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Rainer Sigl

Spiel, Kultur, Pop im Assoziationsblaster.

25. 6. 2015 - 13:00

FM4 Extraleben: Kommunizier mit mir!

Die schönen und weniger schönen Seiten der Kommunikation mit Mitspielerinnen und Mitspielern.

Spätestens heutzutage spielen wir immer miteinander. Selbst dann, wenn wir glauben, alleine zu sein, sind wir meistens online, chatten im Hintergrund, bekommen im Spiel Tipps und Hinweise, die andere hinterlassen haben oder scherzen gleich im Local Multiplayer ganz klassisch mit unseren körperlich anwesenden Freunden auf der Couch. Gerade online gibt es aber einige Gründe, die für viele gegen die eigentlich naheliegendste Form, den Voice-Chat, sprechen - und einen davon könnte man vorsichtig formuliert mit "schlechtes Benehmen" umschreiben.

FM4 Extraleben

    FM4 Extraleben: Kommunizier mit mir!

    Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl sprechen über das Sprechen in Computerspielen. Am Donnerstag, 25. Juni, von 21 bis 22 Uhr, danach für 7 Tage on Demand.

    "Trash Talk", also das Anpöbeln, Provozieren und Beleidigen seiner Gegner, ist beileibe kein Phänomen digitalen Spielens - schon Muhammad Ali, der Jahrhundertboxer, war berühmt dafür. In vielen kompetitiven Sportarten ist das Schmähen und Schimpfen seit Ewigkeiten fester Bestandteil der Wettkampfkultur - und trotzdem ist mitunter vor allem beim Online-Spielen mit Unbekannten aus aller Welt die Schmerzgrenze schnell einmal überschritten, wenn aus den Kopfhörern nur mehr rassistische, sexistische oder schlicht unappetitliche Beleidigungen kommen. Kein Wunder, dass viele aktuelle Spiele diesem problematischen Teil der "Gamer Culture" den Rücken kehren und wie in "Splatoon" oder "Hearthstone" die Spieler einfach nicht per Voice-Chat, sondern zum Beispiel nur mit Gesten oder Emotes kommunizieren lassen.

    Dass überdies auch die Immersion in die Spielewelt nicht unbedingt vom Geschnatter der Mitspielerinnen und Mitspieler profitiert, ist die Regel, die von einzelnen Ausnahmen bestätigt wird, wie dem legendär-epischen Trailer zu "EVE Online", in dem die Spielerkommunikation quasi die Hauptrolle spielt.

    Teamwork aus Prinzip

    Wie der "EVE"-Trailer auch wunderbar belegt, ist Kommunikation bei vielen komplexen Multiplayerspielen aber auch fast die Grundvoraussetzung für den Team-Erfolg: Wer mit bis zu 40 Mitstreitern einen Raid-Boss erledigt oder den Angriff auf gegnerische Sonnensysteme koordiniert, muss sich nicht nur absprechen, sondern bis ins Detail perfekt aufeinander abgestimmt funktionieren. Kein Wunder, dass die Koordinatoren derartiger Logistik-Meisterwerke der Legende nach gerne auch bei Bewerbungsgesprächen diese Erfahrungen als Raid-Leader in den Lebenslauf packen dürfen - wer ein paar Dutzend Heldinnen und Helden dazu bringen kann, in Echtzeit gemeinsam und erfolgreich zu handeln, hat sich durchaus Skills für das "richtige Leben" erarbeitet. Und wenn's mal daneben geht, werden wenigstens Legenden wie "Leeroy Jenkins" geboren - vielleicht hätte da auch einfach nur der fast ebenso legendäre cholerische "Raid Leader" gefehlt.

    Manche Spiele gehen sogar noch einen Schritt weiter und stellen die Kommunikation, ob geglückt oder nicht, ins Zentrum des Gameplays. Im grandiosen "Space Team" etwa hat jeder der Mitspieler nur einen Teil der Raumschiffkontrollen auf dem Bildschirm - damit das Weltraumvehikel nicht in die Luft geht, ist also Austausch Pflicht. Dass die hektischen Koordinationsversuche regelmäßig in hysterisches Einander-Anbrüllen münden ist ebenso Teil des Spielspaßes wie bei "Affordable Space Adventures", das die Extraleben-Crew vor kurzem im FM4-Spielekammerl vorgestellt hat.

    Blizzard

    Kommunizieren ohne zu sprechen: "Hearthstone" macht's vor

    Ohne Worte

    Wenn jedes Wort ein Missverständnis ist, spielt allerdings die - im täglichen Leben ohnedies allgegenwärtige - nonverbale Kommunikation die Hauptrolle im Spiel. Ob mit Gesten in Klassikern wie "Journey" oder beim Multiplayer-Teil von "Portal 2", ob mit hinterfotzigen oder hilfreichen Botschaften an andere Mitspieler in den Spielen der "Dark Souls"-Reihe oder aber durch kunstvoll aneinandergereihte Emotes im oben erwähnten "Hearthstone", überall gilt das, was der Kommunikationswissenschafter Paul Watzlawick grundlegend festgestellt hat: Man kann nicht nicht kommunizieren.

    FM4 Extraleben: Kommunizier mit mir

    Drum tun wir's, in der aktuellen Ausgabe des FM4- Computerspielkränzchens: Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl sprechen über das Sprechen in Computerspielen. Am Donnerstag, 25. Juni, von 21 bis 22 Uhr, danach für 7 Tage on Demand.