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Marc Carnal

Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, hat die bessere Luft. Lach- und Sachgeschichten in Schönschrift.

14. 5. 2013 - 12:30

Tagebuch zum Jahr der Pflicht (19)

Mai: Eine dreistöckige Torte backen und unangekündigt einem fremden Brautpaar überreichen.

marc carnal

Nach dem "Jahr des Verzichts" im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.

Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.

Voting Jänner - Kategorie Handwerk

Voting Februar - Kategorie Wissen

Voting März - Kategorie Musik

Voting April - Kategorie Sport

Voting Mai: Kategorie Essen

Sonntag, 5. Mai

● "Das Herz auf der Zunge tragen" ist eine schöne Redewendung. Werde von nun an versuchen, für lallende Besoffene das Sprachbild "Die Leber auf der Zunge tragen" zu etablieren.

Ich heiße Marc
und war im Park

(aus der Reihe: "Banale Freizeitgestaltung in banaler Gedichtform")

● Man muss nicht besonders klug sein, um Schifahren zu können.

Montag, 6. Mai

● Charmanter Fauxpas: Jemanden für die Konsequenz loben, in sämtlichen Bilderrahmen die Beispielfotos aus dem Möbelhaus stecken zu lassen und dahinter gar ein künstlerisches Ansinnen vermuten, dann aber durch die korrekte Deutung von ratlosen Blicken bemerken, dass man die gelobte Person in Wahrheit beleidigt hat, weil die ganzen Aufnahmen von Sonnenuntergängen und harmonischen Kernfamilien selbstgemacht sind. Wurscht, ich brauch eh keine zusätzlichen Freunde.

● Tippt man bei Google "Harry P" ein, werden ausschließlich Harry Potter-Suchbegriffe vorgeschlagen. Hallo!? Was ist mit Harry Prünster?

● Kostenloses und obendrein sinnvolles Beruhigungsmittel: Minutenlang auf die Grafik beim Defragmentieren der Festplatte starren.

orf

Dienstag, 7. Mai

● Sollte es künftig zu Output-Engpässen im Tagebuch kommen, werde ich einfach kurz mit meiner Mutter telefonieren und heimlich mitschreiben:
"Früher gab es ja noch kein Internet oder sowas."
"Man muss ja nicht gleich jemanden umbringen, aber ein bissl lügen sollte man schon."

● "Mein Sohn spielt in der U6"
"Echt, welche Position?"
"Fahrkartenkontrolleur."

Mittwoch, 8. Mai

● Facebook ist ein tolles Unternehmen, nur der Internetauftritt lässt etwas zu wünschen übrig.

Sehr geehrter Herr Carnal,
mit stets großer Begeisterung lese ich ihre vortrefflichen Gschichtln. Den Schmäh mit dem Internetauftritt haben sie allerdings bereits am 1. April 2011 gebracht, damals halt mit Google statt Facebook. Sie wiederholen sich! Gehen Ihnen etwa die Ideen aus?
Mit relativ freundlichen Grüßen, W. aus W.

orf

● Ein kleiner, charmanter Jokus für die ganze Familie:
Was bestellen Mafiosi im Kaffeehaus?
Einen Erpresso.
Das ist doch lieb!
Ich erhoffe mir Lob und Zuneigung!

Donnerstag, 9. Mai

● Produktidee: Ein kleines Säckchen, das nach einigen Minuten im Backofen den Duft von gebackenem Kuchen verströmt. Für so Leutln, die immer Wert auf die Atmo legen. Gibt es wahrscheinlich eh schon, aber ich hab gerade die Adresse von Google vergessen, und wie bitte soll ich die ohne Google rausfinden? Sollte meine Kuchenduftsäcke dagegen noch nicht erfunden worden sein, bescheinige ich jedenfalls beachtlichen theoretischen Erfolg.

● Wenn vor zehn Jahren jemand eine SMS oder einen Anruf auf das Handy bekam, hörte man noch oft Sätze wie “Uuh, da ist aber wieder jemand superwichtig!” Heute nicht mehr.

Ein Aufruf: Sollte im Kreise der Leserschaft ein Paar bekannt sein, das in den nächsten Tagen zu heiraten gedenkt und sich womöglich darüber freuen würde, von einer erlesenen Delegation der Neigungsgruppe Pflicht mit einer detailverliebt gestalteten, dreistöckigen Hochzeitstorte überrascht zu werden, möge man mir per Mail Tipps zukommen lassen und dem zu überrumpelnden Paar nichts davon erzählen.

Freitag, 10. Mai

● Im Prater gibt's a Rüttelscheibn,
die brauch i für mein Schüttelreim.

(Funktioniert natürlich besser gesprochen, wenn die Scheibe zur "Scheim" wird und klärt auch nicht ganz, was eine Rüttelscheibe sein soll, aber dass man diese am ehesten im Prater findet, liegt ja wohl auf der Hand.

● Cross-Eigenwerbung: Es gibt jetzt das FM4 Wetterpanorama. Vor allem das Foto ist ein guter Grund, auf den gelben Text zu klicken.

Samstag, 11. Mai

marc carnal

● Ein etwas unschmeichelhafter Euphemismus für jemanden, mit dem man sich ein Tête-à-tête weniger gut vorstellen kann, ist "Kumpeltyp". Ein Express-Brainstorming ergibt wesentlich schönere Einsatzmöglichkeiten dieser Vokabel:

  • "Klaus fängt nächste Woche im Bergwerk an. Er war ja schon immer eher der Kumpeltyp."
  • "Wir als stimmenstärkste Partei nehmen den Auftrag zur Regierungsbildung selbstverständlich an und werden schnellstmöglich in Verhandlungen treten. Eine Koalition mit den Grünen schließen wir aber aus, die sind eher der Kumpeltyp."
  • "Sorry, nur weil ich beruflich Typberaterin bin, heißt das nicht, dass ich dir in meiner Freizeit Kleidung aussuche. Ich bin ja keine Kumpel-Typberaterin."

● Laut Internetrechner beträgt mein biologisches Alter 41. Interessant wird es, wenn man den Test ein zweites Mal macht und diesmal alle Fragen möglichst so beantwortet, dass ein schändlicher Lebensstil generiert wird. Gibt man dann als tatsächliches Alter 100 an, beträgt das errechnete biologische 138,6 Jahre. Nachdem bisher noch kein Mensch nachweislich so alt wurde, irritiert dieses Ergebnis ausreichend, um mich von meinem eigenen Resultat nicht aus der Fasson bringen zu lassen.