Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Unter Platanen"

Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

28. 7. 2011 - 16:30

Unter Platanen

Sommerurlaub in Wien mit der Musikwoche Platania im Fluc.

Grässliche Nachrichten am laufenden Band: Zuerst ein christlicher Massenmörder. Danach der tragische Tod von Amy Winehouse.

Religion und Drogen - nicht nur die Headlines dieser Woche, auch die Popkultur zehrt seit Jahrzehnten von genau diesen beiden Dingen.

(Wär übrigens auch ein schönes Diskussionsthema hier im Forum: Was findest du schlimmer? Religion oder Drogen? Begründe in mindestens 20 Wörtern.)

Bestes Beispiel: Yo! Majesty, ein Duo aus Florida - komplett auf einem Jesustrip.

Shunda K. und Shon B. mögen mit ihrer offensiv auf lesbische Liebe und Gott fixierter Bühnenshow den einen oder die andere vielleicht verstören - die Live-Verbindung von Körperperformance, Rap und Bassbeats musst du trotzdem gesehen haben.

Und da trifft es sich gut, dass Yo! Majesty am Dienstag im Fluc in Wien auftreten.

Yo! Majesty am Donaufestival

Florian Schulte

PLATANIA: ein sommer eine FESTwoche ein fluc

Der Gig von Yo! Majesty ist der Startschuss für PLATANIA, eine Konzert- und DJ-Reihe des Fluc. Dauert eine Woche und ist keine allzu schlechte Idee, weil sich im Sommer ohnehin nicht allzu viel tut in der Stadt.

Die Studierenden sind alle bei der Familie in Deutschland oder Vorarlberg oder so. Alle anderen sind auf Urlaub, am Grillen und Chillen auf irgendeiner Wiese oder halten dich für verrückt, wenn du auch im Sommer in einen Club gehen willst, weil draußen ist es ja viel schöner, besser, gemütlicher, bla.

Widrige Bedingungen, ich weiß schon, aber deswegen Daumen hoch fürs Liveprogramm im Fluc. Das sind nämlich nicht einfach nur irgendwelche Hanseln, die halt auf die Bühne steigen, sondern fast ausnahmslos schwer zu empfehlende Acts.

M185 zum Beispiel am Freitag. Die Band kommt aus Wien, versteht sich auf Gitarrenlandschaften und einen New York Chic der Neunzehnsechziger: Warhol, Factory, Velvet Underground. Messerscharf kombiniert - das klingt zumindest thematisch mehr nach Drogen als nach Religion. Einschlägige Eskapaden der Band sind uns bis dato aber keine bekannt.

Praktischer Nihilismus, wechselweise in Electrotrash- oder Garagenrockform ist das Spezialgebiet von Mäuse, die jetzt auch den passenden Song zu ihrer Musikphilosophie haben. Er heißt Nichts ist besser als gar nichts und ist ziemlich gut. Live zu sehen am Samstag.

DJs und Bands im Fluc

Außerdem kommen noch der umjubelte Lärm- und Performancekünstler AIDS WOLF. Die können nicht nur Körperlichkeit mindestens genauso gut buchstabieren wie "Yo! Majesty", sondern auch nichts dafür, wenn du zu schwache Nerven hast für ihre Bühnenshow.

Wie AIDS WOLF kommen auch die Junior Boys aus Kanada. Leider hab ich vom brandneuen Album noch keinen Ton gehört, das ließe sich bis Donnerstag aber noch bequem nachholen. "It's All True" heißt das Teil. Wenn es auch nur einen Hauch des Industrial Chic der schaurig-schönen Electropop-Vorgängern hat, ist das Konzert ebenfalls Pflichttermin.

Die DJ-Lineups kommen während des Festivals von den erprobten Clubs von Fluc und Fluc Wanne. Passenderweise sagt da schon der Titel was Sache ist: Vollkontakt DnB am Dienstag steht für Drum'n'Bass, die Wiener Electro Nacht am Freitag erklärt sich ebenso wie Garage mit House von selbst.

Das genaue Lineup gibt's auf der Website des Fluc. Und die namenspendende Platane steht im Minigarten davor.