Erstellt am: 1. 10. 2016 - 13:16 Uhr
It's getting hot in here
Der zweite Festivaltag ist eigentlich der Beste. Man ist schon mitten drin im Zirkus, weiß, wo die Bar, die Leute, und auch sehr wichtig, die Toilette des Vertrauens versteckt ist. Es fühlt sich fast so an wie eine Parallelwelt, diese alljährliche herbstliche Blase namens Waves.
Tomas Kusa
Waves Vienna
Waves Vienna Festival & Conference findet von 29.9. bis 1.10. im Wiener WUK und rundherum statt.
Das detaillierte Line Up findet ihr hier.
Mein Abend beginnt, vielleicht wegen des erwähnten Highschool-Charmes, vor der Ottakringer Stage. Passend dazu spielt die Schweizer Band Rival Kings, statt dem vollen Ballsaal ist es hier aber eher die volle Bühne: die sechs Bandmitglieder kämpfen gegen die kompakten Möglichkeiten, sodass die Musiker beinahe hintereinander angeordnet spielen müssen.
Macht aber nichts, das Set ist intensiv und gut, ein zuckrig-trauriger Indiepopstart in den Abend.
Von Regenbogen und Radiohead
Was ist noch schöner als ein alter, mehr oder weniger stillgelegter Theatersaal? Ein Konzert genau dort.
Die Slotplanung geht unter anderem beim gestrigen Auftritt von Soulitaire völlig auf: Im intimen Rahmen des Schuberttheaters, wo es nur Sitzplätze gibt, singt Soulitaire mit klarer, bittend schöner Stimme, begleitet von einer Gitarre, die geschlagen, gezupft, getrommelt wird. Vierzig Minuten sitzen, hören, spüren, nachdenken. Der Debütauftritt von Soulitaire ist genauso zauberhaft wie der Titel des kommenden Debütalbums: "I believe in rainbows".
Damien Richard
Wie der erste Abend des Waves 2016 war, lest ihr hier.
Zurück im Backsteininnenhof der Festivalzentrale ist es heute schon so voll wie bisher noch nie. Ein bisschen mühsamer, sich zur Bühne und durch die Menschenmengen hindurch zu quetschen, aber super für die teilnehmenden Bands. Hella Comet donnern ihre Gitarrenwände dem Publikum entgegen, die den Gesang bei diesem Auftritt teilweise ein bisschen zu sehr verschlucken. Sehr cool, dekadent, Rock’n’Roll-Allüre im Postpunkkleid.
Tomas Kusa
Nebenan, im WUK Beisl, hat es noch einmal gefühlte zehn Grad mehr - Milk+, wieder eine Post-Band, diesmal aber eher Postrock, spielen ein kühles, vibrierend-zartes Set mit klagender Stimme, ganz nach Thom York’schem Vorbild.
Ihr könnt erst wieder rein, wenn 50 Leute auf's WC gehen
Schnell hinübergesaust zur Skip Stage, die ein paar Schritte von der Festivalzentrale entfernt liegt. Ich befürchte schon am Eingang, was jetzt gleich kommen wird, und das ist mir am Waves Festival noch sehr selten passiert: Niemand darf mehr rauf, es ist zum Bersten voll. So viele Besucher wollen sich die Debütalbumpräsentation von Avec ansehen, und mir ist eh klar, wieso. Wer die junge oberösterreichische Künstlerin als Vorband von The Tallest Man On Earth kürzlich im Konzerthaus - oder irgendwo anders, egal! - gesehen hat, will mehr.
Damien Richard
Sozusagen als Ersatzprogramm gibt’s für mich die Resisters, die ich schon bei ihrem Auftritt in der Ottakringer Brauerei im Rahmen des Waves-Warmup sehr unterhaltsam gefunden habe. Drei Sängerinnen in Tüll-Röcken, mit glitzernden Umhängen und synchronen Tanzschritten, die Musik eine skurrile Mischung aus hingeschmettertem Sprechgesang, zischenden Gitarrenriffs, Elektronik und 80ies-Girlband.
Tomas Kusa
Avantgardepop inklusive schrillen Outfits gibt es im Anschluss bei Mule & Man, dem neuen Duo-Projekt von Tobias Jundt (aka Bonaparte) und Jose Antonio Garcia Soler (aka Kid Simius).
Jana Sabo
Da darf dann auch das Publikum mit auf die Bühne - oder die Künstler auf die Schultern des Publikums.
Wie’s eben gerade passt, oder der schräge Groove es zulässt.