Erstellt am: 9. 10. 2009 - 11:32 Uhr
Something For The Weekend
Alle Termine für Montag bis Sonntag gibts auf termine.orf.at/fm4
Mir gehts heute nicht besonders. Erstens sind Geburtstagsfeiern, die bis spät in die Nacht gehen, unter der Woche eine Schnapsidee (haha, Schnaps!), und zweitens war ich diese Woche zu lang auf der Informationswebsite des Rundfunks.
Jetzt weiß ich, dass die lange Nacht der Museen eine Steuergeldverschwendung ungeahnten Ausmaßes ist, dass mehr Polizei alle Probleme von selber löst, und alle möglichen Gestalten, die nicht normal sind, in Österreich nichts zu suchen haben.
Gesetzt den Fall, die Postings wären repräsentativ, dann müssten wir uns vor einer Revolution fürchten wie die Milliardäre in der Werbung vorm Euromillionenspiel.
Menschenrechte und Kontrollinstanzen? Lästige Bürokratie! Demokratische Strukturen, Kunst und Kultur? Verschwendung von unseren Steuergeldern (oder GIS oder so)! Gleichbehandlung und Antidiskriminierung? Böses EU-Diktat! Demonstrations- und Versammlungsfreiheit? Stört doch nur den Autoverkehr! Bürgerrechte? Gehts doch was hackeln! Und überhaupt: Militär und Polizei auf die Straße!
Grindig.
Wenn das wirklich repräsentativ wäre, denkst du dir, dann wirds Zeit, die gern geforderte Revolutionskultur gegen eine Erhaltungskultur einzutauschen, und du beginnst nervös mit den Fingern auf dem Mauspad Vandalen zu klopfen.
Dass dir der B. via Facebook schreibt, was er zu Mittag isst, dass die N. lang und breit erklärt, warum sie aufs Baby ihrer Schwester aufpassen muss, interessiert dich zwar nicht besonders, ist aber immer noch besser als der Gedanke, dass sich die nächste Revolution wohl gegen eine Elite richten wird, der du selber angehörst.
Let's stay weltfremd, baby! Die Ausgehtipps fürs Wochenende:
schlachthofbronx
Freitag / Zona / Schlachthofbronx / Salon Leopold / Wien
Manchmal, wenn ich am Wochenende noch vor der ersten Straßenbahn nach Hause komm, ärger ich mich. Weils nämlich so ausschaut, als wärs besser gewesen, wenn ich gleich im Cream nebenan geblieben wäre, wo ausgelassene Partypeople dann immer noch zu Balkanmusik und straightem House tanzen.
Abgesehen davon, dass mir straighter House oft ziemlich schnell ziemlich straight auf die Nerven geht, ist das Partykonzept durchaus crazy. Die A. erzählt zum Beispiel sehr gern davon, wie sie dort einmal ein Typ zu einem Autofick mitnehmen wollte, und dafür einen Hunderter nach dem anderen aus seiner Hosentasche gezogen hat. Die andere A. weiß von einer ladies night zu berichten, wo bis Mitternacht Mädchen only viel billigen Alk kriegen, bevor dann um 12 die draußen ungeduldig wartenden Buben rein dürfen und auf den stylo Plasmabildschirmen Pornos laufen.
Worauf ich eigentlich hinaus will: Mich ärgert es, dass es brasilianische, angolanische, kapverdische und weißderteufelwas- Volksmusik in lässigen Fidget- oder Dubstep-Clubversionen gibt, die Volksmusik aus Wien 15 aber immer nur in straightem Housegewand daherkommt.
Bezeihungsweise hat mich das geärgert, bis ich Schlachthofbronx gehört habe. Das sind drei Münchner, die gleich diverse Volksmusiken in unerhörte Basskorsette stecken. Kuduro, Carioca Funk und so, eh klar. Aber auch bayerische Polka und Balkanbläser werden da vermetzgert.
Wenn ich am Freitag nach dem Tanzflächenblutbad bei Joyce Muniz' Zona nach Hause komm, ist das Cream dann sicher schon zu.
Samstag / Hell etc. / Danube Rave / Posthof / Linz
Wenns um Kreaturen der Nacht geht, tauchen vor meinem geistigen Auge finstere Straßen, grimmige Zuhälter, angry young men in Lederjacken, Strizzis in Jeansjacken, poetisch ambitionierte Stadtstreicher, gelangweilte Zivilpolisten und traurige, alkoholkranke Jazzpianisten, die vor ihrer Scheidung Atomphysiker waren, auf.
Wenn du jetzt meinst, mein geistiges Auge wäre komplett korrupt, dann mach ichs wie der Grasser und red mich auf eine schiefe Optik raus. Weil: Der Danube Rave ist kein film noir.
(Abgesehen von den gelangweilten Zivilpolisten vielleicht.)
Creatures Of The Night ist dieses Jahr das Motto beim dienstältesten Rave des Landes. Schon seit 17 Jahren gibts den Danube Rave und 2009 erlebt er ein International Deejay Gigolos Feuerteufelswerk.
Labelboss Helmut "Hell" Geier hat die spektakulär geheimnisvolle Snuff Crew mitgebracht. Und auch sonst ist von Tresher über Lützenkirchen bis zum heimischen Hochadel alles da, was so ein Rave im Posthof braucht. Einlass ist ab 9. Von da an muss elf Stunden durchgetanzt werden.
Samstag / Malente / Salon Leopold / Wien
Zwei Tage hintereinander in den gleichen Club gehen - das funktioniert nur unter bestimmten Voraussetzungen.
1. du arbeitest dort, 2. du hast dort übernachtet (ich weiß nicht...: übertagt sagt man ja irgendwie doch nicht), 3. es ist ein Festival, 4. du erinnerst dich nicht mehr an den Vortag, 5. du willst die Location auskundschaften, damit du für einen Überfall, einen Anschlag oder sonst irgendeine kriminelle Grausamkeit besser gerüstet bist.
Allerdings kanns ja auch sein, dass du am Freitag lieber bei der The Gap Party warst, im Kabarett oder auf einer Hochzeit. Dann solltest du dir zumindest den Samstag im Leopold geben. Malente und seine Exploited-Kumpanen sind in Deutschland ganz vorn mit dabei, wenns um dreckige Electro-Sachen geht. Malente bringt aus seiner Disco-/Soul- Vergangenheit die nötige Erdung für globalere Sounds mit.
Schick uns deine Termine: update.fm4@orf.at
Und wetten, er packt im Salon seinen Rock Me Amadeus Remix aus?
KONZERTBONUS FÜR UNTERDERWOCHEWEGGHER
HEALTH hab ich noch nie gesehen. Dass sie schon letztes Jahr für No Age Vorband waren, hab ich verschwitzt. Am ersten Mai hab ich dann doch was anderes zu tun gehabt. Jetzt also könnte es mit der 2009er-Ausgabe der Liars-Philosophie endlich klappen. Dank Crimewave und der Crystal Castles Bearbeitung davon sind die Noise-Buben mittlerweile bekannt wie die bunten Hunde. Get Color heißt auch das unglaubliche aktuelle Album.
Schön, wenn man nicht einfach just another band, sondern echte Freunde als Support mit auf Tour hat. Pictureplane hat mein aktuelles Lieblingslied verbrochen. Goth Star ist ein überdrehtes Cut-Up von Fleetwood Macs Seven Wonders, wo der junge Mann mit dem schönen Namen Travis Edgedy die Stimme von Stevie Nicks zerhäckselt und mit Heroinbeat füttert.
Alles live am Montag in der Wiener Arena.