Erstellt am: 21. 10. 2013 - 17:35 Uhr
The daily Blumenau. Monday Edition, 21-10-13.
Noch immer recht neu; der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen.
Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Zwischen Sozialpopulismus und Rechtextremen
#nr-wahl #europa #fpoe
Daheim ist man Tourist; immer auf der Suche nach Interessantem, eine soziale Heimatpartei. sozialpolitisch linker als andere.
Die FPÖ sieht sich als unideologische Bewegung, die für die Rechte der Schwachen eintritt, diesmal sogar weniger mit dem Sündenbock-Gestus als bisher, auch weil die Strategen erkannt haben, das das bereits leicht zu nerven beginnt, die Anti-Ausländer-Nörgelei.
Dieses neu aufgewärtme sozialliberale Image führte zu einer heftigen Debatte in deren Rahmen führende Vordenker der SP ihre Ausgrenzungs-Politik auszureden und eine Neubewertung der FPÖ als möglicher strategischer Partner forderten.
Draußen, in Europa, ist man klar ausgerichtet, stramm und neu organisiert, in eindeutiger Gesellschaft. Die FPÖ hat heute bekanntgegeben, wie sich künftig (2014 stehen die EUWahlen an) im EU-Parlament fraktionieren will. Das ist sehr sehr eindeutig, mit den Rechtsaußen bis hin zu den Rechtsextremen.
Nicht mit allen natürlich: mit der NPD (die allerdings bei Europa-Wahlen noch nie über 1 Prozent gekommen ist) und auch mit der ungarischen Jobbik möchte man (weiter) nichts zu tun haben, sagte FPÖ-Chef Strache heute dazu. Mit den anderen schon: der Front National, dem Vlaams Belang, den Schwedendemokraten, der Lega Nord etc.
Natürlich sind auch abgesprungene Jobbik-Mandatare mit dabei in der EAF. Die EAF ist nach der AEMN, die von der Jobbik getragen wurde, der zweite Versuch der Rechtsaußen-Parteien, sich als Fraktion zu etablieren im europäischen Parlament.
Was mit anderen Rechtsaußen-Gruppierungen, die sich etwa hier zusammengeschlossen haben, passiert, wird wohl in den nächsten Monaten verhandelt. Vor allen die slowakische SNS könnte da ein Problem werden.
Warum sich die FPÖ, die den Vorsitz der EAF führt, gerade von der Jobbik so stark distanziert? Die Jobbik ist offiziell völkisch und antisemitisch, offensiv antiroma, verfügt über eine Miliz und lebt von aggressiver Performance-Politik. Mit einer solchen Distanzierung strampelt man sich von jeder Deutung als protofaschistischer Bewegung in Sekundeschnelle frei. Da man auch die faschistische British Nationalist Party verloren hat, fällt auch dieser Vorwurf weg.
Trotzdem stellt sich die FPÖ als Bannerträgerin europäischer Rechtsaußen-Parteien, deren soziale Ausrichtung/Kompetenz teilweise gegen Null geht, vor. Die politische Gemeinsamkeit der Bewegungen findet sich immer noch fast ausschließlich im klassischen Anti-Ausländer-Bereich, in der Instrumentalisierung der xenophoben Ängste des grundlegend konservativen, sich schon deutlich zu voll fühlenden Europa
Das ist eine Doppelstrategie, die sich bislang bewährt hat. Nach innen hin den sozialen Aspekt ausspielen, nach außen, innerhalb Europas jedoch die Rechtsaußen-Hardliner-Position beziehen, das kann die eigene Klientel nachvollziehen.
Ob man sich für einen Europa-Wahlkampf, in dem die politischen Gegner jeden Tag die Keule des peinlichen und fehlerbehafteten Hyper-Nationalismus der rechtsrechten Bundesgenossen rausarbeiten können, die FPÖ als Gangleaderin einer ganz einschlägig miefigen Rüpel-Gang blossstellen können, beinhaltet die Gefahr, dass man das eigene Core-Klientel nicht sonderlich erweitern wird können.
Wenn die FPÖ, auch in Hinsicht auf die Koalitionsverhandlungen 2018, schlau ist, dann wird sie einen Euro-Wahlkampf mit Verweis auf die befreundeten Schmuddelkinder aufweichen, sich eventuell sogar noch zurückziehen. Wenn die Partei den Beleg eines nicht so tolles Euro-Wahlergebnisses braucht, dann sollte sie sich zumindest danach entscheiden, in welche Richtung sie tendiert; und entsporechende glaubwürdige Schritte setzen.
Wie plant ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk die Zukunft?
#medien
So: ARD und ZDF planen einen multimedialen Kanal (TV, Radio und Internet) für die digitalen Nativen (also die Unter30jährigen, gehen das notwendige Risiko, haben sich mit Bund und Ländern (in Deutschland ist der öff.-rechtl. Rundfunk, man glaubt es kaum, ja noch mühsamer organisiert als in Österreich) akkordiert, nehmen sich nach netten aber zu wenig radikalen Versuchen jetzt ein wenig Zeit und budgetieren das Projekt nicht schlecht, aber auch nicht übertrieben gut.
Mir kommt vor, dass Überlegungen dieser Art einem jeden öffentlich-rechtlichen Anbieter gut zu Gesicht stehen würde. Und zwar nicht nur als ceterum censeo von Stabstellenleitern oder als Nerver-Forderung von als Nerds abgetanen Vordenkern, sondern auch als Vision des Managements.
Weil Visionen - entgegen früherer Einschätzungen - nämlich nicht den Arzt bedingen, sondern die Zukunft sichern
Ist aus dem österreichischen Fußball jetzt die Luft raus?
#fußball
Ja.
Nach der heutigen Meldung, dass Portugal der schwedische Barrage-Gegner ist (also unserer geworden wäre, wenn etc), sackt der heimische Erwachsenen-Fußball jetzt für die nächsten Monate in sich zusammen.
Das nächstemal Aufraffen ist für den ÖFB erst im nächsten Frühjahr angesagt. Europäisch sind die Wege vorgezeichnet: Salzburg wird sich in einer langweiligen Gruppe fürs Frühjahr qualifizieren, Rapid nicht; die Austria würde sich über das erste Chmapions-League-Tor echt freuen.
In der Liga ist alles klar: Salzburg ist Meister, die üblichen Verdächtigen und derjenige von Ried/Grödig, der sich stabilisieren kann, wird nach Europa gehen. Die Admira steigt ab, weil sich die Liga endlich wieder ein Stück überwunden hat um schwarze Schafe nicht nur immer zu ermahnen. Altach steigt auf, weil Damir Canadi für österreichische Verhältnisse ein Trainer-Genie ist. Die Entscheidungen sind also alle gefallen, gefühlt und wohl auch real.
Die Luft ist raus - die Herbst-Depression kann kommen.