Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Das Herz auf dem Plattenteller"

Lisa Schneider

Hören, lesen, schreiben

16. 1. 2017 - 04:20

Das Herz auf dem Plattenteller

Fil Bo Riva schreiben große Liebesgeschichten im Folkrockmantel, die dunkle Stimme schnurrt, Gitarre und Klavier rauschen nur so mit. Am FM4 Geburtstagsfest kann man sie live sehen.

Fil Bo Riva haben gerade in Groningen am Eurosonic Noorderslag, am größten europäischen Showcasefestival, gespielt. Die Venue war zu Beginnzeit des Konzerts so krachend voll, dass einige nur mehr von draußen zuhören können. Irgendwie ist klar: Fil Bo Riva sollte man sich notieren.

Fil Bo Riva, das sind Filippo Bonamici und Felix A. Remm – live holen sie sich dann auch noch einen Schlagzeuger dazu und treten als Trio auf. So geht das schon seit einer Weile: die Tour zieht sich schon seit mehreren Monaten, die im letzten September veröffentlichte Debüt-EP wird da anfangs mehr oder weniger „unterm Tisch“ verkauft. Seither hat sich einiges geändert.

Paaarty!

Das FM4 Geburtstagsfest am 21. Jänner 2017 mit Camo & Krooked, Mighty Oaks, Gerard, Gudrun von Laxenburg, Kommando Elefant, View, Schnipo Schranke, Ankathie Koi und vielen mehr.

Wir gehen nie nach Hause
FM4 feierte in der Ottakringer Brauerei Geburtstag, jede Menge Leute feierten mit (Christoph Sepin).

FAQ
Was es sonst noch zum FM4 Geburtstagsfest zu wissen gibt.

Die erste Single, „Like Eye Did“, lässt schnell an ähnlich markant-tiefvibrierende Stimmen wie die von George Ezra oder Henning May denken. Die Pianotasten werden nicht gestupst, sondern gehämmert, genauso wie die Gitarrensaiten richtig durchgepeitscht werden. Zusammen baut sich so auf den fünf Songs eine Dynamik auf, die aus den lieblichen Singer-Songwritervorstellungen ausbricht, die sich Bluesrock einverleibt hat. So geschmettert und verzerrt instrumentalisiert wird, so stark sind auch die emotionalen Botschaften der Songs. Die erste EP von Fil Bo Riva heißt „If you’re right, it’s alright“ – was, kurz runtergebrochen, nur die charmantere Version von „Fuck you“ bedeutet.

Fil Bo Riva

Juliane Spaete

I know, you never loved me like I did

Der Titel, verrät Filippo, richtet sich direkt an seine Exfreundin. Der Liebe wegen ist der ursprüngliche Italiener, der seine Teenagerjahre in der Schule eines irischen Mönchsklosters verbracht hat, nach Berlin gezogen. Besagte Dame bekommt ein selten direktes Statement, und es stört den 24-jährigen Musiker nicht, dass sie wohl eines Tages über die Songs stolpern wird und genau weiß, worum es geht. Zur Entstehungszeit dieser Lieder und Texte waren sie zuerst fürs Wohnzimmer bestimmt, wo Felix und Filippo einfach mal drauflos probiert haben, im Hintergrund laufen Mumford & Sons, Coldplay, die Beatles. Als noch niemand wusste, dass kurz darauf Interviews im Backstageraum gefragt sein würden, war es natürlich leicht, sich die Herz und Seele aus dem Leib zu schreiben.

Ob die neuen Songs auch so privat werden, ist eine andere Frage. Bzw. privat ja, aber wohl nicht mehr so intim. Filippo erzählt, dass sich durch wachsenden Erfolg auch die Einstellung gegenüber seinen Texten ändert, und die Einstellung dazu, wie man vor dem Publikum erscheinen will. Das geht hin bis zu Bühnenansagen, in denen er wahnsinnig schlecht ist, grinst er.

Keine Märchen, nur das Leben

Die EP ist wie ein Tagebuch, da ist nichts Fake, alles hat sich so zugetragen. So ist auch der Song „Franzis“ eine Hommage an eine mehrstündige Begegnung mit einer jungen Frau auf einer Party. Am Heimweg schnell ein paar Notizen, entstehende Songzeilen ins Handy getippt. Den Namen natürlich geändert. Und das war auch schon der einzige Song, der nicht direkt oder indirekt mit der gescheiterten, damals sehr großen Liebe zu tun hat.

Cover EP Fil Bo Riva

PIAS

"If you're t, it's alright", die Debut-EP von Fil Bo Riva, ist via PIAS erschienen.

Klingt alles sehr dramatisch, hatte aber auch sein Gutes: Filippo wollte zwar schon sehr lange Musik machen, schreibt seit vielen Jahren Texte – hat aber nie das passende Umfeld gefunden. Sein italienischer Vater bevorzugte Reibeisenstimmen, Strings und akustische Gitarren ganz nach Rino Gaetano, Lucio Battisti und Lucio Dalla. In Irland - wie sowieso in ganz Europa - hat dann der Folk-Britpop ein schönes Revival mit den schon genannten Mumford and Sons, und ließ auch den jungen musician to be nicht unberührt. In Berlin war es dann aber nicht unbedingt die Musik als vielmehr die Leute - auch im Umkreis seines Produktdesign-Studiums - die es Filippo ermöglicht haben, das Projekt „Fil Bo Riva“ zu starten.

Das FM4 Geburtstagsfest in der Ottakringer Brauerei ist der Tourabschluss, bei dem noch einmal so richtig gefeiert werden soll. Danach verschanzen sich Fil Bo Riva im Studio, das erste Album ist erst zu fünf Prozent fertig, witzeln die beiden, aber sie sind guter Dinge.

Und nach einer ersten EP wie dieser ist das auch völlig nachvollziehbar.