Erstellt am: 14. 11. 2009 - 15:36 Uhr
Mobilitätsfallen und Ausgehkrisen
In dieser trüben Zeit können uns nur Feste, Konzerte, geselliges Beisammensein aufmuntern. Doch gerade wenn die Temperaturen sinken, breitet sich eine schlimme Ausgehmüdigkeit, vor allem bei Menschen über 30, aus. In der dunklen Jahreszeit mehren sich die Verweigerer mit ihrem überheblichen: "Ach, ich gehe eigentlich gar nicht mehr aus! Die Gründe für diese neue Innerlichkeit sind vielfältig: Weltekel, Finanznot, freiberufliches Arbeitsethos, Kinder, neue Liebe, Depression, Lesewut, Stumpfheit. Fragt man aber einmal genau nach, was denn abends statt ausgehen so gemacht wird, dann werden doch selten die Vorsokratiker gelesen oder tiefe Gespräche geführt: Fernsehen, DVD und sinnlos googeln sind die häuslichen Alternativen. Gerade für junge Frauen wird oft der neue Partner zur Mobilitätsfalle.Während beide am Anfang der jungen Beziehung noch fleißig ausgehen, sich interessant geben, ist es spätestens nach einem halben Jahr soweit: Das Paar ist sich selbst genug und genießt das heimische Interieur. Da bewahrheitet sich dann immer wieder das alte Sprichwort:
"Sitzt der Freund erst auf dem Sofa
hilft kein Auto und kein Mofa."
--
Aber selbst routinierte Ausgehmenschen fangen im trüben November schon mal zu Schwächeln an. Bei den ersten Anzeichen aufkommender Ausgehunlust muss man sich, wie beim Sport, halt ein bisschen zwingen. Wer eine längere Ausgehkrise hinter sich hat, sollte sich mit kleinen Schritten - mal ins Kino, danach was trinken - wieder eingewöhnen. Wichtig ist dabei die richtige Begleitung. Der miesepetrige Freund, der immer nur jammert, ausgehen wäre so sinnlos und verlorene Zeit, in der man so schön daheim "arbeiten" könnte - sofort Kontakt abbrechen. Die jüngere Freundin, die leidvoll anmerkt, alle wären ja so jung da draußen und man würde sich so alt vorkommen - auch den Kontakt abbrechen. Wenn sich jemand absolut nicht in die Ausgehgesellschaft integrieren will, ist alles verlorene Liebesmüh!
--
Ausgeh-ungeübte Menschen haben oft eine übersteigerte Erwartungshaltung, sie denken tatsächlich, wenn sie sich dazu herablassen einmal im Schaltjahr auszugehen, müsste es gleich der ganz schillernde Abend werden. Sie wissen nicht, dass man den Nächten auch etwas geben muss, dass man vielleicht sehr oft unspektakulär irgendwo rumhängt, bevor es mal wieder ganz fantastisch wird. Per aspera ad astra - durch die Mühsal zu den Sternen - gilt auch für das Ausgehen im November.