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Ali Cem Deniz

Das Alltagsmikroskop

2. 5. 2013 - 16:43

Stadtflüchtlinge und Boomerang-Kinder

Wie sich die hohen Wohnkosten in Salzburg auf die Studenten auswirken.

Salzburg ist die Heimat der Mozartkugeln, der Familie Trapp und eines Finanzskandals. In Salzburg leben aber auch zahlreiche Studenten und für sie ist das Studium auch eine Art Finanzskandal.

Dass die Mozartstadt sauteuer ist, dürften die meisten schon wissen, doch für angehende Akademiker wird das (Über-)Leben immer unerschwinglicher.
In den letzten Jahren sind die Mietpreise in Salzburg drastisch gestiegen. Die Online-Wohnbörsen füllen sich mit überteuerten Wohnungen. 70qm für 1000€ geht dort als "Schnäppchen"durch. Was bedeutet das für die Studenten?

Salzburg

CC-BY-SA-2.0 / sanfamedia.com

Zurück zur Natur!

Viele ziehen an die Stadtgrenzen, wo die Mieten günstiger sind. Einige werden dabei sogar zu Auswanderern und lassen sich im benachbarten Bayern nieder. Hat man außerhalb der Stadt eine günstige Wohnung gefunden, kann man sich trotzdem nicht recht über die gesparten Euros freuen. Denn die müssen dann für teurere Öffi-Tickets ausgegeben werden.

Salzburg hat eines der teuersten Semester-Tickets und das nur für die städtische Zone. Alle die mehrere Zonen überqueren müssen, um bei den Vorlesungen zumindest physisch anwesend zu sein, müssen mehr zahlen.
Um auf das Loch, das die Semestertickets in den Budgets der Salzburger Studenten hinterlassen, aufmerksam zu machen, hat die örtliche ÖH eine Petition gestartet. Bisher mit wenig Erfolg. Von der Stadt Salzburg gibt es keine Reaktion.

Der Traum von günstigem Studententicket wird sich wohl nicht so bald erfüllen. Die Studenten werden auch nächstes Jahr die Sci-Fi Ästhethik der neuen Stadtbusse nur mit einem bitteren Beigeschmack genießen können.

Heiß begehrt: Studentenheime

Bei den astronomischen Mietpreisen kann man sich auch mit der Idee anfreunden, die Küche mit 20 anderen Leuten zu teilen. Das Studentenheim, wenn auch vielleicht nicht so bequem wie ein WG-Zimmer, kann auch eine nette Erfahrung sein. Doch auch hier gibt es Probleme. Seit im Jahr 2010 die Zuschüsse für Studentenheime gekürzt wurden, gibt es einen Baustopp in Salzburg. Das Zimmer im Studentenheim wird zur begehrten Ressource. Die Wartelisten für Plätze werden immer länger.

Check-In im Hotel Mama

Ein eigene Wohnung ist unleistbar, das WG-Zimmer viel zu teuer und der Platz 40 auf der Warteliste für das Stundentenheim verspricht auch nicht viel Hoffnung. Was kann man da tun? Auf dem Kapuzinerberg gibt es einige Höhlen, doch die dürften auch keine gute Alternative sein.
Da bleibt eigentlich nur noch das Elternhaus. Das hat ja bekanntlich auch seine positiven Seiten. Meistens kocht sich das Essen von selbst und sauber ist es auch.
Viele StudentInnen in Salzburg schreiben ihre Seminararbeiten deshalb dort, wo sie auch lesen und schreiben gelernt haben: im Kinderzimmer.

Schlechter geht es aber den sogenannten "Boomerang-Kindern", deren Zahl in Salzburg immer größer wird. Die fliegen nach einer Kurve der Selbstständigkeit den Eltern auf den Kopf und gründen mit denen eine "WG". In den USA wird schon vor der "Boomerang-Generation" gewarnt.

Zwar sprechen alle Parteien im aktuellen Landtagswahlkampf die Wohnungsnot an, aber der bisherige Trend sieht nicht gut aus. Der Finanzskandal stellt im Salzburger Wahlkampf alles in den Schatten. Die Studenten werden sich also an das Pendeln gewöhnen müssen. Oder doch erst nach Ende des Studiums aus dem Hotel Mama auschecken.