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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

19. 11. 2009 - 17:38

Something For The Weekend

Hot In Here. Die Burner fürs Wochenende.

Radio FM4

MQ brennt!

Alle Termine für Partys, Konzerte und so stehen auf termine.orf.at/fm4.

Was ich immer sag: Die Situation an den Universitäten darf nicht losgelöst von der gesamtgesellschaftlichen Situation gesehen werden.

Deswegen solidarisieren sich Metaller mit Boku-Studis und die Künstler sind auch mit dabei.

Aktuell brennt das Museumsquartier, was nur logisch ist. Das mit der Sachbeschädigung hat die Arbeitsgruppe Eispalast zwar ein bissi übertrieben, aber zumindest passen die Schlagzeilen.

Grund für den Protest in Boboland ist die zunehmende Kommerzialisierung von friedlichen Familienfesten im Winter. Die kunstsinnigen Jungeltern kritisieren dem Vernehmen nach die schlecht umgesetzte Samstagnachmittagskinderbetreuung auf der Mariahilfer Straße, und dass immer mehr Erwachsene den Kinderpunsch trinken.

Die Arbeitsgruppe Eispalast diskutiert in diesen Stunden ihre Position gegenüber Enzis im Allgemeinen. Die einen wollen mehr davon, und zwar auch am Spittelberg und im Karmeliterviertel. Die anderen kritisieren die enziimmanente Diskriminierung und fordern barrierefreien Enzizugang gemäß dem Behindertengleichstellungsgesetz.

Die Öffentlichkeit reagiert erwartungsgemäß skeptisch. Vor allem die geforderte Einreisefreiheit für Asylwerber aus Favoriten und Floridsdorf ins Museumsquartier stößt auf Unverständnis. "Neubau kann nicht die komplette Kuturlast Ostösterreichs allein tragen. Die Wirtschaft braucht nicht noch mehr Kunstinteressierte. Wir haben denen mit unseren Steuergeldern ihre Fußgängerzone und das Donauplex mitfinanziert. Diese Angebote müssen sie jetzt auch annehmen."

Und während du dir vollkommen zurecht WTF?!?*$%&!§$& denkst, wird am Samstag auch die Stadthalle brennen. Es kommen nämlich Rammstein nach Wien. Ich Depp hab dafür leider keine Karten gekriegt, und bin jetzt gleich doppelt gfickt: Weils nämlich nirgends eine Aftershowparty gibt. Nicht einmal im Meggido.

Dort ist nämlich der Dunkelmond Jahrmarkt, wo's neben Mittelaltermusik auch noch Met und Wikingerblut zu trinken gibt, und bei der Tombola WoW-Premium-Accounts verlost werden.

Muss ich halt Liebe ist für alle da zum hundertsten Mal am Handy anhören und denk mir einfach die Feuershow dazu.

Bühne mit Flammen links und rechts.

Matt Foster

Freitag / Backfisch / Tobias Thomas / White House / Wien

Manchmal würd ich sehr gern als Nachkriegs-Kid in den Fünfzigern leben. (Beziehungsweise in einem - womöglich sehr bundesdeutsch übersetzten - Buch, das für Nachkriegs-Kids in den Fünfzigern geschrieben worden ist.)

Mutter würde jeden Tag zu Mittag Einbrennsuppe kochen, sonntags auch Kartoffeln und Sauerkraut; alles rundherum wäre schwarzweiß. Wir würden uns das ganze Jahr aufs Ferienlager am Semmering freuen (Au fein!); den Buben von gegenüber bewundern wir, weil der nicht nur eine Lederjacke, sondern auch eine Puch sein eigen nennen darf.

Wenn wir Großmutter ab und zu beim Aufräumen helfen, stauben wir ein paar Schilling ab und gehen dann aber nicht (so wie heute) mit Schnaps von der Tankstelle in den Club. Sondern runter ins Tanzcafe, wo der Wurlitzer steht, und bestellen uns ein Coca Cola.

Das einzige, was sich vermutlich nicht ändern würde: deine geile Kusine würd ich mir trotzdem angeln. Nur, dass du halt Base zu ihr sagen würdest, und sie (weil mit 15 noch nicht unter der Haube) ein Backfisch wäre.

Aber:

Im White House spielen leider nicht Conny & Peter, sondern Tobias Thomas. Das Interieur hat mehr mit Zaha Hadid zu tun, als mit Neonreklame. Und statt des Frachtenbahnhofs steht dort jetzt eine Wirtschaftsuni herum. Der neue Club heißt trotzdem Backfisch und wird vermutlich recht super.

Samstag / Ink On Your Floor Finishing Party / Forum Stadtpark / Graz

Verlinktes Video via Christian Pausch.

Der Engländer sagt It's No Use Crying Over Spilt Milk. Der Deutsche sagt Mund abwischen - weiter machen.

Nein, du Schweinderl, es geht nicht um Blowjobs. Es geht um die Schlussparty von Ink On Your Floor. Und das ist wiederum ein Festival für Contemporary Art und Streetart.

Der Jamcharakter des Ganzen ist zwar durchaus ausbaufähig, die eingeladenen Galerien sind aber durchwegs supernotwendige Schnittstelle zur so genannten Hochkultur.

Der Abschlussparty kannst du ohne schlechtes Gewissen den Untertitel No Use Crying Over Spilt Ink verpassen. Weils nämlich wurscht ist. Und weil wir nicht mehr 1992 haben, versteht sich die Party auch als HipHop Event im allerweitesten Sinn.

Radau macht nämlich nicht nur die Four Elements Posse, oder das Nockalm, äh, Knockout Quintett (Wie der Name eher nicht vermuten lässt, hat das Quintett sechs Plattenspieler am Start, die gleichzeitig bedient werden wollen - ein Overkill, der nicht nur die Breakdancers von der SMA Crew vor schwierige Aufgaben stellt). Auch die Buben von der Disko404 lassen ihre Expertise in Sachen Dubstep, UK Funky und B-More einfließen.

Burner.

Bleibt nur noch die Frage, wer nachher sauber macht.

Samstag / Beatpatrol / Steve Aoki / Volksgarten / Wien

Ein Flop nach dem anderen:

Julia ärgert sich, dass in Afghanistan keine Stichwahl zu Stande kommt. Christian findet selbstreinigende Klobrillen total überschätzt. Natascha muss sich mit einem neuen Oberstaatsanwalt herumschlagen. Und ich bin traurig, dass die dicken Kinder im Fernseher nicht mehr turnen müssen.

Beatpatrol leistet ganze Arbeit und lässt alle seine Beziehungen spielen, um vom eigenen Megaflop, diesem St. Pöltener "Festival" im Sommer, abzulenken.

Dabei waren die Zutaten eh alle nicht so schlecht. Santigold war diesen Sommer der wahrscheinlich heißeste Pop-Act und Steve Aoki der irrste DJ der Welt. Inklusive Segnung [via Wodka], eigenen WESC-Kopfhörern und unglaublich dröhnenden Tracks auf Dim Mak.

Der Typ kann einfach voll alles. Würde die World Series Of Poker mit einem blauen Uno-Vierer im Blatt gewinnen. Geht nur deswegen mit Männern ins Bett, weil er jede Frau der Welt schon hatte. Zwei Mal. Ein echter Siegertyp also.

Hinweise, Beschwerden, Ergänzungen und Nacktfotos (ungrindig) bitte hier ins Forum und per Mail an update.fm4@orf.at.

Ich hoffe also inständig, dass das Beatpatrol nicht auch noch der Volksgarten-Disse den Charme eines schlecht besuchten Feuerwehrfests mit teuren Getränkenpreisen in einer strukturschwachen Gegend mit SPÖ-Bürgermeister verleiht. Bitte.

Und wenn doch, muss es der Steve Aoki halt wieder einmal richten.