Erstellt am: 25. 12. 2010 - 15:16 Uhr
Between the years
Autolux - "Transit Transit"
(ATP Recordings)
Autolux
Eigentlich Musik für Kopfhörer. Das kalifornische Trio mit dem besten Bandnamen ever, nämlich Autolux, musste erst auf dem ehrwürdigen All Tomorrow's Parties Label unterschreiben, um auch auf meinem 180-Gramm-Teller zu landen. Dabei haben Autolux nach dem Erscheinen ihres Debütalbums "Future Perfect" mit so namhaften – und ich sag' das Wort namhaft nicht so gern – Bands gespielt wie Nine Inch Nails oder PJ Harvey.
Der Sekundenzeiger der Aufmerksamkeit tickt bei Autolux anders. Sechs Jahre lang haben Sänger und Bassist Eugene Goreshter, Gitarrist und Sänger Greg Edwards und Schlagzeugerin und ebenfalls Vokalistin Carla Azar in ihrem Studio in Los Angeles an den zehn Tracks auf "Transit Transit" gearbeitet. Hört man sich das Debütalbum rückblickend an, war die lange Albumentstehungszeit wohl nicht nur einem Perfektionismus (statt Schlagzeug wurden auf dem Titeltrack Kühlschranktüren als Beat verwendet) geschuldet, sondern vor allem auch einer Soundentschlackung. Warmer, reicher Klang ohne gestresste überladene Effektexzesse, die den subtilen Aufbau der Songs hektisch klingen lassen würden.
Für Fans von: My Bloody Valentine, Sonic Youth, A Place To Bury Strangers, Blonde Redhead, Radiohead (post Kid A!), Deerhunter und Björk.
atp recordings
"Census" klingt wie der Hit, den Sonic Youth nicht mehr schreiben wollen. Dass die Band mehr als nur ein Gitarreneffekt-One-Trick-Pony mit einer guten Plattensammlung ist, beweisen die minimalistischen Spielereien auf Songs wie "Highchair" oder "Bouncing Walls". Der closing Track "The Science Of Imaginary Solutions" fasst alle Kreativideen von "Transit Transit" nochmal in fünf Minuten zusammen. Eine Autobahnfahrt von einem Song, die an einer mit Pianos geschmückten Dorfstraße beginnt, über brennende Waldstraßen durch die Berge führt und an einem Parkplatz vor einem Hochhaus endet. So ein Parkplatz, wo die Autos zwecks Überfüllung so dermaßen dicht nebeneinander geparkt sind, dass ein Lackschonendes Aussteigen unmöglich erscheint. Also weiterfahren. Transit Transit.
Silver Columns - "Yes And Dance"
(Moshi Moshi)
Das schottische Label Fence Records hat sich unter der kaufmännischen und künstlerischen Leitung von Kenny Anderson aka King Creosote einen Namen in DIY-Folk Zirkeln gemacht.
Silver Columns
Für Fans von: Four Tet, Hot Chip, Delphic, Caribou, Robots In Disguise und Björk.
Neben King Creosote ist auch James Yorkston Teil des Fence Collectives: Platten, Tshirts, Fanzines werden in dem verschlafenen Dorf Anstruther in Fife produziert, ein Festival namens Homemade findet dort statt und so erzählt man sich wohl ähnlich wie in Wien, wenn es um Seayou Records & Fettkakao Records geht, von Fence Records als einem Vorzeigelabel und zentralem Szenemagneten. Auch Johnny Lynch und Adem Ilhan sind in diesen Zirkeln zuhause. Johnny Lynch ist mit King Creosote Labelbetreiber und veröffentlicht als Pictish Trail Musik, die sich zwischen Nu-Folk und minimalem Post-Rock bewegt. In Österreich war er zuletzt im Vorprogramm von Malcolm Middleton zu sehen. Auch ein Schotte, die Welt ist klein. Adem Ilhan ist ebenfalls Singer/Songwriter, hat als Solokünstler 2008 das Album "Takes" veröffentlicht, auf dem er seine 90er Alternative Rock Lieblingssongs covert. Eh okay. In den 90ern war dieser Adem mit einem gewissen Kieran Hebden aka Four Tet in einer Post Rock Formation namens Fridge. Die Wege haben sich proberaumtechnisch getrennt. Die Liebe für Dance und Elektronica ist ihm geblieben. Also Auftritt: Pictish Trail.
Gemeinsam haben sich Adem und Pictish Trail zu Silver Columns zusammengeschlossen und haben mit "Yes And Dance" eine ziemlich beeindruckende Synth-Pop-Platte veröffentlicht. Der gleichnamige Titeltrack ist ein Hit, eine Einladung den Dancefloor zu stürmen, wenn dieser mit Kuhglocken behängt ist. Mit Folktronica darf Silver Columns nicht zusammengefasst werden, dafür sind die Tracks zu offensiv auf Club ausgerichtet. Dementsprechende Beleuchtung always on.
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