Erstellt am: 25. 3. 2014 - 13:19 Uhr
You can't make this stuff up!
Es ist so, als ob der Bürgermeister von Baden von seiner Bevölkerung verlangt, die Spielschulden der Casinogäste zu begleichen - weil die Gäste drohen, sonst nach Las Vegas zu gehen.
Mit diesen erbosten Worten (das Originalzitat stammt übrigens vom Autor und Musiker Stefan Slupetzky und war erstmals in der Ö1-Sendung "Café Sonntag" am vergangenen Sonntag zu hören) haben gestern Menschen etwa auf der Facebook-Seite für einen Hypo-U-Ausschuss ihrem Ärger Luft gemacht. Ein wenigstens kleiner Trost kam dann am Nachmittag: Die Petition für den U-Ausschuss darf nun doch weiterlaufen.
APA / Gert Eggenberger
Währenddessen kommen langsam auch immer mehr die zahllosen Player der gesamten Causa wieder ans Licht, in der Pressestunde präsentierte Vizekanzler Spindelegger ja ein ganzes Plakat mit offenen Verfahren. Nun soll also eine Kommission unter der ehemaligen Höchstrichterin Irmgard Griss für mehr Klarheit sorgen.
Einstweilen, an dieser Stelle: Eine lose Sammlung fünf auffälliger Personen rund um den größten Finanz-Kriminalfall der zweiten Republik.
1. Dirk Notheis
Herr Notheis ist sowas wie der Christian Prosenik der Bankenberaterszene. Eigentlich ist der smarte Herr, den Claus Pandi von der Kronenzeitung ja unlängst als "Kanalräumer" bezeichnete, ja von Vizekanzler Spindelegger als "Mann fürs Grobe" geholt worden (deswegen ist Liebscher übrigens als Hypo-Taskforce-Chef vor einigen Wochen zurück getreten) - auch um nun mit den Bayern in "Generalverhandlungen" zu treten. Bemerkenswert ist, dass Herr Notheis, der ehemalige Morgan Stanley Banker, vor fünf Jahren die BayernLB bei der Notverstaatlichung beraten hat. Und nun berät er eben, vice versa, die Republik Österreich dabei, von denselben Bayern ein bisschen Geld zurück zu verlangen. Gegen Notheis ermittelt in Deutschland übrigens auch die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue.
DPA/MARIJAN MURAT
2. Wolfgang Peschorn
Der sehr sendungsbewusste Herr Peschorn ist seit 2006 der Chef der Finanzprokuratur, also der Anwaltskanzlei der Republik, und wurde demnach noch unter Finanzminister Grasser ins Amt gehoben. Zuerst sollte Wolfgang Peschorn die Causa als Chef der sogenannten "CSI-Hypo" klären, die 2010 von Josef Pröll eingesetzt wurde. Dort dürfte er seine Sache allerdings ein bisschen zu ernst genommen haben. Bereits 2011 verlangt der damalige Hypo-Aufsichtsrat-Chef Johannes Ditz die Auflösung dieser CSI. 2012, nachdem die CSI unzählige Fälle angezeigt hat, wurde sie tatsächlich in dieser Form abgedreht. Seitdem wird Wolfgang Peschorn, der möglicherweise auch das ominöse "Wyman Gutachten" beauftragt hat, nicht müde einer Insolvenz-Lösung das Wort zu reden, die nach seinen Berechnungen die Steuerzahler gute fünf Milliarden billiger komme. Zuletzt hatte man von einem eigenen Gutachten der Finanzprokuratur gehört, als dieses die Kronenzeitung veröffentlicht hat.
APA/GEORG HOCHMUTH
3. Vladimir Zagorec
Einer der reichsten Männer Kroatiens, der in letzter Zeit aber auch Knasterfahrungen sammeln musste. Der hochdekorierte General, der auch als Waffenhändler tätig war, taucht im Zusammenhang mit der Hypo immer wieder auf. Wie das Magazin Format berichtet, hat Zagorec als einer der ersten vom "System Hypo" profitiert - und sich damit über 50 Millionen erschlichen.
4. Franz Pinkl
Dr. Franz Pinkl wurde im April 2009 vom Mehrheitseigentümer der Hypo, der Bayerischen Landesbank, als Vorstand der Hypo Alpe Adria Bank eingesetzt. Damit war Herr Pinkl also Vorstandschef der Bank zum Zeitpunkt der Verstaatlichung. Im Frühherbst 2010 dürfte es Johannes Ditz, der die dann ja bereits verstaatlichte Bank als Aufsichtsrat-Chef kontrolliert hat, gereicht haben - und man hat Pinkl seinen Sessel räumen lassen. Freilich nicht ohne fast 3 Millionen Euro Abfertigung zu kassieren.
APA/Hans Klaus Techt
5. Die Flick-Privatstiftung
Stellvertretend für viele Profiteure sei an dieser Stelle noch einmal auf die Kapitalerhöhung der Bank im Jahr 2006 verwiesen. Die Flick-Privatstiftung, aber auch noch einige andere, haben quasi risikolose Vorzugsaktien mit einem Extra-Zuckerl - nämlich einer Rückkaufgarantie - gekauft. Nur um sie kurz später mit fetten Gewinnen wieder los zu werden. Und im Unterschied zu zahllosen anderen Profiteuren musste sich die Stiftung dafür auch vor Gericht verantworten. Zur Einordnung: Derzeit sind alleine in der Hypo-Causa 102 (!) offene Verfahren anhängig.