Erstellt am: 28. 6. 2014 - 13:02 Uhr
Donau! Insel! Fest! Samstag!
Donauinselfest
- Alle Infos zur FM4-Planet.tt-Bühne: Wer spielt wann? Wie komm ich hin?
- Sound of da Police: KRS ONE am Freitag. (Natalie Brunner / Christian Stipkovits)
- Bilderbuch, Everlast und Kosheen beschließen das Donauinselfest 2014 am Sonntag. (Christian Pausch / Christian Stipkovits)
Goldketten, Crack Hoes und jede Menge guter und korrekter Hip Hop - das war der Freitag hier am Donauinselfest.
Saturday looks good to me
Heute erwarten uns auf der FM4-Bühne am Donauinselfest Auftritte von und mit den FM4 Award Gewinnern M185, I-Wolf, Kreisky, zum Abschluss ein Digitalism DJ-Set und viele viele mehr. Wir freuen uns wie vegane Schnitzel und berichten hier an dieser Stelle vom Geschehen.
Bis sich alle wieder am Gelände eingefunden haben, erinnert uns der gute Kurt Razelli mit einem gestern veröffentlichten Song daran, worum es bei dem Ganzen eigentlich geht.
I am free, is des a wos?
In vollem Ernst
Beim Auftritt von Ernesty International stimmt einfach alles. Da wird die Latte für alle anderen Bands schon am frühen Nachmittag sehr hoch gelegt. Die Stimmen von Mastermind Ernst Tiefenthaler und Bassistin Eloui ergänzen sich perfekt, musikalisch sind alle sechs Bandmitglieder sowieso top und auch die Texte jagen dem Publikum positiv kalte Schauer über den Rücken.
Während bei Adele kläglich versucht wird den Regen anzuzünden, sind Ernesty International viel konkreter: "Set fire to your boat!", heißt es da. Obwohl sich noch nicht allzu viele Menschen vor der Bühne eingefunden haben, ist der Jubel dennoch stadiontauglich und die Aufmerksamkeit groß. Vor allem nach einem ganz bestimmten Song, bei dem Eloui nur mit ihrer Ukulele startet, merkt man, wie plötzlich alles still wird. Der lang aufgebaute Song endet mit drei kleinen Worten: Falling in Love. Zwischen Band und Publikum ist das zumindest bereits passiert.
Christian Pausch
No need for pyrotechnics
Eigentlich wollten M185 ja ein pyrotechnisches Spektakel auf der Bühne abfeuern, dann ist ihnen aber eingefallen, dass das bei Tageslicht vielleicht nicht so ganz aufgehen wird. Funktioniert hat ihr Auftritt dann aber auch ohne viel Tamtam. Sowas hält auch nur vom Wesentlichen ab: der Musik! Die wird in echter Rockstar-Manier zelebriert. Obwohl: Auf der Bühne wird brav Wasser getrunken, aber das hat mit dem Wetter zu tun.
"Ich glaub, es war noch nie so heiß auf der Donauinsel", sagt Sänger Wolfram im durchgeschwitzten T-Shirt. Aber erprobte Donauinsulaner_innen wissen: Das ist ja noch gar nix! Trotzdem natürlich kein Zuckerschlecken für Mensch und Technik auf der Bühne. Für den Song "Russel" vom letzten Album werden dann sogar noch ein Posaunist und zwei Saxophonisten dazugeholt und da wirbelt er auch schon auf, der alljährliche Staub vor der Bühne. Es wird getanzt, yeah!
Fleisch und Blut
I-Wolf will nicht zu viel vom Publikum verlangen, weil doch das Leben schon so viel von uns allen verlangt, "aber ein bisschen Mit-Tanzen wäre schon super." Dennoch machen nur ein paar wenige Auserwählte den Schritt nach vorne zur Bühne. Es ist schwierig so ein Nachmittagskonzert, aber "We look good in the daylight too", sagen uns The Chain-Reactions im Interview.
Die Songs vom Album "flesh+blood" werden heute in einem komprimierten Set zum Besten gegeben. "Ihr seids FM4 Hörer und Musik-Liebhaber, ich hoffe wir treffen uns in der Mitte", versucht Wolfgang Schlögl die Menschen mit Humor zu packen. Die Energie in der Musik ist definitiv da, aber sie will nicht ganz auf die Meute überspringen. "Viel Spaß mit Indie-Rock!", sind die Abschiedsworte des Wolfes.
Wir gut Unterhaltenen
Wer mit der Band Kreisky nichts anfangen kann, hat sie noch nicht live erlebt, denn da überzeugen sie uns alle. Endlich bildet sich eine echte Crowd vor der Bühne, ja sogar ein Moshpit! Kein Wunder, sind doch die Songs des neuen Albums "Blick auf die Alpen" geradezu zum Mitgröhlen und Herumspringen gemacht. Aber auch alte Hits wie "Scheiße Schauspieler" überzeugen noch immer.
"In der Legebatterie-Szene bewährt sich bio", stellt Sänger Franz Adrian Wenzl fest, im Publikum gibt es kurzes Kopfschütteln, dann Gelächter. Der Mann kann uns alles erzählen, wir glauben's ihm und finden's auch noch lustig. Beim letzten Song läuft Franz von der Bühne und es dauert ein bisschen, bis alle checken, dass er mitten im Publikum untergetaucht ist. Das Bad in der Menge steht ihm, und die Fans freuen sich. Am Ende noch ein gutgemeinter Rat durchs Mikrofon: "Die Menschen sind auch am Donauinselfest... schlecht!" Vielleicht ja, aber diese Band nicht.
"Straight Outta Fuckin' Floridsdorf"
Seit vierzehn Jahren gibt es die Skate-Punk-Band 3 Feet Smaller schon und sie funktionieren immer noch. Das zeigt die Menge - da wird getanzt, mitgeschrieen und frenetisch gejubelt. Wenn man mit der Band nichts (mehr) anfangen kann, freut man sich zumindest über ihr Cheap Trick-Cover: "I want you to want me", komisch, dass so ein Song aus den 70ern so ein 90er-Jahre-Gefühl hervorrufen kann.
Party! Party! Party!
Was braucht man nach so einem Konzerttag auf der Insel? Genau: ein DJ-Set. Nicht mehr viel nachdenken, nur noch gut fühlen und die Lautstärke im Kopf wummern lassen. Digitalism mischen alte eigene Hits wie "Idealistic" mit neuen Dance-Tracks, aber auch mit immer guten Songs von anderen, wie "Harder Better Faster Stronger" von Daft Punk oder sogar "Billie Jean" von Michael Jackson himself. Keine_r kann mehr still stehen. Ein harter Bruch vielleicht zu den vorhergehenden Live-Performances, aber auch eine Art von Befreiung für die Musik-Konsument_innen-Seele. Tanzen, tanzen, tanzen bis zum Morgen, da sehen wir uns nämlich genau hier an diesem Ort wieder! Insel muss Insel bleiben, never forget.
Christian Stipkovits / FM4