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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

11. 12. 2009 - 13:08

Something For The Weekend

Asoziale Wiener Proleten wollen Party.

Was diese Woche so alles geht, steht auf termine.orf.at/fm4

Letzte Woche hab ich besonders viele Möglichkeiten gehabt, mich wie ein Einzeller zu benehmen.

Weils nämlich ohne Scheiß sehr super ist, in irgendeiner deutschen Stadt aus dem Auto zu steigen und zu brüllen: "Hurra! Hurra! Die Wiener, die sind da!" In Hamburg haben wir trotzdem verloren.

Was mich in meinem Einzellerenthusiasmus eher nur kurzfristig gebremst hat. Schließlich gibts auf dem Weg vom Norden zurück nach Wien noch eine ganze Menge Städte, in denen es sich super "Asoziale Wiener Proleten!" grölen lässt. Bottrop eignet sich da ganz gut. Wuppertal. Düsseldorf auch. Oder eben Frankfurt.

Dort hat nämlich Ümit gegen Ivanschitz gespielt, was unmittelbar auch der Grund war, warum ich statt im größenwahnsinnig-japanischen Gaga-Tempel Cocoon nur in einer Merengue-Tanzbar mit Goa-Deko gelandet bin.

Anstelle eines Erfahrungsberichts aus den heiligen Hallen von Sven Väth gibts an dieser Stelle bloß die Erkenntnis: Auch wenn das Waldstadion mittlerweile Commerzbank-Arena heißt, ist dort immer noch ein Wald rundherum. Keine Commerzbank weit und breit. Statt planierter Großstadteinkaufszentrumwohlfühlatmosphäre gibts in diesem Teil Frankfurts echt nur Gatsch und Bäume.

Weswegen ich nach dem Marsch zurück zur S-Bahn auch ausgeschaut hab wie ein Bauer in Gummelstiefeln, der direkt vom Acker kommt.

Das Unternehmen Cocoon hab ich nachher entsprechend auf unbestimmte Zeit verschoben. Aber immerhin:

Schwarzweiß: Mann mit Glatze lacht in Überwachungskamera

kaato.net

Ob Thomas Grün am zweiten Floor wieder den besseren Sound hat, wie beim Wurstsalon am Montag? Und was der Functionist wohl so im FM4 Wintergarten treibt?

Freitag / cmyk pres. Club Pompadour / Tobi Neumann / Pratersauna / Wien

Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt Tobi Neumann halt in die Pratersauna. Stell dir vor: Sven Väth ist Vladimir Putin. Dann ist Tobi Neumann eine Mischung aus Dmitri Medwedew (nur weniger reich) und Boris Jelzin (nur weniger tot). Graue Eminenz und rechte Hand im Cocoon-Imperium.

Bei seinem letzten Besuch im Club Pompadour wars noch die Camera. Weil aber alles seine Richtigkeit haben muss und weder die Wiener Stadtregierung noch der Versicherungsfonds von Herrn Neumann was davon hat, wenn alle Anwesenden zu Krüppeln getrampelt, klaustrophobisch oder autonom werden, wenns schon wieder bummvoll ist, ist die Party diesmal in der Pratersauna.

Freitag / Tek No More / Ixindamix etc. / Dom Im Berg / Graz

Yo. Das Sub hat wieder offen. Wenn du es noch nicht hin geschafft hast, lässt sich das super nachholen. Am Freitag zum Beispiel. Erfahrungsgemäß eignet sich das hervorragend zur Afterhour.

Der Afterhourzustand definiert sich meistens dadurch, dass irgendwer von den Leuten, mit denen du unterwegs bist, irgendwas Schräges studiert und in seiner Partylaune eine an sich schon krude Theorie, die er auf der Uni aufgeschnappt hat, völlig verdreht wiedergibt (Thomas Hobbes, Max Weber, Matteo Pasquinelli eignen sich dafür besonders, beziehungsweise nach Grad und Stärke der Afterhourisierung so ziemlich alles). Dann fällt einem bodenständigeren Typen deiner Gruppe ("heee, oaaag!") eine total mysteriöse Parallele zu seinem eigenen Beziehungsleben auf, was das Gespräch in eine Richtung drängt, in der dann Worte fallen, deren Klang irgendwie super zum Beat der Musik passen.

Aber: in diesen besonderen Zustand musst du erst kommen. So leicht ist das gar nicht.

Ein ganzes Party- und Musikgenre zieht seine ureigentlichste Berechtigung daraus, dir diese Reise zu ermöglichen. Es heißt Hardtek.

Der Hardtek ist dieses Wochenende bei der Tek No More Sause im Dom im Berg zu Gast.

Ixindamix hat für meinen Geschmack zwar ein bissi viel Breakbeats, aber he: Harry Potar aka Roms ist ein Irrsinn. Und K-Plan Tscheche.

Freitag / Bahoe / Woodwood Opening / Espresso / Wien

Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. (Albert Einstein)

Dummheit und Stolz - wachsen aus einem Holz. (Bauernregel)

Was du daraus lernen kannst? Biege dir die Realität so zurecht, wie du sie brauchst. Normalerweise brauchst du dazu eine Powerpointpräsentation. Minimum. Heute Abend reicht ein bisserl Zitateschupfen, und schwupps, befindest du dich mit deiner Dummheit in bester Gesellschaft. Universum (hyper!) und Stolz (hyper!) machen sich als Referenzen nicht schlecht.

Das Espresso spielt Musik bestenfalls in Zimmerlautstärke. Das Bahö ist die beste Garantie dafür, ohnehin nur die Leute zu treffen, die du sowieso ständig siehst, und mit denen du lieber nix mehr redest, weil du jeden einzelnen davon schon einmal komplett wucki mit unfassbarem Müll zugelabert hast; und dich mit jeder einzelnen schon einmal in einer bizarren Situation wiedergefunden hast, die Optimisten sexuell nennen würden. (Beziehungsweise umgekehrt, wenn du eine Frau bist. (Beziehungsweise noch einmal umgekehrt, wenn du lesbisch bist. (Bezeihungsweise erst recht wieder umgekehrt, wenn du schwul bist. (Beziehungsweise komplett wurscht jetzt - du hast den Punkt hoffentlich verstanden.))))

Außerdem kriegen ab sofort auch alle anderen pickelgesichtigen Vollloser, die nicht (so wie du) auf Erasmus-Dings in Kopenhagen waren oder eine, ääh, Matratze in Berlin haben, dieses geile Woodwood-Zeug, mit denen sie dann deine Chancen auf dem Streetstyle-Blog von einem aus der Bahö-Partie zu landen, um weitere 1000 Prozent senken.

Wer noch einen Tipp hat, bitte posten oder per Mail an update.fm4@orf.at. Und spielts am Samstag was im Fernsehen?

Kurzum: es gibt genau überhaupt keinen Grund die Tatsache zu feiern, dass in Wien-Neubau jetzt der Woodwood-Store eröffnet. Schon gar nicht mit einer Florian Horwath-Floriano-Schickimicki-Party.

Wir gehn aber trotzdem hin. Ur dumm.