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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

28. 9. 2009 - 18:18

Ink Music Week

In Wien steigt eine zehntägige Themenwoche rund um Musik, Management, Vermarktung und Strategie. Hauptsächlich aber mit viel Live Action.

Wir leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Bei uns ist es zum Beispiel tatsächlich möglich, allen Ernstes in Zeiten der globalsten Wirtschaftskrise ever eine Regionalwahl kurzerhand zur Ausländerabstimmung zu machen.

Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, schafft einen Markt oder Bedürfnisse oder konstruiert Realitäten oder so: Ich mein, St. Georgen/Fillmannsbach ist nicht die Bronx der Achtziger.

Okay, Schleißheim ist auch nicht das Indie-Musik-Mekka Mariazell, aber wer jetzt eins und eins zusammenzählt, kommt zwingend zum Schluss:

plakat zur ink musik week

inkmusic.at

Österreich braucht eine Ink-Partei.

Die Ink Music Week ist schon einmal ein erster Schritt dazu.

Ink, das ist eine Booking-/Management-/Promo-Agentur inklusive Label für Indie-Artists mit Sitz in Wien.

"Aha" wirst du jetzt mehr oder weniger teilnahmslos sagen, "muss es vermutlich auch geben." Auf dem Label, das schoenwetter schallplatten heißt, sind dieses Jahr unter anderem schon Ja,Panik, Antennas und Ezra Furman erschienen.

Als Bookingagentur sind die Inks dafür zuständig, dass Acts wie die Junior Boys, Boy Omega oder Au Revoir Simone regelmäßig auf heimischen Bühnen zu sehen sind, und dass österreichische Newcomer wie Bilderbuch, Fiago oder Lonely Drifter Karen ihre Jugend nicht bei Bandwettbewerben verschwenden müssen, sondern echte Auftritte kriegen.

Spätenstens jetzt erhellt sich dein "Aha" möglicherweise in ein "Aaaah!" (so ähnlich, wie wenn du dahintersteigst, dass dein Lieblingsentertainer in Wahrheit bei einer coolen Postpunkband spielt, oder wenn du in der Nachhilfestunde endlich verstehst, wann jetzt die Laplace-Formel zu verwenden ist und wann nicht).

plakat those dancing days

inkmusic.at

"Die machen also das, was eine große Plattenfirma machen würde, wenns noch einen so genannten Markt für sowas geben würde", hör ich dich schlussfolgern, was aber (da geht der Nachhilfelehrer in mir durch) auch wieder nur zur Hälfte stimmt. Die Inks wollen nämlich deine Freunde sein. "Because we are your friends" sagen sie postmodern in ihrem Claim und geben dir so zu verstehen: Wir wollen dir helfen. Wir wollen dich nicht abzocken, ausnehmen, deine Kreativität in Euros verwandeln und dich nachher ohne Chance auf eine Entzugskur in der Gosse mit schwarzen Zähnen enden lassen.

Das wollen bestimmt auch andere Musik-Idealisten hierzulande. Nur leider machen die alle von 1. bis 10. Oktober keine Music Week, deswegen reden wir da ein anderes Mal darüber.

Ein paar Highlights der Ink Music Week stell ich dir jetzt kurz vor - das komplette Programm ist auf der Website von ink.

1. Oktober, los gehts!

plakat fuer ja,panik

inkmusic.at

Big Opening: Die Schwedische Girl Pop Sensation Those Dancing Days spielt im Rahmen von Der Gute Club im B72.

2. Oktober, Ja,Panik

Das Flex kennen die Buben von Ja,Panik vermutlich besser als ihre Westentasche. Soweit ich weiß, tragen sie nicht so oft Westen. Das Überalbum "The Angst And The Money" ist auf diesen Seiten bereits überschwänglich abgefeiert worden und bevor es für die Boys endgültig aus dem heimischen Mief in die deutsche Hauptstadt geht, gibts im Westentaschenmesserflex die Albumpräsentation für die österreichische Hauptstadt (Wien).

3. Oktober, Lange Nacht der Museen

hellsongs plakat

inkmusic.at

Laut Wikipedia ist ein Museum eine Institution, die eine Sammlung bedeutsamer und lehrreicher Gegenstände für die Öffentlichkeit aufbewahrt, kategorisiert, erforscht, und Teile davon ausstellt.

Das Haus der Musik in Wien ist unbestrittenerweise eine Institution. Die schwedische Band Hellsongs ist insofern bedeutsam, als dass sie Hard Rock Nummern aus der guten alten Zeit in Lagerfeuerromantik übersetzt. Ein lehrreicher Akt, der auf diversen Publikationen bereits für die Öffentlichkeit aufbewahrt wurde. Inwieweit die Hellsongs Gegenstände sind, darüber können wir natürlich diskutieren. Zum Beispiel nach dem Konzert im Rahmen der Langen Nacht der Museen.

4. Oktober, Konzertfotografie-Vernissage

die ersten 3 nummern plakat

inkmusic.at

Nicht ohne Stolz darf ich für den Sonntag auf die Vernissage im phil hinweisen. Der fm4.orf.at-Haus- und Hoffotograf Florian Wieser und sein partner in crime, Niko Ostermann, präsentieren ihre Konzertfotografien unter dem Titel "Die ersten 3 Nummern". Das ist der Satz, den so Fotografen von Bandmanagern gern zu hören kriegen. Danach wollen die Bands nämlich meistens Ruhe im Fotograben.

6. Oktober, ink.ademy

Auch wenn wir im Land der unbegrenzten Möglichkeiten leben, brauchen wir nicht alles glauben, was uns Menschen im Fernsehen erzählen. Oder im Internet.

Angenommen, du willst dein Leben mit der Musik verbringen.Wirst du dann - Preisfrage - a) genau aufpassen, was die Starmania-Jury zu deinen Tanzschritten sagt und entsprechend handeln? Oder b) dich zuerst einmal informieren, welche Mechanismen und Zusammenhänge eigentlich hinter der bunt glänzenden (bzw. pechschwarz düsteren, wenn du Goth-Star werden willst, bzw. abgeklärt-bierschwangeren, wenn du Post-Hardcore-Star werden willst) Kulisse wirken?

Ich votiere im Sinne einer intensiven oder möglicherweise länger andauernden Partnerschaft für b). Das ist natürlich schwieriger, weil vermutlich komplexer. Und weil die Dinge, die dein Leben tatsächlich verändern können, selten im Hauptabendprogramm stattfinden, musst du dir andere Informationskanäle suchen.

Zum Beispiel bei der ink.ademy. Das ist ein Musikwirtschaftslehrgang. Eine Schnupperstunde gibts im Fluc.

9. Oktober, 100 Jahre The Gap

100 Jahre The Gap Feier im WUK. Ink schickt die superen Calypso-Rocker Bilderbuch zum Gratulieren vorbei.

10. Oktober, The Night Before The Day After

Irgendein Sampler dient als Vorwand für die Abschlussfeier im Gartenbau. Wer in seinem Ink Music Week Sammelalbum sieben Stempel drin hat, darf gratis rein. Garish, Velojet, Deckchair Orange und noch viele mehr spielen live und sorgen dafür, dass du alles vergisst, was du in der vorherigen neun Tagen gelernt hat. Geil!