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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

30. 4. 2012 - 13:15

"So schön ist Radfahren"

Fahrradblogs aus Österreich - eine Rundschau

Radfahren ist nicht gleich Radfahren. Das Rad ist nämlich nicht nur Sport-, sondern auch Verkehrs- und Genussgerät. Jede und jeder fährt und nutzt es anders. Diese Vielfalt spiegelt sich auch im Netz wider, in Blogs, wo verschiedenste Leute über ihre Erlebnisse mit ihren Rädern schreiben.

Die österreichische Radbloglandschaft ist allerdings karg und entwicklungsbedürftig. Nur wenige Blogs drehen sich ausschließlich um das Rad, und die sind meist von Interessensgemeinschaften, von den Radlobbies IG-Fahrrad und Argus, oder von Tourismusverbänden. Auch die alteingesessenen Medien wollen vom gesteigerten Interesse am Radfahren profitieren, so hat etwa die Wiener Zeitung den Radblog "Freitritt" eingerichtet und auf derstandard.at gibt's den "Radkasten".

Get out of my bikelane!

In den letzten Monaten hat es ein Blog aus den USA zu Schlagzeilen in österreichischen Medien gebracht: MyBikeLane. Hier finden sich Einträge wie folgender:

Auto steht halb auf dem Radstreifen, Radfahrer kann nicht überholen

mybikelane.com katasterrat

Radstreifen sind für Kraftfahrzeuge tabu, auch im Stau. User Katasterrat

RadfahrerInnen zeigen auf MyBikeLane Verkehrssünden auf, mit Foto, Straßenname und Kennzeichen. Meist sind es Autofahrer, die den Radweg verparken oder RadlerInnen den Vorrang nehmen, aber auch das Verhalten anderer RadfahrerInnen oder FußgängerInnen wird kritisiert.

Die MyBikeLane-UserInnen in Österreich sind besonders fleißig. Wien liegt im internationalen Städteranking nach New York an zweiter Stelle. Fast 3.500 anonyme Einträge gibt es für Wien, etwa 1.200 für das viertplazierte Linz. KritikerInnen sehen den Blog als "Blockwartseite", wo andere denunziert werden. Dieses Anprangern würde dem Miteinander der VerkehrsteilnehmerInnen schaden. Für manche RadfahrerInnen sind die Einträge hingegen Notwehrakte gegen ignorante Verkehrsteilnehmer und untätige Behörden.

Schick am Rad

Auf Viennacyclechic.at wird der Kampf ums Radfahren auf eine andere Weise geführt. Die beiden BetreiberInnen Paul und Anabel Rasper wollen zeigen, wie schön Radfahren in der Stadt sein kann. Sie fotografieren
schicke Menschen auf schönen Rädern. Anzug, Hut und Trenchcoat ist ein beliebtes Fotomotiv.

Mann mit Anzug und Hut auf Rad

ViennaCycleChic // WienerRadlChic

FM4 fährt Rad:

  • #bikelove - Eine Handvoll Kurzfilme über das Radfahren. Mit Musik!
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  • Mehr als die Summe der Ersatzteile: Bike Art, ein Bicycle-Bildband

Für Paul ist vor allem die Komposition wichtig, dass FahrerIn und Rad zusammenpassen. Reine Funktionsräder wie Mountainbikes sind für ihn in der Stadt tabu. Ein Rad sollte die klassische Form bewahren, wie sie Waffenräder seit mehr als hundert Jahren haben. Auch Funktionsbekleidung aus Lycra würde er am liebsten aus dem Stadtbild verbannen.

Die Idee für den CycleChic-Blog stammt aus Kopenhagen, der inoffiziellen Hauptstadt des Radfahrens. Mitllerweile hat sie weltweit über 65 NachahmerInnen gefunden, von Paris bis Sidney, von London bis Bogotá. Die CycleChic-Blogs sind eine persönliche Imagekampagne für das Radfahren. Radfahren soll alltäglich werden, nicht nur für sportliche Menschen, sondern für jeden. Hinter den modischen Fotos steckt auch ein politischer Ansatz, wie Paul noch betont, die RadfahrerInnen sollen sich die Stadt von den Autos zurückholen.

Leseliste

Interessante Beiträge zu Rädern und Radfahren gibt es auch noch bei Velosophie, dem Magazin für Fahrradkultur, schöne Bilder von Radkonstruktionen auf der Site der BikeKitchen. Eine Plattform für Fixies findet sich auf fixedgear.at, (obwohl die Site ein wenig eingeschlafen ist) und schöne Mountainbike-Touren gibt's z.B. auf Bike-Blog.at.

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