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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

8. 12. 2013 - 15:02

Bitstrip My Ass!

Vorsicht, ein Facebook-Trend geht um: Bitstrips. An der Comic-App scheiden sich die Geister. Auch in der FM4-Redaktion.

fm4.ORF.at/netzkultur

Memes, Lolcats und mehr. Der Subkultur-Code des Internets

Bitstrips sind kleine Comics, die uns mit unseren Facebook-Freunden zeigen. Jeder Benutzer kann dabei sein Comic-Alter-Ego selbst kreieren: von der Augenfarbe über die Haarlänge bis zu den Klamotten. Wenn man erst einen Avatar hat, kann die Posting-Schlacht beginnen.

Bitstrips

Yummi Real-Satire: Johanna Jaufer und Roli Gratzer haben das blanke Entsetzen über die tägliche Dosis Sodexo-Nährschlamm in der Funkhaus-Kantine anschaulich visualisiert.

Das kanadische Comic-Start-Up Bitstrips gibt es schon seit 2008. Die Comics wurden als Lernsoftware namens "Bitstrips for School" entwickelt und 2011 wurden die Bilder für eine Anti-Mobbing-Kampagne in Schulen eingesetzt, um die Kids über die Folgen von Internet-Schikane und Schulhof-Terror aufzuklären.

"Minty Toons"
Die Bitstrips-Alternative aus Wien. Comics aus der Maschine via Algorithmus zufällig generieren lassen

Doch schon bald wurden die "Stop Bullying Comics" von den Nutzern selbstironisch persifliert. Durch Imageboards wie 4chan und Tumblr wurden Bitstrips viral und durch die Gratis-Facebook-App wurden die Comics Mitte 2013 zum Internet-Hype. Mittlerweile hat die Anwendung kolportierte 20 Millionen Nutzer, Tendenz steigend.

Deshalb ist die App auch fast durchgängig in den Top 10 der AppStore-Charts. Und fast jeder Facebook Nutzer kennt es, liebt es oder hasst es, denn die süßen Bilder der kindlichen Comic-Avatare polarisieren und nerven viele gewaltig.

Erstens: Vorgefertigte und formal biedere Comic-Bilder, bei denen man selbst nicht viel mehr verändern kann als den Text und den Gesichtsausdruck der abgebildeten Person, werden sehr schnell sehr langweilig.

Zweitens: Der Datenschutz wird bei Bitstrips klein geschrieben. Weil man sich für die App nur via Facebook anmelden kann, gibt man sofort alle Facebook-Daten preis. Eine Tatsache, die den meisten Nutzern wahrscheinlich egal ist.

Nicht so Kollege Christian Fuchs. Er wollte sich auch auf Bitstrips registrieren, hat es aber bleiben lassen, weil er der Meinung ist, dass es wie WhatsApp und Co ein reines Datensammelunternehmen für die Industrie ist.

Christian Fuchs

Bitstrip-Anarcho Christian Fuchs im Selbstporträt.

Sowieso und überhaupt: Bitstrips frisst sinnlos Zeit. Prokrastination Olé!

Wer nicht darauf warten will, dass der Hype so schnell verschwindet wie er gekommen ist, kann in der rechten oberen Ecke eines Bitstrip-Postings das Feld "Alles von Bitstrips verbergen" anklicken. Und die Comics verschwinden dann zum Glück aus dem Verlauf.

Doch es gibt genug User, wie zum Beispiel meine Kollegin Johanna Jaufer, die Bitstrips super finden: "Es ist wie das Leben, total bescheuert, aber trotzdem lustig. Mit Bitstrips kannst du Leute elegant ausrichten, du kannst deine Freunde aufs Gröbste beleidigen und sie können sich nicht dagegen wehren, denn es ist ein satirisches Comic."

Bitstrips

FM4-Bitstrips-Addicts: Johanna "Gepard" Jaufer und Roland Gratzer.

Songify Bitstrips Anyone?

Ich würde mir ja wünschen, dass die Facebook-Community Bitstrips abwechslungsreicher und kreativer einsetzt, als einfach die langweiligen 0815-Vorgaben zu adaptieren. Vielleicht im Sinne von This Duck Is Tocotronic oder der The-Smiths-Peanuts-Comics This Charming Charlie.

Bitstrips

Bitstrips

Arcade-Fire-Bitstrips, here we go:

Bitstrips