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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

24. 2. 2009 - 04:14

Mut zur Wut

Lamb Of God machen mit "Wrath" einen kleinen Schritt zurück zur akustischen "Faustwatschn" und damit einen ziemlich großen nach vorn.

Dass Lamb Of God in unseren Breitengraden immer noch ein wenig kleinere Semmeln backen müssen als in ihrer Heimat USA, ist eigentlich schon ein wenig unverständlich bzw. ziemlich allerhand. Während die sogenannten großen Metal-Acts mit zwar immer wieder "neuen" Alben auf Altbewährtes setzen und deren Epigonen das auch noch erfolgreich wiederkäuen, ist selbiges die Sache des Quintetts aus Richmond/Virginia nicht.

Lamb Of God (v.l.n.r.: Chris Adler (dr), John Campbell (bass), Randy Blythe (voc.), Willie Adler (git.), Mark Morton (git.)

Lamb Of God

Totenkopf mit Kerze aus dem Artwork von Wrath

Lamb Of God

Zugegeben, mit ihrem letzten Album Sacrament hatten sie vielleicht ein wenig mehr in Richtung Pantera & Co. geschielt und dabei blieb für manche ein wenig die Identität der Band auf der Strecke. Zu behaupten, dass sie sich damit inkusive ihrem Wechsel zu einem Major-Label verkauft hätten, wäre trotzdem maßlos übertrieben.

So sehr ich vom Vorgänger bei seiner Veröffentlichung auch angetan war und auch heute noch mal ganz gern meine Nachbarn damit zurücknerve, ohne "Wrath" wäre mir diese Entwicklung vielleicht nicht einmal so wirklich aufgefallen, denn hier offenbart die Band, wozu sie tatsächlich fähig ist.

Ein mittlerweile in dieser Art bei Alben "harter" Musikanten nahezu übliches hymnisches Intro nebst dezenter Metallica-Reminiszenz mag vielleicht ein alter Hut sein - ein dem Metal eher abholder Freund von mir bezeichnet solche Intros gar als "gemein" - nach einem ersten "ja eh" folgt aber nur noch das basse Erstaunen, wenn mit "In Your Words" genau jener Befreiungsschlag auf die geneigte Hörerschaft losgelassen wird, mit dem Lamb Of God jegliches Geunke ob "Sacrament" wieder im Keim zu ersticken gedenken.

Cover des neuen Lam Of God Albums "Wrath"

Lamb Of God

Hier jetzt weitere Songtitel auzuzählen wäre nun ebenso fad wie öd, denn vielmehr zählt das Gesamtwerk und "Wrath" (engl. für Wut, Zorn) wird seinem Titel mehr als nur gerecht. Im Grunde genommen ist es nicht weniger als ein Statement, denn liest man zwischen den Zeilen in diversen Interviews der Band, so war man nachträglich mit "Sacrament" wohl selbst nicht so zu 100 Prozent zufrieden. Das sicher nicht aus kommerziellen Gründen, im Gegenteil, denn "Sacrament" war das bisher meistverkaufte der Band und wo manch andere nun einfach auf diesem einträglicheren Weg weitermachen würden, gehen Lamb Of God lieber einen Schritt zurück und machen einfach jenen kompromisslosen Death-/Thrash-Metal, den sie selbst gern hören. Auf blabbermotuh.net war gar zu lesen, sie wollten wieder ein Album machen, bei dem man Lust bekommt etwas kaputt zu schlagen.

Nun ja, Letzteres muss eher weniger sein und ist sicher auch nicht wörtlich zu nehmen, umschreibt aber nicht so schlecht das, was Lamb Of God mit dem Titel "Wrath" nicht nur versprechen, sondern auch halten, nämlich die Darbietung modernen Thrash Metals, brutal wie technisch perfekt gespielt und wie der Klingone hinzufügen würde: "Eiskalt serviert".

Auge aus dem Artwork von "Wrath"

Lamb Of God

Klar, Randy Blythe ist mit seinen Sangeskünsten nach wie vor nicht all zu weit von Phil Anselmo entfernt und selbst wenn vielerorts gar Begriffe wie Metalcore oder "New Wave Of American Heavy Metal" durch die Gegend geschmissen werden, so wirklich in eine Schublade zu stecken vermag man Lamb Of God nach wie vor nicht. Nach dem kommerziellen Erfolg von "Sacrament" hätten sie es sich leicht machen und weiter auf der Trendwelle dahinreiten können. Darauf zu pfeifen und das Steuer wieder selbst in die Hand zu nehmen, indem man eine solche akustische "Faustwatschn" von Album aufnimmt ist etwas, wofür man ihnen hohen Respekt zollen muss. Solange es solche Band wie Lamb Of God gibt, braucht man sich um den Metal keine Sorgen machen.