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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

2. 10. 2009 - 15:57

Something For The Weekend

Die Krise der Generation 13-23 (weiblich).

Gesetzt den Fall, du hast dir in einem schwindligen CHEAP WORLDWIDE CALL INTERNET SHOP HANDY SERVIS DISCOUNT FAX ONLINE Shop einen neuen Taschentelefoncomputer gekauft, der irgendwo auf der Welt von einem Lastwagen gefallen ist.

Zu den Terminen dann weiter unten. Es sind aus Platzgründen nicht alle, die es gibt. Die stehen auf termine.orf.at/fm4.

Und dieses irgendwo auf der Welt liegt in der Zeitzone Cupertino, USA, wo es aktuell gerade 11 Uhr ist. Und diese Zeit zeigt dir dein Taschentelefoncomputer auch an, und auch dass es eigentlich gestern ist. Egal wie oft du ihm sagst, dass du gar nicht in Cupertino wohnst. Woran erkennst du dann, dass gerade Wochenende ist?

Vermutlich daran, dass du seit Montag in deinem Büro schon zwei Witze gehört hast, die dich wenn schon nicht zum Lachen, zumindest zum Nachdenken gebracht haben.

Der eine geht so (Wenn du ich bist, dann hat ihn dir der Kollege erzählt, der auch in einer Rockband singt):
Was sind die drei besten Jugenderinnerungen von Roman Polanski?
Zwölf, Sechzehn und Dreizehn.

Wichtig: dem Polanski wird eine Vergewaltigung vorgeworfen! Hier gehts nur um die Altersfrage!

So vordergründig lustig das auch sein mag: Das hat mir einen Schock versetzt. Auch du solltest dich fürchten: Weil - woher zur Hölle willst du wissen, wie alt das Mädchen ist, das dich im Flex antanzt, mit dem du hinterm Rockhouse verschwindest, oder das dich aufs Klo in der Fluc Wanne zerrt?

Und das alles in Verbindung mit deiner viel zu großen Krankenkassabrille, deinen Hosen, die dir leider nicht ganz bis zum Sportsockenansatz gehen und deinem trendy schmalen Schnauzer? Wieso schreibst du dir nicht gleich pädophil auf die Stirn, fragen dich deine Freunde, und meinen das inzwischen nicht einmal mehr spaßig, und bevor du beginnst, voll traurig noch mehr Aceton aus Plastiksackerln zu schnüffeln und noch mehr Taiga-Wodka daheim zu horten, lass dir was sagen:

Zum Glück ist das bei Buben mittlerweile auch so. Das Schlüsselalter dürfte allerdings ein paar Jahre drüber liegen, wodurch du da nicht so leicht mit dem Gesetz in Konflikt gerätst.

Dich trifft eigentlich gar keine Schuld. Es gibt bestimmt irgendeine Studie, die besagt, dass die berüchtigte Generation 13-23 in einer tiefen Sinnkrise steckt. Dass alle Mädchen prinzipiell ausschauen wollen wie 18, sich so benehmen wollen, wie sie glauben, dass sich 18-Jährige benehmen, meistens so tun, als wären sie ur spitz, und dass früher alles besser war.

snap! Dann kommt der andere Kollege vorbei (der, wenn du ich bist, auch in einer Rockband spielt), reißt dich aus deinem Tagtraum und fragt dich ohne böse Hintergedanken: Was findest eigentlich besser: Schmusen oder die Postmoderne? Lustig. Die erste Antwort heißt wahrscheinlich Schmusen und die zweite dann beides. Weil schließlich gehn wir ja heute ins Flex:

Ja Panik

Ink

Freitag / Ja,Panik / Flex / Wien

CBGB hatte Television und die Ramones. Der Ratinger Hof hatte DAF und die Fehlfarben. Das Flex hat Ja, Panik.

Weil scheinbar braucht ein jeder Club, der was auf sich hält, irgendwelche junge Wahnsinnige, die Backstage den Bands das Bier wegtrinken und im Winter auf die Jacken der Besucherinnen aufpassen.

Aus den Wahnsinnigen werden dann meistens alte, vom Leben gezeichnete Typen, die auch mit vierzig noch in einer Bar abhängen, die so aussieht wie der Club, in dem sie damals Backstage den Bands das Bier weggetrunken haben, die alten Zeiten beklagen und nichts lieber tun, als dir, der du eigentlich nur ein Getränk kaufen möchtest, ihre Lebensgeschichte zu erzählen.

Manchmal werden aus den Wahnsinnigen auch Musikchronisten, die in den Bars, die aussehen wie der Club damals, Platten auflegen und in Musikmagazinen für diejenigen schreiben, die damals selbst gern in den Clubs den Bands Backstage das Bier weggetrunken hätten.

Ganz selten werden aus den Wahnsinnigen aber verdammt gute Bands. Über die Musikchronisten (viel später natürlich erst) schreiben, sie würden den Sound einer Ära, einer Stadt, eines Clubs repräsentieren.

Das ist mir zum Glück relativ wurscht, weil The Angst And The Money einfach ein verdammt gutes Album ist, und ich zur Zeit nix mehr will, als dieses Album endlich on stage zu sehen. Dass nebenbei das Flex den vierzehnten Geburtstag feiert und das Konzert auch zur ink music week gehört, ist schön, aber sekundär.

Freitag / Unblogged / Radioclit / Fluc Wanne / Wien

Distinktionshuberei wird häufig unterschätzt.

Dabei gibt´s das auch bei Berufen! Sobald dein Beruf auf der BeSt vorkommt - forget it. Total mainstream. Pfui. Nur, wenn keine Sau weiß, dass es deinen Beruf überhaupt gibt, bist du richtig trendy.

Als Corporate Identity Designer For Advanced Club Culture (CIDFACC, sprich: Syd-Fuck) zum Beispiel.

Kommt eine Kundschaft in dein gut verstecktes Syd-Fuck-Loft, wüsstest du schon am Aussehen, welchen Namen du für einen Club vorzuschlagen hast.

Drum'n'Basser legen Wert aufs Optische. Wenn da nicht mindestens eine eckige Klammer, ein Doppelpunkt, ein Punkt, oder ein Großbuchstabe im Namen vorkommt, wo er nicht hingehört - forget it. Steht ein Hipster im American Apparel Outfit vor dir, muss es Dada sein: nur so kann der gegen Pling Plong oder Plem Plem reüssieren, sagt dir dein Marketingplan. Ein Libertines-Fan in engen Hosen und mit Badges auf der Lederjacke kriegt hinter den popreferenziellen Clubnamen ein Rufzeichen und muss die Namen von mindestens 100 Bands auf den Flyer schreiben.

In deinem Papierkorb finden sich unzählige TextEdit-Files mit Namen drin, die sich derzeit nicht so gut verkaufen lassen. Wortspiele zum Beispiel. Das würde im Post Rock noch irgendwie funktionieren - aus irgendwelchen Gründen geben sich die allerdings häufig beratungsresistent (note to self: Marketingplan überdenken!).

Immerhin bist du jetzt aber den Ladenhüter Unblogged losgeworden. Der neue Club von den Fluc-Menschen themselves nennt sich jetzt so. Es ist zwar eine glatte Lüge, weil Radioclit schon vor ihrem Erfolg mit dem Projekt The Very Best hauptsächlich via Bloglove auf die iTunes-Playlists dieser Welt gekommen sind, aber das Wortspiel war einfach zu gut. Weißt eh - Unplugged - Unblogged!! Was für ein Spaß - prust!

BONUS! "Wer zuletzt lacht"-Special-PS-Edit:
Vor dem Hintergrund, dass hinter dem Namen unblogged in Wahrheit ein launching soon Selbsthilfeprojekt für uns stubenhockende Internet-Deppis steckt, das uns zurück ins echte Leben (z.B. zu Partys ins Fluc) zerren will, macht der vermeintliche Ladenhüter sogar endlich einen Sinn! (Danke an Peter für den Hinweis)

Freitag / Yeah! Club / Futurecop! / Rockhouse / Salzburg

Dies ist kein Konzert und kein Club. Wenn Futurecop! mit Entourage in den Yeah! Club einziehen, dann ist das ein Akt der ultimativen Lebenshilfe.

Denn sind wir uns ehrlich, bei uns ist die Entourage meistens unsichtbar (böse Zungen sagen das schlimme Wort: imaginär). Das Einhorn mit den Flügeln, das mich am Fuße des Felsens rauslässt; der Alien, der mir an der Bar Killersticks verkauft; die Eighties-Computergrafik, die abrennt, wenn ich die Augen dann zumach; die antike Pyramide, in die ich dann schließlich reingeh, weils dort die süßesten Zuckerl gibt; und der Power Ranger in Montur, der mich aus dem Rockhouse dann sicher nach Hause bringt.

Das alles ist bei Futurecop! Realität. Genau wie die Vorliebe für New Kids On The Block, Wrestling und Charlie Sheen mit Stirnband.

Außerdem spielen noch The New Vitamin einen seltenen Gig.
Da verwirklichen der Herausgeber von Österreichs superster Modegazette und der Checker Österreichs bizarrster Hipster-Trash-Parties ihre Electro-Träume via Mystery-Band.

Es wird ein Wahnsinn werden.

Samstag / Stereo MCs / Republic / Salzburg

Von mir aus können dieses Wochenende Makossa&Megablast drei Mal im Blue Chip spielen und der Peter Kruder mit dem Trüby vier Mal in der Postgarage und Sepalot mit dem Buzz fünf Mal im Sakog. Alles wurscht - weil das ist ein Wochenende für die Europa League Tabellenführer!

Und außerdem sind die Stereo MCs zwar durchaus nineties, aber immer noch groovig genug, dass es sich lohnt ohne reinen Nostalgie-Bonus auf Tour zu gehen. Get Yourself Connected steht zwar schon auf den FM4-Plakaten aus dem Jahr 1945 drauf - die Sendung gibts aber eh auch immer noch.

SUPERBONUS FÜR UNTERDERWOCHEWEGGEHER: DAS RUNVIE FESTIVAL!!

Geil. Endlich geht die Uni wieder los. Und kein lästiger Ferienjob hält dich mehr davon ab, auch unter der Woche fett auszugehen. Aber jetzt gehts los. Vorerst hauptsächlich in Wien, aber wer weiß, was die nächsten Wochen so passiert: es gibt auch Montag bis Donnerstag wieder Gründe, die eigenen vier Wände zu verlassen.

Wer was weiß, braucht nicht aufzeigen, sondern kanns uns schicken: update.fm4@orf.at

Diese Woche zum Beispiel das Run Vie Festival mit dem ersten ever Vamummtn-Gig der Weltgeschichte, dem Buzz-Megaspektakel mit Filmvertonung, der coolen Sneakermesse und weiß der Teufel, was sonst noch.