Erstellt am: 23. 1. 2013 - 20:23 Uhr
Neue Spielkonsolen
Ist die traditionelle Videospiel-Konsole vom Aussterben bedroht, weil man auch auf Smartphones und Tablets spielen kann und diese Geräte einen weltweiten Siegeszug vollziehen? Papperlapapp! Spätestens seit der jüngsten Consumer Electronics Show in Las Vegas ist das Gegenteil klar: Neben den großen Konsolenherstellern Nintendo, Microsoft und Sony arbeiten jetzt auch einige Firmen an Videospielgeräten, von denen man das nicht erwartet hätte. Darunter sind sowohl etablierte Unternehmen aus anderen Marktbereichen wie auch völlige Newcomer.
Ouya
OUYA
Die Idee hinter OUYA ist die einer Open-Source-Spielkonsole. Sie soll mit dem Betriebssystem Android laufen, das auf Linux aufbaut, und im Gegensatz zu allen anderen Videospielkonsolen ein modifizierbares System sein, sagt OUYA-Gründerin Julie Uhrmann: "It‘s open for hackers that want to tweak the box to make it their own. This is a big undertaking. Effectively we are trying to disrupt an established industry."
Uhrmann hat Geld auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter gesammelt: Eine Million Dollar wollte sie erreichen, zusammengekommen sind achteinhalb Millionen. "I love videogames", sagt sie, "But more and more people are moving away from the television. There is a lot of focus today on the mobile and web platforms. It’s easier to develop games for these." Sie habe sich lange überlegt, wie man die Entwickler für eine neue Heimkonsole zurückgewinnen könnte. Android und Offenheit sollen eine Schlüsselrolle spielen. Auf OUYA werden die bisher von Tablets und Smartphones bekannten Android-Games genauso laufen wie das XBMC-Mediacenter und völlig neue, für das TV-Gerät geschaffene Spiele. Die kreative Community soll durch die Open-Source-Philosophie hinter dem System möglichst groß werden. Bei 65.000 Menschen, die auf Kickstarter gespendet haben,stehen die Chancen dafür gut - zumal die Ouya-Konsole auch nur 99 US-Dollar kosten wird.
Valve
Steam Box
Eine weiteres Konsolenprojekt kommt von Valve, dem Entwicklerstudio hinter der Spieleserie Half-Life und der Onlineplattform Steam. Steam hat derzeit noch ein Quasimonopol im Onlinevertrieb für PC-Spiele - aber Valve sieht aufgrund des Windows8-Marktplatzes und des Mac-Appstores die Möglichkeit, dass seine Felle irgendwann davonschwimmen. Die sogenannte "Steam Box" soll deshalb mit der Windows- und Mac-Welt nichts mehr zu tun haben und stattdessen mit Linux als Betriebssystem laufen - so offen wie OUYA wird sie allerdings nicht. Valve ist bisher schon mit besonders rigidem Digital Rights Management aufgefallen, inklusive gelöschter Accounts und Verlust aller gekauften Spiele für "ungebührliches" Verhalten der User. Ob ein weiteres proprietäres Videospiel-System allein deshalb cool wird, weil sein Unterbau auf Linux basiert, ist zu bezweifeln - viel Innovation konnte ich bei dem Projekt bisher nicht erkennen. Eher wirkt es für mich so, als wolle ein in Panik geratender Gabe Newell sich ein cooles Linux-Mäntelchen umhängen.
Nvidia
Shield
In einer ganz anderen Liga spielt das dritte überraschende Konsolenprojekt: Grafikkarten- und Chip-Hersteller Nvidia bringt "Shield" heraus, eine Konsole, die aussieht wie eine Mischung aus Nintendo-Handheld und Xbox-Controller. Doch im Mittelpunkt des kleinen Portable-Geräts steckt eine Vielzahl an Streaming-Möglichkeiten: Unter anderem kann man das Bild von Shield kabellos auf einen Fernseher übertragen, aber auch Games, die man auf einem Windows-PC installiert hat, via Stream auf dem Nvidia-Handheld spielen. Auch Shield läuft mit dem Linux-Derivat Android. So vereint es die mobile Android-Spielewelt mit dem Windows-Spieleuniversum. Shield soll es noch vor dem Sommer zu kaufen geben.
Neben den drei hier aufgezählten gibt es noch einige Newcomer-Projekte mehr. Manche basieren auf spannenden Modifikationen des Tablet-Konzepts. Außerdem werden demnächst sowohl Microsoft als auch Sony ihre neue Hardware vorstellen. Die Wii U von Nintendo ist bereits auf dem Markt. Für Konsolengamer ist 2013 ein interessantes Jahr - von Aussterben keine Spur.