Erstellt am: 8. 10. 2013 - 17:45 Uhr

Ambivalenz der Transparenz

Chancen und Fallen einer offenen Welt. Das Schwerpunktthema des diesjährigen Elevate-Festivals lautet "Open Everything".

Transparenz - dieses Wort galt für viele, vor allem bei den sogenannten "Eliten", noch in den 80er und 90er Jahren als Schimpfwort. Die Idee, dass öffentliche Institutionen ihre Entscheidungsprozesse und Daten einsehbar machen und industrielle Abläufe außerhalb Konzernmauern durchführbar sein könnten, war noch vor nicht allzu langer Zeit eine kühne Vorstellung.

Heute hingegen ist "Open" ein Versprechen auf eine alternative Gesellschaft, die sich nicht länger aus willfährigen Kunden von multinationalen Großkonzernen zusammensetzt, sondern aus selbstbestimmten Bürgerinnen und Bürgern, die ihr Gemüse individuell anbauen, ihre eigenen Haushaltsgeräte drucken, ihre digitale Kommunikation alternativ konfigurieren.

Es geht um die Hoffnung und die Chance auf eine Neuprogrammierung jener heutigen Welt, in der Anonymität weitgehend ausgeschaltet und Überraschungsmomente seitens der Zivilbevölkerung größtenteils antizipiert werden. Wer sich fügt und nicht allzu viel hinterfragt, darf ein inhaltlich durchaus reichhaltiges, aber gewissermaßen vom System vorbestimmtes Leben führen. Wer sich verweigert, muss sich zuerst mal von den verlockenden Bequemlichkeiten der allumfassenden industriellen Angebote freimachen und dann mit viel Energie diesen Lebensstandard mit eigenen Mitteln neu aufbauen.

Open Everything

Ist es aber nicht ein Widerspruch, die durch die Digitalisierung erworbenen Möglichkeiten der offenen Nutzung von Daten und Diensten in Anspruch zu nehmen und andererseits Sicherheit und Anonymität zu fordern? Kann man das Recht auf Privatsphäre heute - ähnlich wie beim Urheberrecht - denn überhaupt noch so umsetzen, wie es im analogen Zeitalter üblich war?

Diese und viele ähnliche Fragen stellt sich das Elevate-Festival für gesellschaftspolitischen Diskurs und elektronische Musik dieses Jahr. Dass es, wie bei jeder Art redlicher (wissenschaftlicher) Analyse und Ergründung, hier erst mal mehr Fragen als Antworten gibt, verwundert nicht. Fragezeichen und das Streben danach, die gegenwärtigen Abläufe überhaupt mal so gut es geht nachvollziehen zu können, ist wohl die einzige Möglichkeit, um langsam aber sicher sowohl einen individuellen als auch gesellschaftlich tragbaren, alternativen Weg zur bisherigen Profit- und Wachstumsmaxime der Privatwirtschaft zu finden.

Zu Gast in Graz

Einige schlaue Köpfe werden sich Ende Oktober wieder in Graz einfinden und inspirierende Geschichten, Fakten und Wortmeldungen parat haben. Unter ihnen sind etwa Mediensoziologe und Netzpolitik-Auskenner Volker Grassmuck, Open Hardware-Fürsprecherin Alicia Gibb, Vorzeige-Hacker Jacob Applebaum und die isländische Parlamentsabgeordnete und Demokratieaktivistin Birgitta Jónsdóttir.

Neben vielen Diskussionsrunden wird es auch zwei exklusive Filmscreenings geben: "Google and the World Brain", der das Aufbegehren gegen den Versuch von einem IT-Großkonzern, über das gesamte Wissen der Menschheit zu verfügen, zeigt, und "Terms and Conditions May Apply", ein Film über die gesellschaftspolitische Gefahr, die vom bedenkenlosen Zustimmen in die durchwachsenen Vertragsbedingungen von Facebook, Apple und Co. ausgeht.

Das Elevate-Festival in Graz läuft von 23. bis 27. Oktober. Am letzten Tag (Sonntag, 27.) wird die Elevate Awards Show über die Bühne gehen, moderiert von Herrn Hermes.

Gewinnspiel beendet

Wir haben 3x2 Festivalpässe verlost unter all jenen, die folgende Frage richtig beantwortet haben:

Neben Dorian Concept haben auch Ogris Debris eine FM4 Soundpark Studio2 Session gespielt. Wann und gemeinsam mit wem?

Richtige Antwort: Am 3.6.2010 gemeinsam mit Ritornell

Vielen Dank allen, die mitgespielt haben. Die GewinnerInnen wurden per Email informiert.