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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

30. 4. 2014 - 18:48

The daily Blumenau. Wednesday Edition, 30-04-14.

Lizenz-Vergabe für den österreichischen Profi-Fußball, unplugged.

Auch 2014 online: der Versuch das Journal '13 (wie schon das von 2003, '05, '07, 2009 und 2011) durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

Die Entscheidungen in 1. Instanz:

Lizenz erteilt für FC Red Bull Salzburg (& FC Liefering), FK Austria Wien, SK Sturm Graz, SV Ried, Wolfsberger AC, SKN St. Pölten, SV Mattersburg.

Lizenzauflagen betreffend Instrastruktur gibt es für SK Rapid Wien, SV Grödig, SC Wiener Neustadt, SCR Altach, SC Austria Lustenau, SV Horn, TSV Hartberg, SC/ESV Parndorf.

Lizenzauflagen finanzieller Natur gibt es für FC Wacker Innsbruck.

Bei den potentiellen Regionalliga-Aufsteiger werden Finanz-Auflagen erst nach Feststehen des Aufstiegs entschieden. Der LASK Linz hat sonst als einziger Verein keinerlei Auflagen. Lizenzauflagen betreffend Instrastruktur gibt es für FAC - Team für Wien, SV Austria Salzburg bzw. WSG Wattens.

Die Lizenz verweigert wurde FC Admira Wacker Mödling, SV Kapfenberg, First Vienna FC und SC Ritzing.

Nicht um eine Lizenz angesucht haben FC Pasching, SKU Amstetten, SK Austria Klagenfurt uvam.

#fußballjournal14

Heute war Judgement Day: die Lizenzen für die 1. und 2. Liga im heimischen Profi-Fußball wurden vergeben, in 1. Instanz.

Dieser alljährliche Termin ist a) gefürchtet und b) ein Gradmesser für den Status der aktuellen Vereinsarbeit.
Heuer kommt dazu, dass die Bundesliga (auch wegen europäischen Drucks, was die bisherige augenzwinkernde Akzeptanz von finanziellen Unregelmäßigkeiten betrifft - Stichwort Financial Fairplay und wegen eines von Georg Pangl angestoßenen Bewusstseinsschubs, der eine menschenwürdige Infrastruktur zur Folge haben soll) diesmal angekündigterweise deutlicher und strenger als bisher vorgegangen ist.

Im Vorfeld war also das große Flattern angesagt und im Gegensatz zu manchen Berufsberuhigern, die außer der Vienna kein echtes Problemkind ausmachen wollten, wusste die Gerüchtebörse von weiteren Kandidaten: Admira und Innsbruck aus der oberen, Kapfenberg und zu meiner großen Überraschung Austria Lustenau aus der unteren Liga.

Außerdem wackelten die Regionalliga-Führenden FAC und Austria Salzburg. Nach diesem Worst Case-Szenario wären nur noch 15 Vereine bzw. 16 Teams (der Sonderfall Salzburg/Liefering) überhaupt profitauglich, was die Debatte um das Ligenformat elegant beendet hätte.

Auf den ersten Blick ist es nun nicht ganz so schlimm gekommen: die Vienna wird tatsächlich ordentlich vorgeführt, dazu kommen das ewige Problemkind Admira (die ja auch schon heuer mit Minuspunkten in die Saison starten mussten) und die in jeder Hinsicht gebeutelten Kapfenberger. Von den potentiellen Aufstiegskandidaten wurde nur Ritzing zurückgewiesen.

Auch dieses Szenario vereinfacht die Auf-/Abstiegs-Fragen dermaßen, dass man sich die Frage stellen muss, wozu man überhaupt eine so lange Meisterschaft spielt. Oben dürfte nämlich Innsbruck drinnen bleiben, wenn Admira in den Amateur-Fußball zurück muss. Und weil neben der Vienna auch ein zweiter Fixabsteiger (der KSV) dazu kommt, dürfen die drei Regionalliga-Meister alle ohne Relegation rein: 19 Profivereine bzw. 20 Teams (der Sonderfall Salzburg/Liefering) und fertig ist der Raster für 2014/5. Nur zwei Entscheidungen im Profi-Fußball 2013/4 fielen also auf sportlichem Weg: wer in Europa dabei sein darf und wer in die Bundesliga aufsteigt.

Klar, es wird Einspruch erhoben werden und im Fall von Admira und KSV gibt es im traditionell windelweichen Systemsumpf Österreich auch Chancen auf eine Rücknahme der Maßnahmen.

Wesentlich dramatischer für den Status Quo im heimischen Kick ist aber die Zahl der Profi-Vereine, die ihre Lizenz gänzlich ohne Auflagen erhielten: es sind, Achtung festhalten, 8 Vereine bzw. 9 Mannschaften (Sonderfall ehschonwissen...). Acht.

Zwölf andere Teams haben fette Auflagen zu erfüllen. Innsbruck hat immer noch (aus dem Finanzdebakel des FC Tirol herrührende) quartalsmäßige Finanzaufsichtsauflagen. Dazu kommen Infrastruktur-Auflagen, die großteils Existenzielles wie eine funktionierende Flutlicht-Anlage betreffen. Bis auf den LASK erfüllt kein potentieller Aufsteiger auch nur ansatzweise über ein bundesligawürdiges Stadion und überhaupt werden in der Schnittstelle Amateur/Profi-Fußball etwaige Finanz-Auflagen erst nach Feststehen des Aufstiegs entschieden. Die Bundesliga hat sich zwar zu rigideren Maßnahmen entschlossen, führt diese Bestimmungen aber fließend ein und bleibt deshalb butterweich.

Rechnet man die ebenso situationselastisch durchgeführten Lizenz-Gefälligkeiten und extra hingebogenen Paragraphen, die zur Existenz des SC Wiener Neustadt und zur eigentlich untragbaren Situation von Red Bull II (alias Liefering) dazu, bedenkt man den Niedergang des GAK, der Austria Klagenfurt, den von Pasching, Leoben, Eisenstadt, Bregenz oder des Wr. Sportclubs, dann ensteht ein insgesamt grauenvolles Bild einer Ruinen-Landschaft mit nur einer Handvoll wirklich gesunder Vereine, einer deutlich höheren Zahl an siechenden und maroden Klubs und einem zunehmend wegbröselnden Hinterland.

Denn in den Regionalligen, die man schon als Auffang-Becken für in Probleme geratene Traditionsvereine gesehen hatte, gesundet auch keiner: Villach, Steyr, Blau-Weiss Linz, der WSK, Bregenz, Dornbirn, Kufstein dümpeln am Rande des Krachens vor sich hin.

Dass die Bundesliga zum zweiten Mal in Folge Innsbruck wohl doch behalten wird und damit wenigstens 5 Vereine mit einer einigermaßen urbanen Struktur und nur 5 sogenannte Dorfvereine beherbergen wird, ist reiner Zufall. In der 1. Liga, der 2. Leistungsstufe sieht es deutlich schlechter aus, selbst angepasst dezente Kleinstadien wie die in St. Pölten oder Mattersburg sind Einzelfälle, der Normalfall sieht Gerumpel am Dorfacker vor.

PS: im Oktober des Vorjahres habe ich (superprovokant) behauptet, aus dem österreichischen Fußball wäre in diesem Liga-Jahr jetzt die Luft raus, Zitat: "In der Liga ist alles klar: Salzburg ist Meister, die üblichen Verdächtigen und derjenige von Ried/Grödig, der sich stabilisieren kann, wird nach Europa gehen. Die Admira steigt ab, weil sich die Liga endlich wieder ein Stück überwunden hat um schwarze Schafe nicht nur immer zu ermahnen. Altach steigt auf, weil Damir Canadi für österreichische Verhältnisse ein Trainer-Genie ist. Die Entscheidungen sind also alle gefallen, gefühlt und wohl auch real."

Bis auf die Unvorhersehbarkeit des Cups (denn deshalb wird Grödig nicht mit den üblichen Verdächtigen Rapid/Austria nach Europa mitgehen, sondern der Finalist gegen Salzburg) stimmt jetzt wieder alles.