Erstellt am: 30. 4. 2012 - 19:30 Uhr
Mehr als die Summe der Ersatzteile
Gingko Press
Das Fahrrad ist mehr als die Summe seiner Ersatzteile. Es steht auch für etwas: für Kindheitserinnerungen, das Gefühl von Freiheit, umweltschonenden Verkehr und für eine ganze, überall auf der Welt vertretene Fahrradkultur. Aufgrund dessen ist es auch ein gutes und beliebtes Motiv für Kunst jeder Art.
Kiriakos Iosifides ist Begründer des griechischen Graffitti Magazins Carpe Diem und hat bereits mehrere Bildbänder herausgegeben, die sich hauptsächlich mit dem Thema Urban Art befassen. In Bike Art - Bicycles in Art around the World hat er Kunstwerke von zahlreichen Künstlern überall auf der Welt zusammengetragen, die das muskelbetriebene Vehikel von allen Seiten und in allen Farben und Formen behandeln.
Die vielen Arbeiten sind in dem Bildband nach einigen Kategorien unterteilt. Zwei Kapitel widmen sich Zeichnungen, Gemälden und Illustrationen.
Boris Indrikov
First Floor Under
Mads Berg
Da das Fahrrad eigentlich ein Objekt des öffentlichten Raumes ist, ist die Verwendung des Motivs in Street Art eigentlich sehr naheliegend. Aber auch weil es im persönlichen Interesse von Iosifidis liegt, ist der Urban Art in dem Bildband ein eigenes Kapitel gewidmet.
stinkfish
Andy Barrett
Es gibt auch nicht wenige Menschen, die ihr Fahrrad so sehr lieben, dass sie es immer bei sich tragen möchten und es sich deshalb tätowieren lassen. Auch damit setzt sich Bike Art auseinander.
Die verschiedenen Perspektiven und Stilrichtungen der Künstler sind interessant und bringen den "Leser" bei jedem Mal Umblättern erneut zum Staunen. Was ich aber am interessantesten gefunden habe, waren die Skulpturen, wo entweder Fahrräder als Ausgangsmaterial für etwas anderes verwendet wurden oder die Räder selbst künstlerisch gestaltet worden sind. Man findet zum Beispiel einen Luster aus Fahrradketten von der Künstlerin Caro oder Tierskulpturen aus Fahrradteilen vom Künstler Joe Gacnepain.
Dzine
Das letzte Kapitel befasst sich schließlich mit Aktionen und Initiativen, die sich mit dem Fahrrad beschäftigen, wie der Protestaktion Critical Mass, bei der in Städten überall auf der Welt unzählige Radfahrer sich gleichzeitig aufs Gefährt schwingen und die Straßen von den Autofahrern zurückerobern. Oder die Aktion Goodwill, die alte Räder wieder auf Vordermann bringt und sie an Entwicklungsländer spendet.
- #bikelove - Eine Handvoll Kurzfilme über das Radfahren. Mit Musik!
- Fahrradblogs aus Österreich - eine Rundschau
- Mehr als die Summe der Ersatzteile: Bike Art, ein Bicycle-Bildband
Die Texte zu den Künstlern und ihrer Arbeit lassen leider stark zu wünschen übrig. Sie scheinen nicht aus einer Feder entstanden zu sein, sondern eher von vielen unterschiedlichen Verfassern zu stammen. Deswegen sind manche Texte informativer, andere weniger und wieder andere sind nahezu völlig sinnentleert. Ein anderer Kritikpunkt wäre, dass Photografie als Kunstform völlig ausgespart wurde.
Es ist allerdings zu erwarten, dass Iosifidis noch einen weiteren Bildband zum Thema Bike Art plant, in dem dann möglicherweise auf Photografie und andere Kunstformen eingegangen wird.
Von diesen kleinen Wehrmutstropfen abgesehen ist Bike Art - Bicycles in Art around the World aber ein wirklich schönes und unglaublich umfassendes Bilderpanorama von Künstlern weltweit und über die vielen Seiten des Fahrrads.
Chris Carlsson