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Christian Pausch

Irrsinn, Island, Ingwer.

29. 6. 2014 - 17:57

Donauinsel: Feinste Seide am Sonntag

Bilderbuch, Everlast und Kosheen vertreiben hoffentlich die Wolken und beschließen das Donauinselfest 2014.

Donauinselfest

Letzter Tag auf dem Donauinselfest 2014, der HipHop-Freitag und der Insel-Samstag waren großartig und haben uns ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht gezaubert. Heute könnte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen, muss aber nicht sein, hoffen wir das Beste! Wir empfehlen Regenjacke, Gummistiefel und eventuell sogar Handtücher.

Ein Everlast Acoustic-Set, Bilderbuch und Kosheen als Headliner erwarten uns. We are very much looking forward to that! Come on over, folks!

dif

Christian Pausch

Ein ganz normaler Sonntag.

White Devil, Black Jesus

Everlast, der 90er Jahre HipHop-Artist ist jetzt ein echter Bluesman geworden. Ein Acoustic-Set gibt er heute auf der Donauinsel zum Besten, nur ein Keyboarder unterstützt ihn und seine Gitarre. Die Songs kommen von seinem 2013er Album "The Life Acoustic", die raue Stimme versucht Tom Waits nachzueifern, auch wenn er ganz andere musikalische Helden covert.

John Lennons "Working Class Hero" ist genauso im Set dabei, wie ein Johnny Cash Song. Von HipHop keine Spur mehr, dieser Mann hat sich eben tatsächlich gewandelt. Bei den Texten darf man nicht immer so genau zuhören, wenn man Fan bleiben will. Das Macho-Gehabe eines Everlasts kauft man im Paket leider mit. Trotzdem: die Menge ist textsicher, wie sie das ganze Wochenende noch nicht war, es wird mitgeschunkelt, Kinder sitzen auf Schultern und als es bei "What it's like" zu regnen beginnt, ruft Everlast das einzige was das Publikum hören will: "Fuck the rain!"

Alright? Alright!!

Sänger Maurice hat sich heute "extra in feinste Seide gekleidet". Die Dollar-Zeichen blinken von seiner schicken Weste und darunter offenbart sich ein durchsichtiges Hemd. Jemand in der ersten Reihe fühlt sich durch dieses Stück Nicht-Stoff sogar zu einem Nippel-Zwicker verleitet, so etwas macht einem Rockstar aber nichts, ganz im Gegenteil. Bilderbuch sind Profis, die so eine große Freude am Performen haben, da werden alle anderen Bands ganz grün vor Neid.

Eine Konzertbesucherin hinter mir flüstert ihrem Freund zu: "I bin valiebt", leider nicht in ihn, sondern ganz offensichtlich in die Band. Da ist sie aber noch dazu nicht die einzige, denn als hätte es Maurice gehört, fragt er gleich darauf frech: "Wien, liebst du uns?" und wie aus einer Kehle kommt prompt die positive Antwort des Publikums. Oh ja, wir lieben diese Truppe.

Coca Cola, Fanta, Sprite

Alte Hits wie "Calypso" funktionieren noch immer, die derzeitigen Superhits "Plansch" und "Maschin" sowieso und auch die ganz neuen Songs wie "Softdrink" fahren sofort ein. Als Zugabe folgt dann nochmal "Maschin" und zwar aus einem ganz bestimmten Grund: "Wir wollen, dass sich die bei der Ö3-Bühne ordentlich das Gnack verrenken und sich der Fendrich schweißgebadet im Bett umdreht." Harte Ansage, aber sofort ist klar: Das mitgröhlende Publikum hat man weit über die Donauinsel hinaus noch hören können. So geht das!

Kosheeeeeen!

Kurz beginnt es zu tröpfeln: "A big shout out to our friends in Glastonbury, it's pissin' there as well." Kosheen sind da und voller Tatendrang. "I had no energy before, but you have given it to me!" und die Menge tobt. Siân Evans steht im Fledermaus-Kleid auf der Bühne und liebt es mit uns zu plaudern: "My favourite word is 'plenty'.", lacht sie und gleich darauf folgt natürlich "I want it all".

Das neue Album "Solitude" haben Kosheen nicht im Gepäck, da gibt es allerlei Spannungen in der Band und zwischen früheren Mitgliedern, aber uns ist das egal, wir freuen uns eh über alte Songs wie "Hungry", oder "Hide U". "The next song is called 'Avalanche', or maybe not?", scherzt Siân. "When you get older, all the memories are gone." Älter geworden sind sie, aber sie können es immer noch. Am Ende regnet es dann so richtig, aber das steht den Briten und ihrer Musik auch. Ein grandioses Abschluss-Konzert!

dif

Christian Stipkovits / Fm4

Bis nächstes Jahr Donauinselfest! Und danke an alle, die dabei waren, ohne euch wäre es wie immer nicht so großartig gewesen.