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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

4. 8. 2016 - 12:52

Pina Colada für die Mama

Neue Musikvideos aus Österreich. Diesmal mit Granada, Filou, Joyce Muniz, Waldeck und Butter.

Der Sommer ist in voller Blüte. So wie auch die österreichische Musiklandschaft. Nach dem großartigen Wiener Popfest 2016 ist wieder Zeit, sich auf der Couch oder im Strandbad mit dem Tablet ein paar neue Videos aus Österreich anzuschauen. Von sommerlichen Klängen über tanzbare Beats bis zu melancholischem Elektropop gibt's alles, was das MusikerInnenherz höher schlagen lässt.

Granada - "Pina Colada"
Spätestens mit ihrer sehr reduzierten, vom Pferdegetrappel unterstützten, extrem charmanten Billy Joel-Coverversion "Wien woart auf di" haben Granada mein Herz erobert. Das Projekt um Effi-Sänger Thomas Petritsch macht Dialekt-Pop ohne Grenzen zu einem großen Hörspaß, bei dem man oft überrascht und nie enttäuscht wird. Das gilt auch für die neue Single "Pina Colada", die Granada schon erfolgreich live beim Acoustic Lakeside-Publikum testen konnten.

In wieder einmal weniger als drei Minuten schmeißen hier Granada einen Sommerhit raus, der zwischen karibischem Flair und Indiepop hin und her swingt. Die Kunst liegt dabei in der Einfachheit, so wie auch das Video ein sehr liebevolles Produkt und somit großer Spaß geworden ist, das die Nord- und Südsee feiert. Wenn man es sich nicht leisten kann dorthin zu fliegen, dann holt man sich halt das Urlaubsfeeling mit einer guten Party nach Hause. Das Einzige was man dazu braucht, sind ein paar Wölkchen, das besungene Langgetränk, ein paar Sonnenschirme und Rettungsringe, gute Freunde und die entsprechende Musik. Nicht das Lotto, sondern Granada macht das alles möglich.



Filou - "Mama"
Anfang des Jahres habe ich schon vom Album "Feste Farben" der Wiener Band Filou geschwärmt. So flockig und leicht, so ungezwungen und eigenständig kann österreichischer Diskurspop sein, wobei in den Songs von Filou eigentlich nicht viel verhandelt wird. Mehr wird dem inneren Drang, einem Gefühl und einer Stimmung nachgegeben um zu schauen, wohin sie führt. Um das Thema Fortgehen kreist die neue Single "Mama". Ein Song, der mit trockener Wucht dahinstampft und mit seinen schönen Melodien dabei die kribbelige Aufbruchsstimmung zelebriert.

Visuell umgesetzt haben das Robin Prischink
und Kasper Dziurdź mit einem witzigen, einfach gehaltenen und tierischem Roadmovie. Die Schnitte sind schön zum Text der Nummer abgestimmt, die eine oder andere Überraschung hat das Filmchen auch parat. Eine coole und schöne Art der Mama zu sagen, dass man sie lieb hat. Wenn die allerdings wüsste, dass wir uns morgens mit Whiskey die Zähne putzen...



Joyce Muniz - "Cover Me Up feat. Kat Vinter"
Wenn ich an Joyce Muniz denke, dann sehe ich sofort ihr ehrliches Lächeln, erinnere mich an ihr quirrliges Wesen und ihre leidenschaftliche Begeisterung für Musik. Die brasilianisch-österreichische Sängerin, DJ und Musikproduzentin hat sich in letzter Zeit immer mehr ins Songwriting vertieft, was zu ihrem Debütalbum "Made In Vienna" führen wird, das Mitte Oktober erscheint. Auch die neue Single "Cover Me Up" mit der großartigen Stimme von Kat Vinter ist ein extremer Anheizer des housigen Vorfreudenfeuers.

Es ist ein dunkler Track, der gleichzeitig eine unglaubliche Wärme besitzt. Geheimnisvolle Sounds eröffnen das sich stetig aufbauende Stück, das immer mehr zum treibenden Dance-Track wird. Das Video von meiner geschätzen Kollegin Gersin Livia Paya unterstützt anfänglich die distanzierte Stimmung des Songs. Doch mit den wunderschön gefilmten Detailaufnahmen und vor allem in der immer nur kurz wahrnehmbaren Mimik der Protagonistin baut sich unterschwellig eine große Spannung auf, die zur Schlußklimax hinsteuert. Die tollen Bilder und der tolle Sound verannlassen einen dazu, sich das Video immer wieder ansehen zu müssen. Bis hoffentlich bald die nächste Singelauskopplung erscheint.



Waldeck - "Shala-Lala-La feat. la Heidi"
Eigentlich hat er gar keinen Grund griesgrämig zu schauen. Denn Produzent und Musiker Klaus Waldeck, der schon seit gefühlten Urzeiten die österreichische Musiklandschaft bereichert, ist mit der Single "Shala-Lala-La" ein sehr feiner Sommertune gelungen. Auch wenn der Titel im ersten Augenblick etwas abschreckend wirkt, verbirgt sich hinter dem lautmalerischen Stück eine federleichte Popnummer, die perfekt zum Tanzen bei einer Gartenparty an einem lauen Sommerabend animiert.

Im Laufe des Sommervideos, das mit Fahrten durch hohe Wiesen und Stranspazieren am kaltem Meer alles zu bieten hat was das Urlaubsherz begehrt, ist Klaus Waldek dann doch noch ein Lachen zu entlocken. Vor allem die entspannten und eindringlichen Vocals von la Heidi machen selbst eine Phrase wie "Shala-Lala-La" zu einem spannenden und coolen Hörerlebnis.



Butter - "Schön dass es dich gibt"
Zum Abschluß noch ein Nachtrag aus dem Frühling. Das Duo, das sich schlicht und einfach Butter nennt, überzeugt mit atmosphärischem Elektro-Pop, der trotz Tiefgang eine gewisse Leichtigkeit besitzt. Vor allem die Single "Schön dass es dich gibt" ist ein geschmackvolles, einmal etwas anderes Liebeslied. Die unterkühlten Sounds in Kombination mit den liebevollen Lyrics führen zu einer bewegenden Popballade.

Die verschlungenen Körper des Paares, die im Video in Zeitlupe gezeigt werden, spiegeln auf eine behutsame Weise die innige Liebe wieder, die im Song angesprochen wird. Auch der Outfit-Wechsel, das Hin- und Herspringen der Intimitätsebene, unterstreicht das Thema, dass es in Beziehungen unausgesprochene Dinge gibt, die die Liebenden intuitiv wissen und vom anderen annehmen, dass er/sie es auch fühlt. Selbst wenn man sich da nie ganz sicher sein kann, so drückt dieser Song doch die schönen Momente aus, sich in stimmigen Beziehungen dem Anderen gegenüber nicht immer erklären zu müssen.