Erstellt am: 5. 10. 2014 - 15:50 Uhr
Der letzte Tag des Waves Festivals
Waves Vienna 2014
Vorschau
Empfehlungen fürs Waves Vienna: Showcase Festival heißt wie immer: Bands entdecken. Ein paar Tipps für das Waves Vienna!
Waves Vienna: NewcomerInnen und große Namen: Bekannte Namen des Alternative-Pop und viele NewcomerInnen spielen im Rahmen des Waves Festivals an verschiedenen Locations in Wien. Hier ein paar Tipps.
Donnerstag
Gitarre, doch nicht tot: Wie schön es kracht: Der Donnerstag beim Waves Vienna.
Freitag
Der dünne Mann: Alexis Taylor hält die Welt in Atem.
Samstag
Ein kleiner Streifzug durch die Stadt: mit Konzerten und viel Gesprächsstoff.
Vielleicht muss man die Review ein wenig anders angehen und statt der Konzerte und ihren Genre-Zuschreibungen mal aufschreiben, was einen wirklich von Konzertbühne zu Konzertbühne treibt: Menschen. Musik-machende und Musik-hörende Menschen.
Das Waves Vienna Festival hat am Mittwoch begonnen und ist heute, in den frühen Morgenstunden zu Ende gegangen. Für Menschen, die gerne Neues entdecken oder einem Gutenacht-Overkill an Konzerten und DJ-Sets nicht abgeneigt sind.
ondrusova
Der gestrige Tag war nicht nur, was die Namen am Lineup betrifft, ein schön besetzter. Auch was das vom Waves unabhängige Nachtleben-Programm betrifft, dürfte es in Wien ein historischer Tag des Unterhaltungs-Überangebotes gewesen sein. Tocotronic war ja auch noch. Das Phil hat eine Geburtstags-Gala gefeiert. Vienna Fair. Design Week. Und auf all diesen Events: Menschen. Einige hab ich getroffen. Sie tragen Namen von A bis Z.
Lara zum Beispiel ist die Sängerin der Intergalactic Lovers, sie ist in der Nacht von Prag nach Wien gekommen, damit sie um neun Uhr in der FM4 Morningshow sprechen kann: über ihre Band, ihr Album "Little Heavy Burdens", das Label auf dem es veröffentlicht wurde, nämlich Grand Hotel Van Cleef und außerdem über die belgische Musikszene. Anhören kann man sich das Gespräch hier. Off Air haben wir noch über ihr Jus-Studium gesprochen, über Antwerpen, Alkohol und dass sie ihre Band vermisst, wenn sie mal ohne sie zu einem Termin fährt.
ondrusova
Pista ist der Musiker hinter dem schönen Pseudonym FVLCRVM und ist schon am Waves Festival in Bratislava aufgetreten. Vor seinem Set am Waves Vienna hat er bei Kristian Davidek im Studio vorbeigeschaut. Sein Interview über die slowakische Producer-Szene und seine Musik gibt es hier. Off Air haben wir statt über Kampfjets und Juke über Hunde gesprochen und darüber, dass meine tschechische Rechtschreibung miserabel ist. Seine auch, was kein Problem ist, weil er spricht ja schließlich Slowakisch.
Dann war da noch Jaakko: Sänger und Kopf von Jaakko Eino Kalevi. Er erzählt, dass er sich nach und nach alle Instrumente, die er in seinen Songs präsentiert haben möchte, selbst beibringt. Er ist gerade beim Saxophon. Der finnische Musiker ist mit seinem Schlagzeuger ins Studio gekommen um eine Acoustic Session aufzunehmen. Die beiden haben ein Drum-Kit gebastelt aus Koffer, Gaffa-Tape, Cymbals, Mikrofonständern. Ergonomisch war es nicht, aber funktioniert hat es trotzdem. Ausgeschaut hat es so:
ondrusova
Anhören könnt ihr euch das Ganze hier:
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Am Abend lautet das Motto bei Jaakko dann "Leiter statt LED-Wand", wie man auf den Fotos unten sehen kann. Jaakko Eino Kalevi könnte den nächsten Twin Peaks-Soundtrack machen. Auch ohne Twin Peaks. Diesem Mann möchte man zuhören. Er singt von "Memories" und "Dreamzone", das Publikum im Porgy&Bess wird langsam mehr und lernt mitzuwippen. Ich beobachte und kann die folgenden Gespräche wie folgt zusammenfassen: Traumdeutung: wahr oder falsch? Stadt und Land: besser oder egal? Familie: Welches Elternteil ist das nicht so toll? Studieren: zu spät oder nicht?
richard taylor
richard taylor
Oder auch: Wo ist der nächste Bankomat?
Wann fährt die Rave Tram?
Und wer ist Pional?
Diese Antwort werde ich erfahren: Er singt wie Zoot Woman, steht im Plattenregal aber lieber neben John Talabot. Am Waves wird er bei seinem Set einen Stromausfall haben und für eine Minute ratlos am Bühnenrand stehen, bis ihm geholfen wird und es unter Beifall weitergeht. Gesprächsstoff: Wieviele Tocotronic-Konzerte hab ich schon verpasst?
Welche Arten von Konzert-Apps gibt es?
Warum sammelt man Festivalbänder?
Wieviel kostet das Elysium?
Welche Sicherheitsbestimmungen bei Facebook sind wichtig?
erli gruenzweil
Wir sind mittlerweile in der Festival-Zentrale gewandert, wo Crazy Bitch In A Cave auftritt und dafür einen großen Umweg gemacht, um mit der Rave Tram zu fahren.
Gesprächsstoff: First Aid Kit. Und ist die Programmierung vom Waves Festival: zu ambitioniert oder am Punkt?
Armin Rudelstorfer
patrick muennich
Die Venues des diesjährigen Waves sind neben Porgy&Bess, dem Haus der Musik, dem Flex oder der Brut auch das Heuer, das Expedit-Lager oder die Alte Post in der Dominikanerbastei. Die Erreichbarkeit - zu Fuß, mit dem Fahrrad oder eben der Rave Tram - ist bei einem Stadtfestival das Um und Auf. Beschweren kann man sich in Punkto Lage nicht, auf eine Diskussion über Raum-Akustik kann ich mich nicht einlassen, da hab ich die falschen Ohren.
Was also bleibt, ist das Festival an der Stimmung und dem Publikum zu messen. Sowohl bei First Aid Kit (Gesprächsstoff: Conor Oberst. Wallende Kleider) als auch bei Thees Uhlmann (Gesprächsstoff: Fußball!!!) platzen die Venues aus allen Nähten. Schade, dass andernorts dafür MusikerInnen in einem halb leeren Saal vor einer Handvoll Menschen (inklusive Personal) spielen.
Gesprächsstoff: Sind die ausgewählten Bands am Line-Up zu "speziell" oder zu "beliebig"?
Ist das Ausgeh-Publikum zu wenig risikobereit?
Wie lange dauert es, bis der Satz "Gemma Waves" fliegen lernt?
Bin ich zu ungeduldig oder verwöhnt?
armin rudelstorfer
thomas exel
Man hätte sich einen stärkeren Zustrom gewünscht, vor allem in der Festivalzentrale. Gesprächsthema: Italo Disco. Palais Schwarzenberg. Essen. Pizza am Schwedenplatz. Warten auf die Rave Tram, die mich vorm Phil auswirft, wo ich mich gerade rechtzeitig reinschmuggle, um maschek bei ihrer Darbietung von "We Are The World" zu beobachten.
Ich beschließe, dass sich mit einem Prozent Akku der Gesprächsfaden der Nacht auch nicht mehr einholen lässt. Ich beschließe, dass die Sehnsucht nach einer Dusche (Gesprächsstoff: mit Zuckerwasser getränkte Hose) größer ist als die Neugier auf Johann Sebastian Bass' Kostüme und ihre Albumrelease-Party. Ich werde das natürlich bereuen, weil sobald zu Hause angekommen, die Handymaschine anfängt zu blinken und aufzuflackern mit Fotos und Nachrichten: Tanzen mit Local Suicide. Staunen bei Ballet School. Bier trinken mit Lara. Auch das ist Festival-Gesprächsstoff:
"Wo bist du?"