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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

15. 12. 2013 - 10:26

Musikalische Bilder im Kopf

Neue österreichische Musikvideos von We Walk Walls, Moonlight Breakfast, Monica Reyes und Sleep Sleep.

Das ist ja schneller gegangen als gedacht: Erst vor wenigen Tagen habe ich euch neue Musikvideos aus Österreich vorgestellt, jetzt sind schon wieder vier musikalische Filmchen zusammengekommen, die uns das ausklingende Jahr versüßen.

Egal ob Band in klassischer Pose, Kinderrevolution, professionelle Tanzeinlagen oder Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines Atompilzes, all diese Stücke liefern uns Bilder für den Kopf und ein ganz spezielles Feeling und können uns den Alltag für ein paar Minuten komplett vergessen machen.

Sleep Sleep - "Gospel"

Schon mit seiner cleveren Coversong-EP "CVRS" hat mich der Wiener Singer/Songwriter Pieter Gabriel alias Sleep Sleep berührt. Vor allem seine sphärische und ergreifende Interpretation von Hasselhoffs "Looking For Freedom". Mit "Gospel" hat der junge Musiker im November sein Debüt bei Noise Appeal Records vorgelegt und zu dem Titeltrack jetzt ein wundervolles Video nachgereicht.

Große Melancholie ist hier angesagt, wenn Pieter Gabriel über die stampfenden Beats und herzzerreißenden Geigen singt. Auch die alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den 1940er und 1950er Jahren, die mit Comics gemischt werden, unterstützen die schwermütige Stimmung, die durch herrliche Harmonien immer wieder aufgelockert wird. Ein bewegendes und aufwühlendes Video.

Monica Reyes - "Revolution in der Disco"

Anfang des Jahres wollte sie mit uns einfach nur "Schmusen", jetzt zettelt die Schauspielerin und Sängerin eine kleine Revolution an. Doch im Gegensatz zum Video ihrer ersten Single steht Monica Reyes diesmal nicht im Vordergrund. Vielmehr sind ihre kleinen UnterstützerInnen der echte Blickfang, die mit Papierschlangen und Spaß in der Disco ein bisschen zündeln dürfen.

So fröhlich wie der Song und so frech wie sein Text (schließlich nimmt sich Monica Reyes heraus, dem Investmentbanker einfach mal eine aufzulegen) ist auch dieses Video geworden. Es macht einfach gute Laune und lässt vom nächsten Sommer träumen, egal wie viel Schnee heute draußen schon liegen mag.

We Walk Walls - "Critical Masses"

Erst vor kurzem waren sie unsere Artist Of The Week, die vierköpfige Band We Walk Walls. Irgendwo zwischen Indie- und Dream-Pop angesiedelt, bergen die Songs von dem Debüt "Ceremonies" viel Spannung in sich, schon allein durch den wechselnden Gesang und die oft recht repetitiven Teile. Auch "Critical Masses" ist da keine Ausnahme. Je länger dieses Stück andauert, desto mehr brodelt es unter der scheinbar recht einfachen Arrangieroberfläche.

Dazu passt auch das Video, das entgegen den bisherigen Filmchen von We Walk Walls zu "Goodland" und "Curiosity..." ein recht klassisches geworden ist. Ich bin ja kein großer Fan davon, wenn man in recht typischen Einstellungen die Band einfach spielen sieht. Doch bei "Critical Masses" ist dieser recht "gewöhnliche" Anfang notwendig, um den Kontrast zu den späteren Veränderungen zu unterstreichen. Tja, erstaunlich, was man mit so ein bisschen Schminke alles bewirken kann.

Moonlight Breakfast - "My Baby"

Eigentlich stammt die Band aus Bukarest, allerdings zählt Wien schon seit längerem zu ihrer Wahlheimat. Moonlight Breakfast ist ein musikalisches Gefüge, das mit gutem Geschmack die retroelectro Stromschnellen nutzt, um im großen jazzigen Popmeer herum zu schippern. Die Stimme von Sängerin Christie ist dabei sehr zielsicher und trifft mit gehemnisvollem Timbre wohl den guten Soul- und Funk-Nerv der Gegenwart.

Was die visuelle Umsetzung des Songs "My Baby" betrifft, so wird hier eindeutig auf style gesetzt. Die Band hat sich augenscheinlich nicht lumpen lassen, einiges an Produktionskosten auf sich zu nehmen. Die Bilder der professionellen Tänzer sind auf alle Fälle ein echter Hingucker. Auch wenn der Track schon recht kommerziell ausgelegt ist, hat dieses Video einen guten flow und auch einen gewissen Charme. Und ein bisschen stylisches Dancen in der Vorweihnachtszeit ist ja nie verkehrt.