Erstellt am: 19. 10. 2010 - 16:54 Uhr

Dein Drucker dein Spion

Lexmark bietet dir einen schönen Tausch: Fünf Jahre Garantie auf den neuen Drucker für deine Daten. Und erhält dafür eine Nominierung für die Big Brother Awards.

Wer einen Lexmark Drucker kauft, bekommt das Angebot, sich online zu registrieren – um so fünf Jahre Garantie auf das neue Gerät zu erhalten. Man muss nur wenige Daten angeben, wie zum Beispiel Vor- und Nachnamen und die Seriennummer des Geräts. Ein Pflichtfeld ist das Ankreuzen dieser Einverständniserklärung:

Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten zu Lexmark in den USA weitergeleitet werden, um von Lexmark oder einem seiner vertrauenswürdigen Partner, für den zuvor angegebenen Zweck weiterverarbeitet zu werden.

Lexmark

Im Kleingedruckten, unter „weitere Details“, erfährt man dann, dass man damit auch das Programm „Lexmark Connect“ aktiviert, das Daten über das Nutzungsverhalten sammelt: Wie oft man druckt, zu welcher Zeit und vor allem Seriennummer und den Füllstand der Tonerkartusche. Lexmark möchte damit angeblich verhindern, dass nachgebaute Druckerpatronen oder Toner verwendet werden.

Verdrängen von Drittanbietern

Denn bei Druckerherstellern ist es mittlerweile durchaus üblich, dass versucht wird so genannte Drittanbieter mit Verpflichtungen zur Verwendung von Originalprodukten vom Markt zu drängen. Deswegen haben zum Beispiel viele gängige Druckerpatronen einen Chip eingebaut, der dem Gerät sagt, dass die Patrone ein Originalprodukt ist.

"Die Onlineregistrierung scheint auf diesem Gebiet eine neue Version zu sein", sagt Paul Srna vom Verein für Konsumenteninformation. „Mit der man nicht nur verhindern will, dass Fremdprodukte verwendet werden, sondern wie man auch relativ einfach an UserInnendaten kommt."

Laut der offiziellen Stellungnahme von Lexmark dient die Sammlung der Daten jedenfalls nur der Verbesserung des Produkts:

Die Druckerdaten und Informationen zur Identifizierung des Druckers dienen der Verbesserung von Lexmark Produkten und Diensten. Ein Vertrag wird dabei also nicht eingegangen. Die Informationen werden z. B. zur Verbesserung unserer Produkte verwendet, wenn Sie sich mit Fragen oder Problemen im Zusammenhang mit dem Drucker an den Lexmark Kundendienst wenden. Von Lexmark Connect gesammelte Daten können mit Informationen kombiniert werden, die Sie Lexmark anderweitig zur Verfügung stellen, z. B. bei Produktregistrierungen und Kundendienstanrufen.

In Internetforen wird diesbezüglich bereits gemutmaßt, dass im Garantiefall Daten gecheckt und die Garantieleistung verweigert werden könnte. Von Lexmark heißt es dazu:

Die Verwendung nachgefüllter Tintenpatronen oder Druckkassetten verletzt die Lexmark Herstellergarantie zunächst nicht. Treten jedoch nachweislich Schäden an Lexmark Druckgeräten auf, die vom Gebrauch von Verbrauchsmaterialien herrühren, welche nicht original von Lexmark stammen oder welche nicht den von Lexmark für das entsprechende Druckgerät oder Zubehör empfohlenen Spezifikationen entsprechen sind diese Fälle allerdings von der Herstellergarantie ausgeschlossen.

Technisch nicht notwendig

Der Verein für Konsumenteninformation empfiehlt jedenfalls, sich bei der Registrierung alles bis zum Kleingedruckten genau durchzulesen, um zu wissen, welche Daten man freigibt. Bloß sieht die Realität meist so aus, dass das kaum jemand tut.
Paul Srna rät daher von einer Online-Registrierung eher ab: „Im Fall des Druckers gibt es eigentlich keine technische Notwendigkeit, sich online zu registrieren.“ Denn nach europäischem Recht sind ohnehin 2 Jahre Gewährleistung auf alle Mängel, die bereits beim Kauf vorhanden sind, vorgeschrieben.

„Die Verlängerung der Garantie ist zwar eine hübsche Beigabe, aber wenn ein Drucker mangelhaft ist, funktioniert er sofort nicht. Und wenn er auf Anhieb funktioniert, funktioniert er üblicherweise über die gesetzliche Gewährleistungspflicht von zwei Jahren hinaus.“

Die fünf Jahre Garantie sind daher eher unnötig, vor allem weil man dafür einen hohen Preis bezahlt, sagt Srna: „In vielen Fällen muss man davon ausgehen, dass UserInnen-Daten inzwischen fast wertvoller sind, als die Produkte, die man verkauft. Das heißt man gibt relativ viel von seiner Privatsphäre preis, um ein Produkt zu verwenden, für das man ohnehin bezahlt hat.“

Ob das reicht, um den Big Brother Award zu gewinnen stellt sich am 25. Oktober heraus - da werden die Awards nämlich bei einer Gala im Wiener Rabenhof vergeben.