Erstellt am: 26. 2. 2010 - 11:33 Uhr
Something For The Weekend
Off topic wie schon lange nicht, aber keine Sorge: weiter unten kommen die Termine. Noch viel mehr Blechsalat gibts hier: termine.orf.at/fm4
Eigentlich hab ich schon wieder ganz vergessen, wie es sich anfühlt, wenn du draußen bist und nicht mit gesenktem Kopf gehen musst, weil dich sonst der Wind frontal abschießt. Außerdem war ich fix der Meinung, das so etwas wie Farbe tatsächlich auf einer Verschwörung von RAL und Pantone beruht, und die echte Welt mit einer Sättigung von S<50 auskommen muss, so grau in grau wie das alles jetzt monatelang war.
Umso ärgerlicher, dass mich ausgerechnet jetzt eine Angina derwischt, und ich außer blöd Olympiaschauen nix zusammenbringe. Da wiederum (du merkst, ich habe aktuell keine anderen Sorgen) empfiehlt sich die Eurovisionsübertragung im Netz mit gleichzeitigem Tom Schaffer Kommentar auf der Standard-Website, weil du nämlich sonst innerhalb von fünf Minuten einen Persönlichkeitswandel hinnehmen müsstest, der dich ganz schön derb flasht.
Würdest du nämlich dem anderen Livestream oder der Fernsehübertragung folgen, wär dir sofort klar: Du bist nichts wert. Du bist ein Niemand. Gottgegeben und unumstößlich. Das Einzige, was dich aus der tristen, unwerten Existenz herausreißen kann, ist, wenn ein Mann, der in dem Land geboren wurde, in dem du gerade lebst, auf seinen Schiern schneller den Berg hinunterfährt als alle anderen Menschen der Welt.
Erst dann kannst du endlich wieder stolz sein auf dich. Dann bist du wieder wer.
Dein allererster Gedanke ist wohl ungefähr der: na geh, wie erbärmlich - sein ganzes Selbstbewusstsein und den Selbstwert aus der Tatsache zu ziehen, wie schnell die Herren Österreicher den Schnee hinuntercarven, bruhaha. Aber spätestens nach der zweiten eindringlichen Warnung der Volkserzieher im Fernsehen "Österreich ist eine Alpinnation" bist du verloren. Du schämst dich für deinen Gedankengang.
Dabei find ich sportlichen Wettkampf sehr spannend. Großartig, wie sich Freeskier über Wu-Tangs (!) den Cypress (!!) Hill, ääh, Mountain, hinunterkämpfen! Super, wenn in einer der vielen Sportarten, für die man Langlaufen muss, sich zwei Kontrahenten im Zielsprint matchen!
Aber warum muss das immer mit einem Länderwettkampf verbunden sein? Warum ist ein ganzes Land traurig, wenn nicht einer der Unseren den Sieg holt? Warum reicht es nicht, dass eine Frau die Goldmedaille holt, oder Rodler oder so - warum muss es immer ein "alpiner" Mann sein? Warum sucht sich nicht einfach jeder Fan den Athleten oder die Sportlerin aus, die einem am sympathischsten scheint? Oder wär das neoliberal, weil das dann nur mehr auf Ich-AGs und individualistische Ellenbogengesellschaft hinausläuft? Oder macht das (wie beim Fußball, wo in den Parks und Käfigen sowieso alle mit Messi-, Ronaldo- oder Riberyleiberln herumlaufen, egal in welchem Land sie sind) eh jeder außer ein paar chauvinistischen Idioten?
(Und was wär überhaupt damit, die lächerliche Nationalverbandstruktur aufzugeben, und internationale Teams oder Trainingsgruppen zu etablieren, wie etwa bei den Fußballvereinen oder den Radsportmannschaften oder der Formel 1?)
Wurscht. Am Sonntag ist der ganze Wahnsinn eh wieder vorbei. Was übrigens auch für diese Termine gilt:
Freitag / Raveklub / Skwerl / Badeschiff / Wien
Letzte Woche war hauptsächlich das Auslachen von Kreaturen an der Reihe, die sich selbst nicht auf eben diese kriegen. Wenn wir schon beim Thema Staat und Nation sind, dann sind das entsprechende Äquivalent diese Woche die Falklandinseln.
Irgendwann in den Achtzigern hat es dort einen sinnlosen Krieg gegeben. Sinnlos zwar, aber immerhin klassisch, weils da nämlich ganz bilderbuchmäßig um Gebietsansprüche gegangen ist, und nicht fadenscheinige Gründe wie Befriedung von Wilden oder angebliche Unrechtsregime gegangen ist, die als Chiffre für geopolitischen Einfluss oder Öl herhalten müssen.
Das mit dem Öl hat sich jetzt auch auf die Falklandinseln herumgesprochen - trotzdem sind Staaten (auch wenn sie möglicherweise den Status von britischem Commonwealthirgendwas haben) mit rund 3000 Einwohnern voll peinlich. Ich mein, die Hauptstadt ist nach einem Typen benannt, der nie dort war und den keiner kennt, du hast beinahe mehr religiöse Splittergruppen als Einwohner, und kaum landet ein größeres Kreuzfahrtsschiff an deiner Küste sind mehr Ausländer als Inländer da.
Mit dem gleichen Grund könnte ich am Freitag im Badeschiff die Republik Lindsay Lohan ausrufen (war auch nie da, kennt in ein paar hundert Jahren auch keiner mehr), die Menschen abwechselnd auf die Religion der Zulu Nation oder der Rave Nation taufen (daraus setzt sich nämlich der Sound von Gigolo-Mann Skwerl zusammen), und nehm die ohnehin schon eigenwillige Security als Nationalgarde (für den Fall, dass via Kreuzfahrtschiff die Argentinier kommen).
Bloß das mit dem Olympiamedaillengewinner könnte schwierig werden. Da haben die Falklandinseln nämlich einen im Landhockey. Aber vielleicht kriegen wir ja den Scott Lago und seine "Medaille" zum Feiern aufs Schiff.
Freitag / Element6 / Hally Thomas / Secession / Wien
Gimmickpartys sprießen aus dem Boden als könnten sie den in Riesenschritten heraneilenden Frühling kaum erwarten. Donnerstags steigt in der Lutz Bar in Wien das angeblich erste Nichtraucherclubbing der Stadt. Das ist zwar eine glatte Lüge, weils anlässlich von kunstassozierten Partys im Kontext mit Locations, an denen nicht geraucht wird, ständig irgendwas ist, aber wurscht, denken sich die Veranstalter. Gimmick ist Gimmick, Schnaps ist Schnaps, und Titel der Veranstaltung ist, Achtung festhalten, Aerosoul. Da schießt dir die frische Luft ja nur so ins Blut.
Das mit dem Sex- und Pornokontext gibts ebenfalls schon länger. Die Hart Aber Herzlich Reihe ist aus der Wiener Pratersauna kaum mehr wegzudenken und ist diesen Samstag mit Spencer Parker, der Premiere des Dusche-Floors und einer Performance der unglaublichen Twisted Sisters am Start.
Konkurrenz kommt da noch bis 18. April von der Secession. Dort läuft gerade die hochkontroverse Element6 Ausstellung, bei der die Jugendstilhütte in einen Swingerclub verwandelt wird.
Am Freitag ist nude DJane evening mit Hally Thomas, laut ihrer Website buchbar als Stripperin, Gogo, Promotion-Irgendwas, für Akrobatikshows und als DJane mit Schwerpunkt Electro/House, unter anderem auch im Berliner Tresor daheim.
Der Samstag steht in der Secession dann unter einem Motto, das jeden Element Of Crime Fan spitz machen sollte: jung und schön vs. alt und pervers. Inklusive Japan Bondage Show. Wie das mit dem Rauchen dort ist, weiß ich leider selber nicht.
Samstag / Comic Battle / Kapu / Linz
Pfoa. Eine Battle in der Kapu - und weder Jack Untawega noch sonst irgendein HipHopHead am Start. Also zumindest nicht, dass ich wüsste.
Das könnte damit zu tun haben, dass sich dieses Wochenende alles um Comics dreht. Keine schnöde Comicmesse, auf der du schon wieder nicht die Ghost World Hefterln von Daniel Clowes findest, die du schon suchst, seitdem du einmal vollfett den Film gesehen hast, an den du dich aber nicht mehr gut erinnerst, abgesehen von ein paar Zitaten, die du damals recht komisch gefunden hast - nein, ein richtiges Comicfestival.
Da gibt einander einerseits die komplette österreichische Comicprominenz (und auch solche aus dem befreundeten Ausland) bei Signierstunden den Zeichenstift in die Hand. Andererseits gibts für alle Experten und Kulturfuzzis auch Schwerpunkte zu lettischem Comic, rumänische Klanginstallationen und alles, was sonst noch dazugehört, um für sein Festival maximale Credibility bei Verteilern von Kunstförderungen rauszuschlagen.
Was sonst noch super wäre: Termine posten bzw per Mail an update.fm4@orf.at schicken. Danke!
Im OK laufen zig Ausstellungen, in diversen Galerien auch. Und in der Kapu wird wie bei einem MC-Battle am Samstag um die Wette gezeichnet, was bei mir eine gewisse Vorfreude auslöst. Superauskenner sagen mir zwar, dass sowas jetzt gar nicht sooo spektakulär ist, weils das immer wieder mal wo gibt, aber wenn die keinen Spaß haben können, ist das ja nicht mein Problem.