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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

24. 1. 2009 - 14:33

Die "Hordes of Chaos" sind los

Eine einfache Rechnung: Thrash Metal Haudegen + Tocotronic Produzent = das bis dato beste Kreator Album.

Zugegebenermaßen hatte ich im Jahr 1985, als diese Thrash Metal Institution aus Essen in Deutschland ihr erstes Album namens "Endless Pain" veröffentlichte, mit Metal eher so gut wie nichts am imaginären Hut. Um so mehr aber bin ich für meinen Teil fasziniert davon, wie Miland "Mille" Petrozza und seine Musikanten es schaffen, diese schöne Nische der aggressiven Meinungsäußerung in musikalischer Form weiter am Leben zu erhalten.

Die Band Kreator

Kreator

Daran, dass Kreator schon damals wie heute freilich von Slayer beeinflusst sind, besteht kein Zweifel, nichtsdestotrotz haben sie im Lauf der Zeit ihren eigenen Stil gefunden, der sie eindeutig wieder erkennbar macht und mal ehrlich, welche Thrash Metal Kappelle war nicht von Kerry King und seinen Kollegen beeinflusst? Wer mir eine nennt, bekommt ein Sackerl Trockenfutter für die Katze.

Mit ihrem letzten sehr gelungenen Album "Enemy Of God" wurde die Erwartungshaltung für den Nachfolger einigermaßen hoch geschraubt, wenngleich ich für meinen Teil von ihrem damaligen Konzert im alten "Planet Music" sehr enttäuscht war. Weniger lag das aber meines Erachtens an der Band bzw. daran, dass sie schlecht spielte, ganz im Gegenteil. Vielmehr war es der grottenschlechte Sound und Herrn Petrozza kann man da (ironischerweise) höchstens vorwerfen, dass er das Konzert damals wegen Stümperei hinter dem Mischpult nicht einfach abgebrochen hat.

Albumcover von Hordes of Chaos

Kreator

Die Bikini-Mode der Chaoshorde ist schon ein bisserl gewagt.

Wie auch immer, für ihr neues Werk namens "Hordes Of Chaos" mietete sich die Band in den Berliner Tritonus Studios ein, um das Album unter der Aufsicht von niemand Geringerem als Moses Schneider live (und angeblich auf einem analogen 4-Spur Aufnahmegerät) einzuspielen. In Zeiten der rein digitalen Aufnahme nebst Korrekturen von Rhythmus und Tonhöhen per Mausklick und Lautstärken bis zum Erbrechen ein regelrecht mutiges Unterfangen, das sich allerdings hörbar ausgezahlt hat.

Ob das nun vielleicht ein Werbegag sein mag, oder ob es sich wirklich so abgespielt hat, darf man selbstverständlich hinterfragen, auf jeden Fall hört sich "Hordes Of Chaos" tatsächlich recht "analog" und organisch an, ohne nach mehreren Minuten dieses Anstrengungsgefühl in den Ohren zu verspüren, wenn Aufnahmen schlicht und ergreifend zu laut sind bzw. zu Tode komprimiert wurden und die Dynamik vollends auf der Strecke bleibt. Hier passt von der ersten bis zur letzten Note ganz einfach alles und sollten Puristen Angst verspürt haben, dass der Beatsteaks/Tocotronic Produzent bei der Einspielung die Hände im Spiel hatte - ich meine, Herr Schneider sollte das öfter machen. Oder er überredet Tocotronic zu einem Metal Album. Wäre auch mal was. Thrash-Metal-technisch wird "Hordes Of Chaos" 2009 wohl nur durch Slayer zu toppen sein.

Übrigens sei noch angemerkt, dass "Hordes Of Chaos" durchaus an Fraktionen in zwei recht bekannten MMO-Computerspielen erinnert. In Anbetracht der Tatsache, dass Lamb Of Gods nächstes Album "Wrath" heißen wird, frage ich mich da ab und zu, mit wem man da so alles auf den Servern unterwegs ist.

Die Chaos Horde aus dem Booklet von "Hordes of Chaos"

Kreator

Hordes of Chaos