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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

1. 3. 2017 - 14:28

Was reimt sich auf gut?

Flut. Und die sind unser Soundpark Act des Monats.

FM4 Soundpark

Alle FM4 Soundpark Acts des Monats im Überblick gibt es hier.

Wer in ländlichen Gegenden aufgewachsen ist oder immer noch aufwächst, der kennt das vielleicht: Wenn man mal nicht schon wieder planlos mit dem Auto herumfahren und zum wiederholten Mal die Caféhäuser im Dorfinneren abklappern will, gibt es oft irgendwie sehr wenig zu tun. Wer clever und fadisiert genug ist, kann der Tristesse aber auch durch Eigeninitiative entfliehen: Kreative Beschäftigungstherapie, lautet das Stichwort.

So geschehen auch mit der Band Flut. Die hat sich ursprünglich in der knapp über 5.000 Einwohnergemeinde Andorf in Oberösterreich kennengelernt und angefangen, gemeinsam Musik zu machen. Weil viel mehr zu tun gab es halt nicht. "Das kann auch manchmal inspirierend sein, wenn nichts los ist am Land", sagt Johan von Flut dazu. "Das hört sich jetzt sehr negativ an, aber das kann auch positiv umgemünzt werden, sag ich mal."

Flut

Christoph Sepin / Radio FM4

Bei der Musik hörte der kreative Spaß für die Band aber nicht auf: Auch visuell suchte man nach Beschäftigung und fing an, Videos zu machen. Beim Schreiben der Lieder war man sich bewusst, welchen Style der ganze Output haben soll, Musikvideos wurden daher im VHS-Look in Eigenregie gedreht. "Das war eine natürliche Entwicklung und hat für uns Sinn ergeben, dass wir auf Band quasi alles abfilmen und dann noch durch den Röhrenfernseher schicken." Die Ästhetik der Videos brachte die Band in frühere musikalische Zeitalter und stellte damit auch Musikvideos aus einer vergangenen Ära vor.

Oft ist das Entdecken früherer popkultureller Welten ein Rabbit Hole, aus dem man gar nicht mehr so leicht rauskommt, wenn man mal darin abtaucht. Auch im Fall von Flut: Videos von Simple Minds zählen zu den Inspirationen der Band, Gruppen wie Yes, Blondie und Minisex. Mit letzteren durften Flut vor kurzem auch schon mal live performen. Das klingt jetzt alles sehr stark nach 80er-Nostalgie, und ja, davon gibt es auch jede Menge in der Musik der Band zu finden, eine reine 80er-Jahre-Band wollen Flut aber trotzdem nicht sein.


"Natürlich beziehen wir unsere meisten Einflüsse aus der Zeit, aber machen dann doch etwas, was sehr aktuell ist. Uns geht's auf jeden Fall nicht darum, dass man jetzt sagt, man nimmt ein Zeitalter und reproduziert die Musik. Wir haben's ja selbst gar nicht mit erlebt, das geht ja für uns gar nicht." Die Musikkultur der 80er im Remix, quasi. Inspiriert, aber nicht kopiert.

Was das für ein Endresultat ergibt, demonstrieren Flut zurzeit besonders schön mit ihrem Video zum Lied "Linz bei Nacht", eine Ode an die Stahlstadt in der Finsternis. Im Stil von "Kottan ermittelt" wird hier des Nächtens durch die oberösterreichische Hauptstadt gestolpert, getanzt und gesungen. Musik und Musikvideo, natürlich alles von Flut selbst, in schönster VHS-Optik aufbereitet. Und daraus entsteht dann ein Mix aus Do-It-Yourself-Ästhetik und Old-School-Nostalgie in einem Musikbett, das zwar eine gewisse Schwere und Melancholie transportiert, aber trotzdem durch den notwendigen Sinn für Humor relativiert. Stilmittel, die sich im gesamten Output der Band wiederfinden lassen.

Aufmerksame Beobachter sollten auch bemerken, dass Flut im Video zu "Linz bei Nacht" Besuch aus der österreichischen Musikwelt bekommen: Paul Plut von der Band Viech und Powernerd Paddy von Powernerd und Ankathie Koi sind da als Gendarmen im Clip zu sehen. Haben Flut etwa einen Fundus an heimischen Musikern und Musikerinnen, auf den zurückgegriffen werden kann? "Das hätten auch genauso Bekannte sein können. Aber die zwei haben gut gepasst. Und generell sind Kollaborationen in jedem Sinn, sei das musikalisch oder im Video, immer interessant. Sich mit jemandem auszutauschen und zu reden, wie wer was sieht. Jeder hat seinen eigenen Weg als Musiker und da kann man sich schon sehr viel mitnehmen."

Flut

Flut

Nicht nur Kollaborationen, auch einiges an Lob kommt von Seiten musikalischer Kolleginnen und Kollegen in Richtung Flut. Als ich letztes Jahr etwa Drangsal fragte, warum man denn zu seinem Konzert im Wiener B72 kommen solle, nannte der Musiker gleich mal Flut, seine Vorband für den Abend - die Drangsal jetzt übrigens auch für ein paar Konzerte in Deutschland begleiten. Aber auch von Seiten des Publikums wird die Band mit offenen Armen aufgenommen: Am Waves Vienna letztes Jahr im WUK in Wien konnte man kaum einen Meter gehen, ohne dass einem die Show der Gruppe ans Herz gelegt wurde.

Flut auf Tour:

22.3. Wien, Flex
23.3. Graz, Postgarage
31.3. Linz, KAPU
19.4. München, Unter Deck

"Wir haben beim Waves noch gezittert in der Garderobe, direkt aus dem Studio raus auf die große Bühne. Und wird da jetzt irgendwer kommen?" Kommen tun die Leute und ja, man mag fast das böse Wort Hype in den Mund nehmen. Fühlt man sich da unter Druck gesetzt? "Es bringt schon Selbstvertrauen, wenn man den Musikexpress aufmacht und man ist da groß drauf. Aber man muss das sehr differenziert betrachten zu dem Handwerk, das wir machen. Es ist natürlich wunderschön, aber es ist erst ein Zeichen, dass wir anfangen müssen zu arbeiten."

Die Arbeit an der ersten EP ist zumindest schon fertig, die heißt "Nachtschicht" und erscheint am 24. März. Ein ganzes Album will dann auch noch aufgenommen werden. Und auf Tour geht die Band auch. Am 22. März geht's los, mit der Releaseshow der EP im Flex in Wien, danach weiter durch Österreich und Deutschland. Und gibt es sonst noch was, das Flut an ihre Fans weiterleiten wollen? Ja, klar: "Viel Gesundheit, viel Glück an alle. Nur das Beste".