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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

23. 1. 2014 - 18:50

Generalprobe für Olympia

Die X-Games in den USA sind der letzte Härtetest für SnowboarderInnen und FreeskierInnen vor den Olympischen Spielen. Plus: Der Film "Ganz Wien" zeichnet ein Porträt der Wiener Skateszene.

"Abseits von Metern und Sekunden"
Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.

Nur mehr zwei Wochen sind es, bis in Sotschi die Olympischen Winterspiele 2014 eröffnet werden, bei denen so viel Snowboard- und Freeski-Bewerbe wie noch nie stattfinden werden. Bevor es aber für die Top-FahrerInnen nach Russland geht, steht ihnen noch ein letzter Härtetest bevor, die X-Games in Aspen in den USA, der wohl populärste Extremsportevent der Welt. Fast alle FavoritInnen für Olympiamedaillen gehen bei den X-Games an den Start, bis auf Torah Bright und Shaun White, die beiden RiderInnen, die bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren jeweils Halfpipe-Gold geholt haben.

Bei Shaun White war es ein großes Hin- und Her: Letzte Woche, nach erfolgreicher Olympiaqualifikation - sowohl in der Halfpipe, als auch im Slopestyle - hat er seine Teilnahme an den X-Games bereits abgesagt. Wenige Tage später ist er dann dennoch in Aspen aufgetaucht und wollte wieder mitmachen. Angesichts des dichten Programms hat er schlussendlich doch beschlossen, die Contests zu spritzen und stattdessen für Olympia zu trainieren.

Die Absage von Shaun White trifft viele seiner größten Fans in den USA, denn er ist zweifelsohne der populärste Snowboarder und der Held speziell dieser Veranstaltung. Sechs Mal in Folge hat Shaun White den Halfpipe-Contest bei den X-Games gewonnen, insgesamt dreimal den Slopestyle Bewerb. Wenn man allerdings seinen bisherigen Saisonverlauf betrachtet, kann man die Absage Whites verstehen, denn in den letzten Wochen ist er zweimal bei Contests schwer gestürzt.

Gerade letzte Woche ist er nach einem Slam heftig mit dem Gesicht und der Schulter auf die Piste geknallt. Sensationellerweise war er ein paar Stunden später wieder so fit, um den rein amerikanischen Slopestyle-Contest zu gewinnen. Doch die Konkurrenz in internationalen Contests ist stärker, so dass Shaun White - für ihn ungewöhnlich - hohes Risiko eingehen muss, um zu gewinnen. Im Vorfeld der Olympischen Spiele, bei denen er als erster Snowboarder zum zweiten Mal sein Halfpipe-Gold verteidigen kann, will er dieses Risiko wohl nicht noch einmal eingehen.

Spannender Wettkampf garantiert

So bleibt Shaun Whites Leistungsfähigkeit im Slopestyle noch immer eine große Unbekannte, die anderen Favoriten werden sich in Aspen höchstwahrscheinlich nichts schenken. Mit Mark McMorris, Torstein Horgmo, Ståle Sandbech, Sven Thorgren, Max Parrot etc. sind praktisch alle Goldkandidaten versammelt und versprechen einen hochqualitativen Contest, sowohl im Slopestyle-, als auch im Big-Air-Bewerb. In der Halfpipe kann Iouri Podlatchikov nach seinem Sieg bei den European Open letzte Woche noch einmal seine Topform bestätigen und zeigen, dass er ein würdiger Herausforderer für Shaun White ist.

Bei den Frauen ist auch die komplette Weltspitze vertreten. Auf Abruf steht die junge Kärntnerin Anna Gasser, die heuer schon als erste Frau mit einem Double Cork aufgezeigt hat und letzte Woche auch erstmals in einem großen Contest auf dem Podium gelandet ist, beim 5* Snowboard Jamboree in Stoneham.

Contests in Österreich

Im Schatten der X-Games finden diese Woche auch noch zwei interessante Contests in Österreich statt, beide im Zillertal. Die Snowboard-Crew "Die Ästhetiker" halten den dritten Tourstopp ihrer Contestserie "Välley Rälley" ab, in der Zillertal Arena, und einige der besten europäischen Freeskier treten bei den Mayrhofen Freeski Open an. In Mayrhofen sollen nicht nur Freeski-Fans auf ihre Kosten kommen, auch für Drum 'n' Bass ist gesorgt, mit Pendulum an den Turntables.

"Ganz Wien" - ein Wiener Skateboardfilm

In Wien hingegen, wo bekanntlich kein Schnee liegt, wartet eine andere Gruppe von Boardern auf ein Saison-Highlight, die Skateboarder. Der Wiener Filmemacher und Skate-Urgestein Johannes Wahl hat nämlich in den letzten zweieinhalb Jahren mit "Ganz Wien" ein Porträt der Wiener Skateszene angefertigt, von ihren Anfängen in den 1980ern bis jetzt.

Skateboarden 1984

Johannes Wahl

Mittlerweile hat sich Johannes Wahl ja selber einen Skatepark im Keller gebaut.

Johannes Wahl, der selbst in den späten 1980ern zu skaten begonnen hat, hat sogar von den alten Skateveteranen Wiens Material eingesammelt, von Super8-Filmen bis zu Fotografien, die er in seinem Film verwendet. Die Protagonisten erzählen von diesen Anfangstagen, in denen Skater oft von anderen Gangs bedroht wurden oder sie im Winter mangels Infrastruktur in U-Bahn-Stationen oder in der WU-Garage skaten mussten.

Skateboarder

Johannes Wahl

Die Wiener-Skatecrews bekommen alle ihre Parts und so wechseln sich im Film dokumentarische Episoden, Anekdoten und aktuelles Material ab. Einzig Frauen kommen in der Doku nicht vor, sie finden hoffentlich in einer Fortsetzung des Projekts Platz.

Johannes' Herzensangelegenheit ist mit 58 Minuten ein Full-Length-Film geworden. Gezeigt wird er morgen um 21:00 und um 23:00 im Wiener Top-Kino, der Eintritt ist frei.