Erstellt am: 27. 12. 2010 - 12:56 Uhr
Between the years
Zola Jesus - "Stridulum II"
(Souterrain Transmission)
Nika Roza Danilova wurde erstmals abgelehnt. Wäre ihre Bewerbung an der New Yorker Juilliard School angenommen worden, würden wir von Nika Roza Danilova eher über den Salzburger Festspiele Newsletter erfahren, als über Pitchfork.com.
Zola Jesus
Die 21-jährige Sängerin aus Madison, Wisconsin hat ihren Eltern gegenüber mit sieben Jahren den Wunsch geäußert Opernsängerin werden zu wollen. Durch die strenge Gesangsausbildung wurde sie erstmals leergesogen. Dem eigenen und genrebedingten perfektionistischen Anspruch geschuldet und dem schmalen Grat zwischen Richtig und Falsch, wurde aus ihrem Sängerinnen-Traum bald ein Trauma. In der Überforderung, als sie sich schon vor dem Beginn mit dem Ende ihrer Gesangskarriere angefreundet hatte, zog sie sich in ihr Schlafzimmer zurück, um in den eigenen vier Wänden an den Songkonzepten zu arbeiten, die auf der EP "Stridulum" und dem Debütalbum "Stridulum II" nun ausgearbeitet und veröffentlicht wurden. Musik als Katharsis. Zola Jesus ist an lieblicher Überzuckerung nicht interessiert.
Für Fans von Soap&Skin, Xiu Xiu, Fever Ray, Lydia Lunch und Björk.
Holy Fuck - "Latin"
(XL Recordings)
2007 hat die kanadische Experimental Elektronik Formation Holy Fuck mit "Lovely Allen" einen der besten Stehaufmännchen Killer Tracks des Jahres veröffentlicht. Ein Song überschwenglichsten Ausmaßes: für das Happy Ending einer Romcom genauso geeignet wie als Soundtrack für den Weltuntergang, den man wohl hinter dem Steuer eines Chrysler Jeep beobachten sollte.
xl recordings
Nichts anderes wollte ich 2007 hören als diese gitarrenfreie melodiöse Höchstleistung. 2010 hat die Band mit dem leicht zu googelnden Namen ihr drittes Album, "Latin", vorgelegt. Für eine Band, die bei ihrer Gründung keine "Songs" mit Anfang und Ende schreiben wollte, sondern die Grenzen des begrenzten Knöpfe-Chaos ausloten wollte, um mittels Circuit Bending einer "No Limits" Arbeitsweise zu verfallen, ist "Latin" ein ziemlich durchstrukturiertes neun Tracks umfassendes Dokument ihres kreativen Wahnsinns. Drums, Drumcomputer, alte Synthesizer, Bass, Kinderspielzeug, Keyboards, gar ein 35mm "film synchronizer" sind auf "Latin" zu hören. Und erstmals auch geloopte, mit Verzerrungen entfremdete Vocals, die sich als zusätzliches Instrument in die avantgardistische Soundpalette eingliedern und zum rastlosen Tanzen auffordern. "SHT MTN" oder "Red Lights" sei hier nicht nur der Autoindustrie als Nachfolge-Hit für den krisengebeutelten Alltag empfohlen. Herzig.
Für Fans von Trans Am, Mogwai, Animal Collective, Tortoise.
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