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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

2. 10. 2012 - 06:00

S.O.U.L. FLAVOUR

HipHop-Kultur als kreative Ausdrucksform für Mädchen und junge Frauen etablieren und Klischees und Rollenbilder kritisch hinterfragen. Das bietet der Verein S.O.U.L. FLAVOUR, der beim Elevate Artivism Award nominiert ist.

Elevate Artivism Award: Stimmt ab und entscheidet wer gewinnt.

Die Nominierten:

Alles übers Elevate und die Nominees des Elevate Artivism Awards unter fm4.orf.at/elevate

Die Förderung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, speziell Mädchen und Frauen, mit unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft, ist dem Verein S.O.U.L. FLAVOUR ein großes Anliegen. Es sollen durch Workshops, Trainings, Vorträge, Diskussionen und andere Projekte konstruktive Möglichkeiten zum individuellen Ausdruck vermittelt werden. Der Verein beschäftigt sich dabei vorwiegend mit HipHop-Kultur. Hier soll ein respektvoller Umgang vorgelebt und Toleranz und Vielfalt als Bereicherung erfahren werden. Der Verein ist in Linz beheimatet, agiert aber österreichweit und arbeitet auch viel mit Migrant/innen.

S.O.U.L. FLAVOUR ist bei den Elevate Awards in der von FM4 präsentierten Kategorie "Artivism" nominiert. Wir haben mit Maria Kerndle gesprochen, eine der Leiterinnen des Vereins.

Eine Gruppe Jugendlicher, die sich im Freien in unterschiedlichen Sport- und Jubelposen präsentiert.

S.O.U.L. Flavour

TeilnehmerInnen einer "S.O.U.L. FLAVOUR"-Tanzveranstaltung

Maria Kerndle über ...

... die "Four Elements" des HipHop:

"Die HipHop-Kultur hat sehr konstruktive Ursprünge, sie entstand von Menschen, die kaum Geld und Perspektiven hatten, in der New Yorker Bronx. Genau dieser Ansatz ist heute ziemlich in Vergessenheit geraten, wenn man sich aktuelle Musikvideos, etc. ansieht. HipHop bietet aber über die vielfältigen Elemente, die darin enthalten sind, ein hohes Potenzial an individuellem, kreativen Ausdruck. Ob man sich für Tanz interessiert, für Worte und Sprache oder Musik oder Grafitti - die Ausdrucksmöglichkeiten sind vielfältig."

... problematische Inhalte und zweifelhafte Protagonisten:

"Wichtig ist die Art und Weise, wie wir in unseren Veranstaltungen miteinander umgehen, welche Sprache wir gebrauchen und welche wir versuchen zu unterbinden bzw. zu hinterfragen. Wir machen auf die Auswirkungen von Sprache aufmerksam. Natürlich kann man Zorn und Aggression rauslassen, aber man muss immer hinterfragen, wofür das steht. Diese Reflexion ist im Alltag aber leider ganz oft nicht gegeben, die Jugendlichen werden mit den Inhalten alleine gelassen, ohne, dass die Hintergründe erklärt werden."

... Frauen-Klischees im HipHop:

"Man muss beim Verhalten der Mädchen immer den Hintergrund der jeweiligen Person mitbetrachten. Wir wollen Verständnis für das Verhalten der individuellen Personen herstellen und die Frage stellen, warum sie so agieren, wie sie agieren, und ob es das ist, was sie von sich aus wirklich wollen - oder ob sie glauben, sie müssen z.B. kurz und knapp angezogen sein, weil sie nur dann gemocht würden. Oder ob sie glauben, sie müssten hart und aggressiv sein - weil das vielleicht auch die Erfahrung ist, die sie bereits gemacht haben, etwa, wenn sie einen Flüchtlingshintergrund haben."



... das langfristige Ziel:

"Wir wollen eine Veränderung zum Positiven hin bewirken: im Umgang miteinander bzw. auch bei der Bewusstseinsbildung gegenüber dem Umfeld, was auch die Umwelt betrifft. Es geht viel um Reflexion und Hinterfragung von Sachen, die im eigenen Umfeld ablaufen: inwieweit man wo eingebunden ist, wo man sich wie beteiligt bzw. mitmacht, wie man Dinge anders machen könnte, usw."

... den Standort von S.O.U.L. FLAVOUR:

"Linz ist nicht der einzige Standort, es wird z.B. den 'S.O.U.L. Circle' - den Grafitti- und Street-Art-Circle auch vermehrt in Wien geben. Wir haben auch Kooperationspartner/innen in Graz. Wir sind offen und gehen an unterschiedliche Orte - je nachdem, wie und wo die Nachfrage ist."