspuckt. Eigentlich auch doof: Da gibt man sich Mühe, eine Seite zu programmieren, die immerhin die 1024st-beste wird und kommt dann gar nicht bei Google vor.
Jedenfalls sind die letzten Ergebnisse insofern teilweise überraschend, weil man selbst bei völlig harmlosen Suchanfragen oder Satzfragmenten auf Sex-Seiten landet.
Kurze Fügungen bringen tendenziell die lohnenderen Ergebnisse. Versucht man es mit "jederzeit wieder", landet man in einem Diskussionsforum, in dem die Vorteile von einsamem Urlauben erörtert werden. "Aber sicher doch" führt zuletzt auf ein Video einer jungen Dame, die ihre Scheide präsentiert. Titel des Films: "Nichts unterm Rock? Aber sicher doch..."
Das Beste an diesem Such-Spiel ist zweifelsohne, dass man nach spätestens zwanzig Minuten jegliches Interesse daran verliert und sich fortan wieder Lohnenderem widmen kann.
Samstag, 18. Mai
UIG Entertainment
● Kollege Wurm hat für Kollegen Hurej ein fantastisches Geschenk: Den "Spreng-Simulator!" Mit dem Beistrichfehler-veredelten Slogan "Sprengen, wie die Profis" bietet dieses seltsame Spiel alles, was das Hobbysprenger-Herz begehrt! In der Limited Edition gibt es zwei Bonus-Levels: "Altes Rathaus" und "Kamine".
Leider kann man nicht damit beginnen, beispielsweise das AKH zum Bersten zu bringen, sondern muss sich die Levels erst freispielen, also wahrscheinlich mit Schrebergartenhäusern beginnen.
Die besten Sprengungen können gespeichert werden, um sie um sie später immer wieder anzusehen.
Das ist natürlich praktisch, wenn man Gäste beeindrucken will - "Ich habe einige meiner besten Sprengungen gespeichert, darf ich Sie zum Beamer entführen?"
Das Spiel gehört nun mir, da Kollege Hurej sich bereit erklärte, es mit dem "Gastronomie-Simulator" zu tauschen, den ich vor einigen Monaten von Kollegen Wurm geschenkt bekam. Woher nimmt er eigentlich immer diese bizarren Simulationsspiele? Und was gibt es in der Reihe sonst noch? Hier einige Vorschläge für die Programmierer:
- Holzfäller-Simulator
- Notarzt-Simulator
- Bungee-Simulator
- Abschlepp-Simulator
- Pistenraupen-Simulator
Wer denkt, dass mich die Fantasie hier etwas zu wild geritten hat, möge die Website von UIG Entertainment besuchen und staunen!