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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

23. 2. 2011 - 01:42

In die Goschn

FM4 ist einer japanischen Videospieltradition auf der Spur: der archaischen und kompetitiven Welt der Fighting Games.

Eine Kampfszene aus dem Videospiel "Karate Champ" (1984).

Data East

"Karate Champ" (1984)

"FIGHT!" - so lautet eine der bekanntesten und wohl auch unmissverständlichsten Aufforderungen in der Videospielwelt. Kampfspiele, auch Prügler oder - international - Fighting Games genannt, sind seit "Street Fighter II" (1991), also seit genau 20 Jahren, ein wichtiger und lebendiger Bereich der Games-Kultur. FM4 stellt sich einen Tag lang dem Kampf und sieht sich Geschichte, Kultur, Legende und Markt der digitalen Prügler an.

One on One

Lange Jahre bevor das Konzept des elektronischen Sports (E-Sport) geboren wurde, haben Fighting Games die Idee des professionellen Computerspielens vorweggenommen. Im unerbittlichen "Eins gegen Eins"-Modus, also Mensch gegen Mensch, zeigt sich schon nach wenigen Minuten, wer seine Moves beherrscht und wer besser noch ein bisschen zu Hause übt. Die zwei grundlegenden Steuerbefehle Kick und Punch sind über die Jahre hinweg von Spiel zu Spiel verfeinert worden. Wo anfangs noch zwei Buttons ausgereicht haben, waren es bald schon vier und sechs an der Zahl. Nur, wer zeitlich präzise abgestimmte Schlagabfolgen, Blocks, Bewegungskombinationen, Counter und Special Moves beherrscht, setzte sich im erbarmungslosen "One on One"-Modus durch. Bis heute hat sich an dieser Tradition nichts geändert. Gespielt wird übrigens so gut wie immer - auch auf der Konsole - mit Joysticks und flachen Plastikknöpfen, wie man sie aus der Spielhalle kennt.

Prügler versus Brawler

Die Fighting Games sind also die Königsklasse der Goschnhauer, im Gegensatz zu den auch von Gelegenheits-Gamern gerne gespielten Beat 'em ups bzw. Brawlern. Bei denen gibt es keine statischen Kampfarenen, sondern man läuft - alleine oder zu mehrt - von links nach rechts und prügelt unterschiedliche vom Computer gesteuerte Bösis kurz und klein. Eine auch im Westen bekannte Brawler-Serie ist "Golden Axe", die erst vor wenigen Jahren durch das populäre "Castle Crashers" eine konzeptuelle Wiederbelebung auf zeitgenössischen Konsolen erfahren hat.

Capcom versus SNK

Obwohl das originale "Street Fighter" (1987) ein kollossaler Flop war, hielt der japanische Hersteller Capcom an der Marke fest. Seitdem der zweite Teil der Serie und alle darauf folgenden ein Erfolg wurde, gilt die Firma als die unangefochtene Nummer 1 bei One-on-One-Prüglern. Erst 2009 hat der vierte "Street Fighter"-Teil den Legendenstatus der Serie und des Herstellers frisch zementiert.

Ewiger Konkurrent von Capcom ist der ebenfalls japanische Games-Hersteller SNK, der mit seinen "Fatal Fury"- und später "The King of Fighters"-Serien lange Zeit Paroli bieten konnte - auch, weil die Firma mit den hauseigenen Neo Geo Videospielsystemen selbst einige Jahre lange Konsolenhersteller war. Nach mehreren internen Umstrukturierungen und Metamorphosen der Firma haben SNK-Prügler aber irgendwann den Anschluss an die gestrenge Fan-Basis verloren.

Der jüngste Entwickler traditioneller japanischer Fighting Games ist die Firma Arc System Works, die es mit ihrer "Guilty Gear"-Serie ab 1998 geschafft hat, hochauflösende Pixelgrafiken in der ästhetisch konservativ eingestellten Videospielgattung salonfähig zu machen. Die erst 2008 gestartete "BlazBlue"-Serie ist der frischeste Spross auf der gesamten Fighting-Games-Landschaft und auch hierzulande sowohl auf tragbaren Konsolen als auch Standgeräten erhältlich.

Eine Kampfszene aus dem Videospiel "BlazBlue: Calamity Trigger" (2009).

Arc System Works

"BlazBlue: Calamity Trigger" (2009)

2D versus 3D

Wo seit der originalen PlayStation Mitte der Neunziger allenorts das 3D-Zeitalter angebrochen war, erwiesen sich die Fighting-Games-Spiele als resistent gegenüber technischen Trends. Wenn auch manche Hintergründe aufwändig in 3D designt wurden, so liefen die Kämpfe meist weiterhin immer nur auf einer Achse ab - Bewegungen der Spielfiguren in die Tiefe des virtuellen Raumes hinein waren üblicherweise nicht möglich.

Dennoch haben die japanischen Spielhallen-Platzhirsche Sega und Namco 1993 damit begonnen, aufwändig gestaltete One-on-One-Prügler in 3D zu veröffentlichen. Die "Virtua Figher"- und "Tekken"-Serien bekommen bis heute Updates spendiert und sind sowohl in japanischen Arcades als auch auf westlichen Spielkonsolen gern gespielte Gäste. Allerdings sind dreidimensionale Kampfspiele weiterhin eine zwar mittlerweile etablierte, aber doch Ausnahme von der Regel geblieben. Und die Regel heißt weiterhin: 2D.

Gewalt versus Sport

Danke an den Games-Sammler und Arcade-Experten Andranik Ghalustians für seine hilfreiche Expertise.

So, wie in echten Ringen, wird auch in den digitalen Kampfarenen meist im Rahmen eines Ehrenkodex gegeneinander angetreten. Trotz überzogener Animationen und comichafter Bewegungen der Figuren sind übertriebene Gewaltdarstellungen auch über die Jahre hinweg unüblich und nebensächlich geblieben. Was zählt, ist einzig und allein die Performance: Bewegungs- und Schlagsteuerung. Die einzige, wenn auch populäre Ausnahme ist die blutige Aufregerserie "Mortal Kombat" (Originalteil aus 1992), die vor allem wegen ihrer berühmt-berüchtigen Finishing Moves bekannt geworden ist. Für dieses Jahr steht nach langer Pause eine Neuauflage ins Haus.

FM4 in der Kampfarena

Fighting Games sind also seit zwei Dekaden ein fixer Bestandteil von Videospielkultur, und gerade in den letzten Jahren wieder stärker im alltäglichen Bewusstsein der Gamer vertreten. Der FM4 Digital Underground widmet sich daher einen ganzen Tag lang im Radio und hier auf fm4.ORF.at der kämpferischen Games-Gattung. Der Fahrplan ist wie folgt.

Eine Kampfszene aus "Mortal Kombat" (2011).

NetherRealm Studios

"Mortal Kombat" (2011)

FM4 Morning Show (6-10 Uhr):

Roli Gratzer lotet die Relevanz von Fighting Games bereits in aller Früh aus und erinnert sich an seine "Street Fighter II"-Vergangenheit.

FM4 Connected (15-19 Uhr):

Was sind Fighting Games? Wodurch unterscheiden sie sich von den sogenannten Beat 'em ups bzw. Brawlern? Spielt man besser mit gepixelten 2D-Figuren oder mit Polygon-Charakteren in 3D? Robert Glashüttner bringt einen Überblick über die wichtigsten Fakten.

Richtig kämpfen lernen beim "Virtual Dojo": Kämpfen nicht gut! Aber wenn kämpfen, dann gewinnen! Seit kurzem gibt es in Wien einen neuen Ort des Kampftrainings - den "Virtual Dojo". Ausgetragen werden dabei die Kämpfe in Fighting Games wie zum Beispiel "Street Fighter IV" in einem echten Vereinslokal. Der Dojo bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit zu spielen, an Turnieren teilzunehmen, aber auch Unterricht bei Dojo-Meistern zu nehmen. Conny Lee hat den "Virtual Dojo" besucht und sich von einem Meister in der hohen Kunst des Fightens unterweisen lassen.

Fighting Games für Fortgeschrittene: Wer sind die wichtigsten Hersteller von Fighting Games? Was sind die legendärsten Titel? Worauf kommt es bei den Profispielern an? Robert Glashüttner spricht mit dem Wiener Fighting-Games-Experten und Games-Sammler Andranik Ghalustians.

FM4 Homebase (19-22 Uhr)

Phänomen Street Fighter: Die "Street Fighter"-Serie ist nicht irgendein, sondern das legendärste Fighting Game überhaupt. Roli Gratzer ist der Legende auf der Spur und legt besonderes Augenmerk auf die Geschichte der Street-Fighter-Kämpfer wie Ken und Ryu.