Erstellt am: 29. 4. 2013 - 15:53 Uhr
Vom Traum zum Spiel
In Österreich werden seit Jahrzehnten Videogames entwickelt. Am bekanntesten war lange Zeit das Spielestudio "Neo Software", das in den neunziger Jahren den Amiga-Klassiker "Der Clou!" gestaltet hat, später zu "Rockstar Vienna" mutiert ist und Xbox-Versionen von "Grand Theft Auto" oder "Max Payne" produziert hat. Heute ist es vor allem eine lebendige Indie-Games-Entwicklerszene, die durch spaßige Spielideen und neue Geschäftsmodelle Aufsehen erregt. Das mittlerweile recht kommerziell orientierte Entwicklerstudio "Sproing" zum Beispiel, oder die im Kunstumfeld des Wiener Museumsquartiers angesiedelte Gruppe "Broken Rules".
Für die kleinen Indie-Entwickler ist Videogame-Design meistens eine Herzensangelegenheit. So auch für den Tiroler Julian Mautner, der sich gefragt hat: Wie wäre es, in der Wüste zu leben und die Fähigkeit zu besitzen, den Sand durch Gedankenkraft zu verformen? Die Vision bildet die Basis für sein Videospiel "Son of Nor" und ist aus einem Traum entstanden - und das ist durchaus wörtlich gemeint, erzählt der Innsbrucker: "Ich habe einmal geträumt, dass ich solche Fähigkeiten besitze. Daraus ist die Kern-Spielidee entstanden: Eine Welt zu liefern, wo einem keine Grenzen von der Umwelt auferlegt werden".
Stillalive Studios
Wie das aussieht, sieht man in Technik-Demos und Videos von "Son of Nor", die seit 2011 im Internet kursieren. Man kann in dem optisch leicht an "Prince of Persia" erinnernden Action Adventure nicht nur den Wüstensand verformen, sondern viele dynamische Objekte frei bewegen. Dem ganzen liegt eine selbst entwickelte Physiksimulation zugrunde, mit der sich Julian Mautner schon in der Schule und später auf der Uni beschäftigt hat. "Ich habe schon in der Oberschule begonnen, zu programmieren. Vor allem Spieleprogrammierung hat mich sehr stark interessiert und ich habe sie mir selbst beigebracht. Mein Physikstudium ließ die Idee dann weiter reifen. Nach dem Studium habe ich mich entschieden, dass ich das professionell machen will".
Für ein professionell entwickeltes Videospiel benötigt man Mitarbeiter und ein Budget. An letzterem scheitert so manches Indie-Gamesprojekt bereits im Anfangsstadium. Julian Mautner hat mit ein wenig Glück eine Kulturförderung des Landes Tirol erhalten und das Entwicklerteam Stillalive Studios gegründet. Jetzt versucht er, die fehlende Kohle durch Crowdfunding einzutreiben: "Wir sind 15 Leute. Weil wir noch ungefähr ein Jahr lang am Spiel arbeiten werden, muss ich weit ausholen. Unser Ziel für die Kickstarter-Kampagne beträgt 150.000 US-Dollar. Dieser Betrag sollte unserem Projekt den nötigen Schub geben, damit wir es vollenden können".
Stillalive Studios
"Son of Nor" ist auch Finalist beim Subotron Live-Pitch österreichischer Games, zu erleben am Donnerstag 20. Juni 2013 um 19 Uhr, im MuseumsQuartier / quartier 21 / Raum D, 1070 Wien. Moderiert von Robert Glashüttner.
Die Crowdfunding-Kampagne für "Son of Nor" startet am 30. April - und ist symptomatisch für die Indiegames-Szene im Jahr 2013: Ideen köcheln jahrelang im Netz vor sich hin, werden durch Feedback verfeinert, Entwickler finden sich im Netz zusammen, Crowdfunding hilft bei der Finanzierung. Und die Krone setzt dem ganzen die neue Art des Vertriebs auf, von diversen Appstores über offene Linux-Konsolen wie Ouya bis hin zu etablierten PC-Plattformen, die demokratische Prozesse implementieren - im Fall von Steam heißt dieser "Greenlight", und auch hier bestimmen wieder die User, welche Games veröffentlicht werden. Julian Mautner will ebenfalls Greenlight für "Son of Nor" nutzen: "Wir hoffen, dass uns die Community auf die Bestenliste votet und dass wir das Spiel dann dort veröffentlichen dürfen". Bis dahin steht Julians Team "Stillalive Studios" aber noch viel kreative Arbeit bevor.