Erstellt am: 5. 2. 2014 - 18:33 Uhr
The daily Blumenau. Wednesday Edition, 05-02-14.
Auch 2014, wie schon seit der Nationalrats-Wahl online: der Versuch das Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Und das mit Items aus diesen Themenfeldern.
Halbjährlich grüßt das Murmeltier - The Lage of the Liga
#fußballjournal14 #infrastruktur #ökonomie
Immerhin: die alle halben Jahre wiederkehrende Präsentations-Pressekonferenz der Bundesliga fand nicht wie sonst in einem gesichtslosen Großhotel, bei einem Nobelheurigen oder in einer Soccer-Arena statt, sondern im vergleichsweise urban-hippen 25 Hours Hotel. Also weniger Pangl, mehr Ebenbauer, weniger eifrige Behutsamkeit, mehr nüchterne Ankündigung, weniger alles-unter-einen-Hut-bringen-wollen, mehr Direktheit.
Denn es war der verbliebene Vorstand für Recht/Spielbetrieb, der Jurist Christian Ebenbauer, der dem Präsidenten Hans Rinner zur Seite stand. Der andere Co-Vorstand (Reinhard Herovits, Finanz & Lizenzierung) fehlte. Georg Pangl, der erst vor ein paar Tagen öffentlichkeitswirksam gegangene Langzeit-Geschäftsführer, war immerhin über den seit seinem Vorpreschen omnipräsenten Veränderungs-Geist anwesend.
Es ist ja seltsam.
Da lukriert Georg Pangl mit seiner (selbstverständlich richtigen, eher viel zu spät geäußerten) Kritik an den hinterwäldlerischen Zuständen einer ins Dorfliga-Denken abgesunkenen Liga Hohn und Häme, tritt deshalb zurück und sofort wendet sich die externe und dann auch interne Stimmung gegen die Blockierer. Und Rinner/Ebenbauer können die alten Panglschen Forderungen plötzlich recht leicht durch-/umsetzen. Zwar wird es mit der verpflichtenden Rasenheizung für Vereine der obersten Spielklasse (eh ein Witz, dass sowas im Jahr 2014 noch dekretiert werden muss) noch bis 2017 dauern (offizielle Ausrede: Pacht-Probleme, Fördergeld-Anträge) und dann wird noch die typisch österreichische Übergangsfristenregelung nachgeschoben - aber zumindest hat man's fixiert.
Ebenbauer ließ auch durchblicken, dass die eklatant langsame Reaktionszeit der Fußball-Verantwortlichen viel mit den diversen Amtsschimmeln in Politik, Verwaltung und Justiz zu tun hat. So wird der von der Innenministerin im Dezember mit viel Getöse veröffentlichte 7-Punkte-Plan zum Wettskandal erst in den nächsten Wochen erstmals von den Zuständigen in den Ministerien Justiz/Sport/Innen sowie ÖFB und Liga wirklich besprochen und auf Machbarkeit gecheckt. Immerhin gibt es jetzt einen rechtsanwaltlichen Ombudsmann als Service-, Informations- und Aufklärungsstelle.
Der wichtigsten anderen Baustelle - dem Zuschauerschwund - wird durch eine im Frühjahr durchgeführte Marktanalyse begegnet. Dann soll klar werden, ob die Anstoßzeit, der fehlende Komfort, das allgemeine Freizeitverhalten oder die manchmal doch überschaubare Leistungsstärke als Hauptschuldige festzumachen sind.
Ansonsten fehlt es an einem neuen Liga-Sponsor, an wieder einmal überhaupt einem Sponsor für Liga 2, an Stadionsanierungen (immerhin, es gibt Lichtblicke) und an sportlicher Spannung. Außerdem fehlt ein Vorstand für Marketing/Vertrieb.
Immerhin: die Selbstbezichtigungen bei diesem Rechenschaftsbericht vor Saisonbeginn sind weder in schieres Gejammer ausgeartet, noch musste ein von seinem eigenen Vorgehen merklich distanzierter Geschäftsführer die Nicht-alles-totjammern-Keule schwingen. Diese Rolle der alten Pangl-Schule übernahm ein Klubvertreter, der Übung im Verdrängen hat.
Und das ist, rein atmosphärisch, der Unterschied zu diesen Halbjahres-Bilanzen der jüngeren Bundesliga-Geschichte: die Verteidigung der Provinzialität, die Pangl zu oft (und wohl gegen seinen Willen) betrieben hat, fiel diesmal aus.
Und auch wenn Andreas Müller nicht das Charisma seines Vorgängers hat, und seine Kollegen durch diverse Defizite auffielen - zumindest im heutigen ersten Teil (morgen folgt in Salzburg Part 2 dieser Vorstellungsrunde, da werden es nur noch drei sein) saßen fünf Sportdirektoren/Manager zusammen. Für eine Liga, in der bis vor kurzer Zeit noch der feste Glauben an die Verzichtbarkeit auf dieses Amt herrschte, schon ein recht braver Schritt hinaus in die ökonomische Realität jenseits der international nicht kompetitiven Dorf-Liga.
Wer darf wo was wie fachlich gebildet analysieren?
#fußballjournal14 #medien
Ich muss hier nicht extra erwähnen, dass die simple Existenz des Internet im kleinen Bereich der österreichischen Sportberichterstattung nicht nur einen Prozess der Demokratisierung vorangetrieben hat, sondern einen guten Teil des Publikums (nicht nur den immer schon kritischen, sondern auch Teile der kritischen Masse) überhaupt erst einmal literarisiert hat.
Die Berichterstattung der alten Medien (von drei Ausnahmen abgesehen) reichte in diesem Genre ja nur von dümmlich bis instrumentalisierend; Erhellung oder gar Augenöffnung war/ist da tabu.
Ich erwähne das oft genug - und auch aus diesem Grund gibt es diese/meine Einträge zum Thema.
Das Netz ist und bleibt auch die bestmögliche Ausspielfläche für diese Form der Analyse. Das dachte ich mir erst heute, als ich diese kleine Epistel auf abseits.at gelesen habe. Da nimmt einer der Autoren den Abgang von Thomas Simkovic nach Kasachstan zum Anlass den im Herbst schleichend vor sich gegangenen Philosophie-Wechsel im Spiel der Austria Wien zu dekonstruieren; und zwar gut überlegt, gut analysiert, gut quergeschlossen.
Der Text trifft einen wunden Punkt, dem sich Fan-Seiten oder violette Blogger so nie stellen würden. Und er arbeitet eine Tendenz heraus, die weit unter dem Radar der mittlerweile ausschließlich an kreischigen Themen und eigener Klientelpolitik interessierten Mainstream-Medien fliegt.
Nichtsdestotrotz ist das ein Text, eine Analyse, die einer Sportredaktion, die sich selber als qualitätsvoll bezeichnet und vom Boulevard distanziert, gut zu Gesicht stehen würde - eine Rezension des Spielverhaltens, anhand eines sichtbaren Beispiels, journalistisch elegant abgeführt.
Ich sagte "würde". In einer Medienlandschaft, die mit diesem Wort in jeglicher Begriffsbedeutung (auch dem Denken im Konjunktiv) Probleme hat, passiert das nicht.
Nun ist mir zeitgleich, da nicht im Netz verfügbar, dankenswerterweise hier ein Stück Printjournalismus zum Thema zugänglich gemacht worden.
Tenor dieses Kommentars des altgedienten Sport-/Printjournalisten Johann Skocek: die Lage ist schlecht, die Bedingungen Mist, der verhabert-verkommene Journalismus ist böse, aber auch der Neue.
Wörtliches Zitat: Internetmedien im Sportsektor (abseits.at, 90minuten.at) sowie Fußball-Blogger sind auch keine Lösung des Problems. Sie verbreiten gern Abfälliges gegen "Mainstream-Medien", gefallen sich jedoch selber oft in Klientel-Journalismus (wessen Klubs Fan ich bin, dessen journalistisches Lied ich sing') oder Pseudoanalysen, beispielsweise die mit dogmatischer Attitüde vorgetragenen Taktikanalysen aus der Feder von fachlich ungebildeten Menschen.
Abgesehen davon, dass ein auf Fachlichkeit bestehender Text auch die richtige Verwendung des Genitivs enthalten sollte, abgesehen davon, dass die Verwendung der "Feder" fast schon ein Freud'scher Verheber ist und abgesehen davon, dass Fandom im klassischen Medien-Bereich belegterweise die deutlich einflussreichere Rolle spielt: wer legt fest, was "fachliche Bildung" bedeutet? Der "Blogger" Skocek, der Lehrer Ruttensteiner, der Bully Kühbauer?
Eigentlich wollte ich hier heute ja auch alle österreichischen (und mit Österreich in Beziehung stehenden) KickerInnen auflisten, die im Frühjahr 2014 internationale Pflichten vor sich haben. So wenige sind das nicht, und ihre Nennung erzählt interessante Geschichten. Ist aber jetzt schon zu viel, also darf ich es auf morgen verschieben.
Oder geht es da nur um einen verzweifelten Ausbruch des Ponyreiters, der erstmals die Eisenbahn erfahren hat, um den strampelnden Versuch die halbwegs demokratische und nicht in Besitz von interessengesteuerten Verlegern befindliche Äußerung in Internetmedien wieder in die Hand von gebildeten oder zumindest ausgebildeten Journalisten zu legen? Denselben Journalisten, die in den letzten 10, 20, 30 Jahren das Versagen ihrer Branche zu verantworten haben?
Wer so verzweifelt gegen Nicht-Umkehrbares anstrampelt, wird nur dann Butter zustande bringen, wenn vorher Milch im Glas war. Die Frösche aus den alten Mainstream-Medien aber haben immer nur substanzlos mit Wasser gekocht.