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Veronika Weidinger

26. 2. 2010 - 16:35

Kein individuelles Versagen

Keine Arbeit - vom Leben ohne Job: Ein FM4 Spezialtag über Arbeitslosigkeit.

Keine Arbeit - vom Leben ohne Job

"Es ist unangenehm, wenn man in den U-Bahnen sieht, wie die Leute zur Arbeit fahren... dann werde ich depressiv", schildert eine junge Frau. Ihr Weg führt sie wieder mal zum AMS. Fad ist der jungen Mutter nicht, mit ihrer Kleinen hat sie Einiges zu tun. Die Arbeit zuhause aber, die wird nicht bezahlt, ohne geregelte Lohnarbeit fehlt das Geld. "Wenn es dann finanziell auch nicht stimmt, dann fühlt man sich... ohnmächtig. Ein Teufelskreis, aus dem man nicht mehr rauskommt".

Das Gefühl von Ohnmacht und der Eindruck, in einem Teufelskreis zu stecken, das beschreiben auch andere Arbeitslose, die Christoph Kobza vor einer Wiener AMS Stelle getroffen und gebeten hat, ihre Situation zu schildern.

stempel "arbeitslos"

apa/dpa/FRANK MAY

Studiodiskussion
Die Trainerin und Sozialwissenschafterin Karin Steiner von abif ist am Montag zu Gast in FM4 Connected (15-19 Uhr). Die Programmpunkte im Detail findest du hier.

Anerkennung und Zugehörigkeit, so ExpertInnen, beziehen wir zum Großteil aus dem Berufsleben. Gerade für jüngere Menschen ist das besonders wichtig, wenn Arbeit sozusagen das Ticket für die Teilhabe an der Gesellschaft bedeutet. Mit einem eigenen Einkommen ist eine eigene Wohnung drin, die Teilhabe an der Konsumgesellschaft - was auch bedeutet, ausgehen zu können, sich Freizeitaktivitäten leisten zu können, also sozial dabei zu sein.

Umso dramatischer ist dann, wenn es beim geplanten Einstieg ins Erwerbsleben nicht gleich klappt, es auf Bewerbungen Absagen hagelt.

Expertinnen vom Forschungs- und Beratungsinstitut afib betonen, wie wichtig es ist, im Blick zu behalten, dass man mit der unbefriedigenden Situation nicht alleine ist. Arbeitslosigkeit ist 2010 kein individuelles Versagen, denn dass es nicht für alle Jobs gibt, das liegt - bingo - an der derzeitigen Wirtschaftslage.

arbeitslose

dpa/Patrick Pleul

Der Begriff der Arbeitslosigkeit hat sich im deutschen Sprachraum in den 1890ern etabliert, schon damals gab es Diskussionen darum, was eigentlich alles darunter fällt. In Österreich ist das AMS zentraler Dreh- und Angelpunkt.
Eine geregelte Beschäftigung, fixer Lohn fehlt aber auch den prekär Beschäftigten, den sogenannten "working poor" - SozialexpertInnen bemängeln, dass diese Menschen in den Daten nicht berücksichtigt werden uns so in Arbeitsmarktdiskursen und -politik untergehen.

Höchste Arbeitslosigkeit der zweiten Republik

In Österreich vermerkt die Arbeitslosenstatistik alle Personen, die zum Monatsende-Stichtag bei den Regionalen Geschäftsstellen des Arbeitsmarktservice zum Zwecke der Arbeitsvermittlung registriert sind, nicht in Beschäftigung oder Ausbildung (Schulung) stehen. Im Jänner scheinen 323.651 Menschen in dieser Statistik auf, weniger als im Vergleichszeitraum 2006, meint der SPÖ-Sozialminister. Rudolf Hundstorfer führt die Zahlen auf den Winter, die geringeren Beschäftigtungszahlen im Bau zurück und rechnet dementsprechend mit einem Rückgang für die nächsten Monate. Addiert man zu den Jänner-Zahlen allerdings jene, die sich in Schulungen befinden, sind es 402.692. Damit hat die Arbeitslosenzahl die 400.000er-Marke überschritten, zum ersten Mal in der 2. Republik.

FM4 Spezialtag

Am 1. März werden die Arbeitslosenzahlen für Februar veröffentlicht. FM4 nimmt diesen Stichtag zum Anlass, sich genauer mit der Thematik Arbeitslosigkeit auseinanderzusetzen, wie etwa mit Genese und Interpretation der Daten.

Wie es beim AMS läuft, fragen wir Jugendliche und TeilnehmerInnen von Qualifizierungskursen, AMS-Verantwortliche werden mit der Kritik am Arbeitsmarktservice konfrontiert. Warum gerade AbsolventInnen der Geistes- und Sozialwissenschaften wenig Chancen auf einen fixen Job haben, fragen wir an der Uni und bei ExpertInnen nach - die Arbeitsmarktexpertin Karin Steiner ist zwischen 17 und 18 Uhr bei FM4 Connected zu Gast.