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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

13. 9. 2013 - 13:22

Bright Lights Big Videos

Die neuesten Musikvideos aus Österreich von Maur Due & Lichter, Spring an the Land, The Quiet Now! und Clara Luzias Einsatz für die Arktis.

Das eine Mal ginge es um die "Form" der Videos, das andere Mal stand der Gitarrenrock in bewegten Bildern im Vordergrund und vor Kurzem war meine Zusammenstellung österreichischer Videos dem Thema gewidmet wie erzählt man eine Geschichte.

Diesmal lässt die Variation der präsentierten Musikfilmchen keinen roten Faden zu. Zu verschieden sind Form, Zugang, Musikstil und Erzählweise. Einzig der Umstand, dass es die aktuellsten Videos sind, über die ich in den letzten tagen gestolpert bin, hat zu dieser ungewöhnlichen und nicht zuletzt dadurch spannenden Zusammenstellung geführt.

Schlaflos in Vienna

Recht klassisch wurde das Video zur neuen Single "Bright Lights Big City" von den beiden Produzenten Maur Due & Lichter umgesetzt. Es ist ein Stück aus ihrem Konzeptalbum "This Night Was meant To Stay" das chronologisch eine Partynacht in Wien skizziert, zwischen überschwänglicher Euphorie und innerer Verirrungen und Einsamkeit. So stehen sich auch der unterkühlte Groove und die warmen Vocals und Harmonieflächen gegenüber. Zu "Bright Lights Big City" hat ein Roman Pate gestanden, der das New York der 1980iger in all seinen hedonistischen Abgründen beschreibt. Daniel Richter hat in dem Buch oft das Wien der 2010er Jahre vor Augen gehabt. Das Video knüpft - wenn überhaupt - nur zum Teil an diese Grundidee an und rückt eher das Thema Integrität und Treue versus Versuchung in den Vordergrund.

Das Salz in unseren Wunden

Für einen meiner Sommerlieblingssongs haben The Quiet Now! alias Georg Hartwig gesorgt. Der Musiker und Sevenahalf Records Betreiber hat sich für den Song "Rub It In" den Isländer Helgi Jonsson vors Mikrophon geholt und einen Ohrwurm par excellence komponiert. Darin wechselt sich ein eigenwilliger Rap mit einem wundervollen Refrain ab, unterstützt von einem fetten Schlagzeugbeat, clever eingesetzten Percussions und elektronischen Spielerein. Die mehrstimmigen Gesangspassagen stellen den Text in den Vordergrund, der eine kritische, wortgewandte und ironische Abrechnung mit unserem Konsumverhalten ist. Visuell umgestezt wurde diese Indie-Hymne mit den beiden großartigen Mädchen Mia und Lilly, den Nichten von Georg. Sie geben dem Video eine herrlich leichte und ungezwungene Atmosphäre, die in Zusammenhang mit der Message des Songs eine weitere Ebene eröffnet.

With a little help from spring and the land

Sie lassen sich gerne viel Zeit mit ihrer Musik, Marino Acapulco und Jacques Bush alias Spring and the Land. Immerhin ist es schon drei Jahre her, dass ich sie zu ihrem Album "Outside My Window" ins Soundparkstudio gebeten habe. Vor kurzem habe ich dann das Video zum neuen Song "Blink" entdeckt. Schon die Anfangssequenz hat mich sofort an die Stimmung des Openers von "Wunderbare Jahre" erinnert. Es ist diese geschmackvolle Lo-Fi-Ästhetik, zu der Spring And The Land einen ebenso räudig wundervollen Song geschrieben haben, der sich von den ersten Klängen an sofort festhakt. Die charmant "dahineiernde" Geige, die glitzernden Gitarrenakkordzerlegungen, der exaltierte Gesang, das krachige Schlagzeug, das alles verbindet sich zu einem herrlich melancholisch-nostalgischem Song, dessen Video diese Stimmung noch perfekt verstärkt.

Wir und die Arktis

Quasi "außer konkurrenz" - wenn man das überhaupt so nennen will - ist der folgende Clip, bei dem Clara Luzia zusammen mit Greenpeace Österreich Aufmerksamkeit für die Rettung der Arktis generieren. Unter dem Titel "The Movement" hat Clara Luzia für das in Wien gedrehte Video den perfekt passenden Titelsong ihres letzten Albums "We Are Fish" zur Verfügung gestellt. In gekonnter und cinematischer Umsetzung verwandelt die Wildruf-Filmcrew von Bernhard Holzhammer rund um Regisseur Michael Rittmannsberger Fische in ihre Protagonisten. Die Finanzierung funktionierte über Crowdfunding, wobei 80 der 800 SpenderInnen bei dem Video selber mitwirkten. Das Ergebnis ist ein sehr schöner, feinfühlig inszenierter Kurzfilm, der ohne plump erhobenen Zeigefinger auskommt und nicht nur die Musik von Clara Luzia unterstützend nützt, sondern den Song als Dreh- und Angelpunkt der Kampagne hernimmt.