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Susi Ondrušová

Preview / Review

29. 12. 2010 - 16:04

Between the years

Musikalische Empfehlung für nicht nur zwischendurch.

Foals "Total Life Forever"
(Transgressive/ Warner)

Das zweite Album ist das schwierigste. Manche Bands widmen sich lyrisch dem Erfolgstumult und veröffentlichen Songs, die davon handeln, auf Tour zu sein. Jeder weiß allerdings, dass auf Tour nichts passiert. Tourleben besteht aus Warten. Fahren. Warten. Spielen. Party. Manche Bands, wie die Foals mit ihrem belesenen und in Interviews stets sehr reflektierten Sänger Yannis Philippakis, sind wie Saugschwämme und können die Disziplin aufbringen den Tumult aus ihrer Umgebung wegzublenden oder die Unregelmäßigkeit ihres Tour-Alltags für sich nutzen und normal weitertun: An instrumentalen Songskizzen arbeiten, die dann im Studio vervollständigt werden, oder: Lesen. Die Schriften von Ray Kurzweil.

transgressive

Sein "Singularity Is Near" wird auf dem Titeltrack vom gleichnamigen Foals Album zitiert. Wenn Mensch und Maschine fusionieren und uns zu ewigem Leben verhelfen, wie definieren sich zwischenmenschliche Beziehungen? ("I know a place, where I can go when I´m low. Down to your house, I will go, when I´m low, cos total life forever, will never be enough, no!") Davon handelt das zweite Foals Album, von Künstlichkeiten ("Miami"), Ehrlichkeiten ("Spanish Sahara"), Vergangenheiten ("Black Gold"), Wahrheiten ("This Orient").
Die persönlichste Songsammlung für Yannis Philippakis. Im Vergleich zum hervorragenden Debüt "Antidotes" klingt die Band weniger streng formenhaft. Das mathematische Trommeln und Gitarrensaitenzupfen ist aufgeweicht aber nicht weniger eindringlich. "Total Life Forever" ist vielleicht ein Grower Album, eines auf dem die Songs erst nach mehrmaligem Hören in ihrer Gesamtkonstellation Sinn machen.

Ich empfehle demnach also nicht die 27 Songs umfassende Deluxe Edition, die mit den instrumentalen Songskizzen versehen ist, die zwar allesamt interessant sind, aber von der Dichte des Albums ablenken, sondern das handelsübliche Werk. Vielleicht gar eine 7Inch-Single, noch dazu mit den verrückten Remixen. Und das Londoner Neujahrskonzert mit den Foals - geht sich für mich zwar nicht mehr aus, aber hey, sobald die Technik das Beamen erlaubt - erste Reihe oder down to your house that´s where I´ll go.


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