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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

10. 12. 2010 - 12:42

Es geht nicht immer um World of Warcraft

Oder etwa doch? Einige musikalische Assoziationen anlässlich der vor kurzem erschienenen Erweiterung "Cataclysm".

Mehr als 11 Millionen Wahnsinnige weltweit sind bereit, monatlich 12,99 Euro zu bezahlen, um durch jene von Blizzard erschaffene Welt zu streifen. Dieses in Irvine, Kalifornien ansässige Unternehmen kann sich ohne Zweifel damit rühmen, das bisher erfolgreichste aller MMORPGs kreiert zu haben und ein Ende scheint nicht in Sicht, veröffentlichte man am Dienstag den 7. Dezember die mittlerweile dritte Erweiterung namens "Cataclysm".

Bushido macht Urlaub in Azeroth

Auch ich bin einer dieser Verrückten, der sich nach längerer Pause wieder in Azeroth umsehen wird und ob der Anzahl an Abonnenten, die immerhin die Einwohnerzahl von Österreich übersteigt, wäre es kaum verwunderlich, wenn nicht auch die einen oder anderen prominenten Musiker unter den Mitspielern zu finden wären. Zumindest von zweien ist es bekannt, wie z.B. Bushido, der im Interview davon erzählt, das dieses Spiel für ihn wie Urlaub ist. Im Gegensatz zu seinem musikalischen Output und seiner recht "eigenen" Interpretation des Begriffs "Schachmatt" ist das Interview ansonsten nicht einmal uninteressant, zumindest aus der Sicht von WoW-Gamern.


Corpsegrinder grindet am liebsten als Untoter

Ein anderer WoW-Spieler der Musik schaffenden Zunft ist Cannibal Corpse Vorgrunzer George "Corpsegrinder" Fisher, der sogar seinen Laptop mit auf Tour nimmt, um immer und überall auf der Seite der Horde als Untoter (was auch sonst?) sich durch Azeroth zu schnetzeln. Musikalisch liegen Cannibal Corpse mit ihrem Gore-Grindcore selbstverständlich auf meiner Wellenlänge, allerdings gibt Herr Fisher im hier verlinkten Interview in etwas über sieben Minuten teils solchen Schwachsinn von sich, dass man das Fremdschämen bekommt. Wir WoW-Spieler als auch Metalheads sind nicht alle so und das ist ein Glück.


Um der WoW-Sucht frönende Musikanten soll es hier aber gar nicht weiter im Detail gehen, sondern vielmehr um Bands bzw. Alben der kernigeren Spielart, die mir als Freund des schweren Metalls manchmal in Zusammenhang mit dem Spiel in den Sinn kommen.

Für die Horde

Cover des Kreator Albums "Hordes Of Chaos".

Kreator

Kreator - Hordes Of Chaos

Irgendwie habe ich in den letzten Jahren Ruhrpott-Metaller wie Kreator und Sodom wieder für mich entdeckt. Letztere lieferten erst kürzlich mit "War And Pieces" ein hervorragendes Stück Thrash-Metal ab und so übertrieben es sowieso schon sein mag, Bandnamen und Albumtitel mit WoW in Zusammenhang zu bringen, so weit würde ich wegen bei "War And Pieces" wegen dem Wort "War" nun wieder nicht gehen. Bei Kreator sieht das mit ihrer letzten Veröffentlichung namens Hordes Of Chaos allerding ganz anders aus, kommt einem dabei selbstverständlich sofort die Fraktion der Horde aus World of Warcraft in den Sinn. Nebenbei gibt es in Warhammer Online auch ein Volk, das "Chaos" heißt und die meisten ihrer Plattencover von Kreator könnten sowieso ohne weiteres auch für diverse Fantasy-Spiele herhalten.

Für die Allianz

Cover des Album "The Alliance Has Failed" von Naca 7

Naca 7

Naca7 - The Alliance Has Failed

Als bereits vorhin geouteter Spieler auf Seite der Allianz tut mir der Albumtitel der letzten Veröffentlichung von Naca7 eigentlich etwas weh. Beim Titel "The Alliance Has Failed" werden sich " Hordler" wohl ganz schön ins Fäustchen lachen, speziell jene, die "uns" von der Fraktion der Allianz im PvP (Player versus Player) ordentlich eine auf den Deckel geben. Sollte deren demnächst erscheinendes neues Album irgendetwas mit "Horde" beinhalten, muss ich mit den Herren mal ernsthaft reden. Ich hätte wohl meinen Untoten weiter spielen sollen, die übrigens im Spiel am besten von allen tanzen können. Als Ausrede fällt mir leider nur ein, dass zu viele meiner Bekannten auf der Seite der Allianz ihr Unwesen treiben und auch die mit der ersten Erweiterung "The Burning Crusade" eingeführten Blutelfen konnten daran nichts ändern.

Wrath of the Lich King

Cover des Lamb Of God Albums "Wrath"

Lamb Of God

Lamb Of God - Wrath

Nein, auch Wrath, der Titel des letzten Albums von Lamb of God, ist mit Sicherheit nicht von der zweiten WoW Erweiterung Wrath Of The Lich King entlehnt und habe die Herren im Interview bei ihrem letzten Besuch in Wien gar nicht erst gefragt. "Wrath" bedeutet nichts weniger als Wut oder Zorn und ist für den zornigen Metal der Herrschaften aus Richmond im US Bundesstaat äußerst passend. Nachdem sich mit der damals elendslangen Warterei auf das Addon aber einigermaßen hin zog, hatte sich der Begriff "Wrath" so sehr ins Hirn gebrannt, dass man als WoW-Spielt gar nicht umhin kam, jedes Mal den Endboss Arthas vor seinem geistigen Auge auftauchen zu sehen.

Naxxramas

Cover des Vader Albums "Necropolis"

Vader

Vader - Necropolis

Ob Piotr "Peter" Wiwczarek von den polnischen Todesmetallern Vader in der Freizeit sein Unwesen in der schwebenden Nekropole Naxxramas getrieben hat oder gar schon in der sehr schwer erreichbaren Version zu WoW-Classic Zeiten, ist nicht bekannt. Ein Indiz dafür, dass Herr Wiwczarek sich ab und zu auf Blizzard-Servern herumtreibt, wäre einerseits der Titel des letzten Albums "Necropolis", bei dem selbst das Artwork beinahe so aussieht wie der Eingang zu dieser allseits beliebten Instanz, in der man sich in 10er oder 25er Gruppen mit allerlei epischen Items ausstatten kann. Weitere Verdachtsmomente finden sich in Songtiteln wie "Rise Of The Undead" und "We Are The Horde".

Nekropole ist nun auch kein von Blizzard gepachteter Begriff, sondern bezeichnet eine größere Begräbnis- und Weihestätte im Altertum. Wer öfter mal versucht hat mit einer 10er oder 25er Gruppe dem einen oder anderen Boss in Naxxramas den Garaus zu machen, wird vom Artwork her vermutlich an diese Instanz erinnert werden. In jedem Fall ist das ganze Album ein hervorragender Soundtrack für einen zwanglosen Raid, der Raidleitung sollte man das aber vielleicht besser verschweigen, sonst gibt es möglicherweise eine Rüge wegen mangelnder Konzentration.

Cataclysm

Cover des Kataklysm Albums "Heaven's Venom"

Kataklysm

Kataklysm - Heaven's Venom

Kataklysmus ist ja die Bezeichnung für eine große, alles zerstörende Katastrophe. Es ist kaum anzunehmen, dass die aus Québec in Kanada stammenden Death-Metaller Kataklysm bei ihrer Gründung 1991 von einem 2010 erscheinenden gleichnamigen Game-Addon ausgegangen sind. Trotzdem hat diese Band in etwa den gleichen Effekt bei mir wie "Wrath" und auch wer nicht WoW spielt, wird dem extrem heftig produzierten Album namens "Heaven’s Venom" mit Verzückung lauschen.

Der Obsidiandrachenschrein

Cover des Albums "Der Gesang der Fliegen" von Obsidian Chamber

Obsidian Chamber

Obsidian Chamber - Der Gesang der Fliegen

Zu guter Letzt und quasi "Last Minute" schwirrt mir hier gerade noch rechtzeitig ein Album namens "Der Gesang der Fliegen" der mir bisher unbekannten Band Obsidian Chamber frisch auf den Tisch. Als Obsidian bezeichnet man zwar allgemein natürlich vorkommendes vulkanisches Gesteinsglas, wer aber in WoW in der Drachenöde Quests erledigt hat, wird mit Sicherheit mehr als einmal am Obsidiandrachenschrein vorbeigekommen sein. Musikalisch macht das Album übrigens einen sehr guten Ersteindruck und ist vom Stil her einerseits in Richtung Melodic Black Metal gehend, andererseits wird man auch sehr an die ganz frühen Paradise Lost erinnert. Eine interessante Mischung ist das und erstaunlich ist auch, dass die abwechselnd deutsch und englisch gesungenen Texte sehr gut funktionieren.

Der WoW Wahnsinn geht weiter

Wie schon erwähnt, mit großer Sicherheit hat keine der oben genannten Bands irgendwas näher mit World of Warcraft zu tun und alle genannten Begriffe sind eher allgemeiner Natur. Trotzdem kommt man als länger spielender WoW-Wahnsinniger nicht umhin, den einen der anderen dieser Begriffe sofort mit diesem Spiel in Zusammenhang zu bringen. Wie "Cataclysm" sich nach meiner längeren WoW-Pause anfühlen wird, darauf bin ich gespannt und darf demnächst hier nachgelesen werden.