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Thomas Edlinger

Moderiert gemeinsam mit Fritz Ostermayer "Im Sumpf".

28. 12. 2014 - 23:00

Im Sumpf-Jahresrückblick

Katharina Seidler, Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger haben 2014 musikalisch Revue passieren lassen. Ein kleines Geleitwort inklusive Sumpf-Jahrescharts.

Rewind 2014

Der FM4 Jahresrückblick

Ein Jahr kommt, ein Jahr geht. In der Popmusik heute heißt das: Zeit vergeht, aber nichts sonst. Pop 2014, das ist Zombieland. Überall spukt es, nichts stirbt. Während Footwork und Juke nach wie vor die Beine verknoten, ist Postpunk zum Genre geworden, gut abgehangen wie ein Bio-Steak aus einem Schlachthof in Brooklyn. Indie 2014 klingt wie Indie 2013 und Aphex Twin kann es auch immer noch wie 1996. Das Sentiment, die Nostalgie und die Melancholie formen den Schweizer Franken unter den Pop-Währungen. Mit der Prognose auf weitere Aufwertung, auch 2015. Apropos 2015:

Hayzness 2014 klingt wie Hazyness 2015, die Maria Minervas und John Mause werden es mit viel Hall und extra Nebel beweisen. Lost in the Dream heißt ein gefeiertes Album von War on Drugs aus diesem Jahr. Ansonsten: Die Domestizierung von Metal schreitet voran, das neue Schwarz geht jetzt sogar schon mit Klavier. Manifeste von Black Metal-Philosophen reden ganz im Ernst von tranzendentalem Black Metal und einer Negation, die alles Negation davor negiert und also aus den vielen kleinen Neins ein großes, dröhnendes, fauchendes Ja macht - Black Metal für den Anti-Nihilisten in Filzpatschen.

FKA Twigs

FKA Twigs

Einen Klick weiter machen sich die FKA Twigs und andere vorschriftsgemäß posthumanistisch entgrenzte Identities daran, die Welt mit ihren verqueerten und verqueren Beats und Stimmen zu erobern. Das kannte man alles so nicht, und doch fragt sich irgendwas in unseren alten Knochen: Wird irgendjemand irgendwann diese ausgefuchsten Tracks aus dem Jahr 2014 so libidinös besetzen wie zum Beispiel Sharon van Etten Bruce Springsteens "Drive All Night"?

Pop 2014, das ist vielleicht mehr Erinnerung als Entwurf denn je. Bologna meine Stadt. A Letter Home: Neil Young 2014 in einem Nashviller Studio in Telefonzellengröße von 1940 in Lowest Fi. Und das jetzt bitte keiner Retro dazu sagt!

Auch Ryan Trecartin erinnert an einen Meilenstein der Lost Generation der 90er Jahre, nämlich an Radioheads Hit "Creep". Der kalifornische Post Internet Art-Wunderwuzzi macht komplett überdrehte Bewegtbilder für die Zeit nach dem Nervenzusammenbruch von Kino, TV und Video. In ihnen sind nicht nur die Bilde, sondern auch die Sounds wimmelig, hibbelig und immer einsturzgefährdet. Heliumstimmen machen sich genauso wichtig wie digitale Bildeffekte und TV-Studiosettings. In denen brabbeln und turnen hippe Jugendliche herum, von denen man nicht weiß, ob sie die Zukunft von Transgender oder schon jetzt Celebrity-Zombies sind. Schon wieder also Zombies. Alles will nach vorn, ins Bild, ins Hirn, ins Jetzt. Und ist schon wieder weg, wenn es gerade da ist. Auch das war 2014. Und sonst war es für uns drei noch das hier:

Katharina Seidler

Alben
1 Copeland Because I’m worth it
2 Ought More than any other day
3 Perfume Genius Too Bright
4 Aphex Twin Syro
5 Ja, Panik Libertatia
Tracks
Fat White Family Touch the leather
Holly Herndon Home
QT Hey QT
Mongo Skato Secret Garden
Rollercoasterwater Bog

Fritz Ostermayer

Alben
1 Perfume Genius Too Bright
2 Wreck and Reference Want
3 Carla Bouzolich Boy
4 Electric Litany Enduring Days you will Overcome
5 Austerity Programm Beyond Calculation
Tracks
Ian William Craig Second Lands
Sleaford Mods Livable Shit
William Tyler Karussell
Gazelle Twin Still life
Grumbling Fur Secrets of the Earth

Thomas Edlinger

Alben
1 Fatima Al Qadiri Asiatisch
2 Sharon Van Etten Are we There
3 Ja Panik Libertatia
4 Perfume Genius Too Bright
5 Blank Realm Grassed in
Tracks
Girlband Lawman
Virginia Wing Juniper
Damon Albarn Mr Tembo
Mutter Wer hat schon Lust so zu leben
Friedrich Liechtenstein Take it with me (Waits)

Den musikalischen Jahresrückblick der Sumpfisten gibt es auch für 7 Tage im Stream zum Anhören.