Erstellt am: 5. 2. 2017 - 02:05 Uhr
So ein Föhn ist schon ganz schön…
Eins fällt gleich auf, wenn man am Innsbrucker Bahnhof aus dem Zug aussteigt: Es ist warm, sehr warm sogar für Anfang Februar. 10 Grad zeigt das Thermometer, Grund dafür ist angeblich der Innsbrucker Föhn, auf den man sich einstellen solle, wenn man zum Air+Style kommt. Der Föhn ist nicht nur großes Gesprächsthema vor der Bühne, sondern auch dahinter.
Selina Wimmer (A&SCG)
Maurice Ernst von Bilderbuch, die am Freitag den Headliner am Festival machten, warnt im Interview davor, das Wetterphänomen zu unterschätzen und macht sich daraus auch gleich einen Reim (oder vielleicht sogar eine Zeile für den nächsten Bilderbuch-Track?): "Ein gefährlicher Föhn, der wirkt zwar schön, ist aber auch, wie es der Name sagt, gefährlich." Also, den Schal nicht vergessen, lautet die Devise. Glücklicherweise scheint es sich beim Publikum vor Ort um alte Air+Style-Experten zu handeln: Die Leute sind eingepackt wie am Skikurs mit Hauben, Thermojacken und Skihosen. Obwohl es immer noch so warm ist. Komisch, denk ich mir.
Eines Besseren werde ich dann am späten Nachmittag belehrt, wenn sich die Temperatur relativ flott nach unten verschiebt. Achso, deswegen wäre Handschuhe mitnehmen eine gute Idee gewesen. Erinnerungen an die früheren FM4 Geburtstagsfeste, Open Air in der Arena, werden wach. Da braucht es dann Musik zum Aufwärmen. Und die kommt zum Glück auch.
Simon Welebil / Radio FM4
Als die Sonne untergeht, betreten am Freitag die Punk-Rock-Klassiker Millencolin die Bühne. Die Band, die jeder und jede wahrscheinlich früher mal beim Skaten oder Snowboarden im Walkman, CD- oder Mini-Disc-Player hatte, wissen, was die Leute von ihrem Set wollen. Alte Hits, Songs zum Mitspringen, zum Mitsingen und die Kälte Ignorieren gibt es von den Schweden. Fängt gut an hier, voller Energie und positivem Spirit, der auch nach dem Konzert der Band durchgezogen wird.
Bilderbuch haben früher immer klassischerweise im Weekender in Innsbruck gespielt. Nur gibt’s den aber leider bald nicht mehr. Der Freitags-Headliner-Slot am Air+Style sollte den Schmerz lindern. Zurücklehnen, fallenlassen, mental darauf einlassen, lautet der Ratschlag von Maurice Ernst im Vorfeld. Einen kleinen Teaser, wie die Show wird, gibt es schon: "Es wird fresh, weil irgendwas muss dem Föhn entgegengesetzt werden."
Simon Welebil / Radio FM4
Während der Show von Bilderbuch geht es dann in erster Linie ums Hochlebenlassen, wenn das Set mit "I love Stress" begonnen wird. Was gut ist, denn stressen muss man sich heute auch nicht mehr. Ein Hoch auf die Snowboarder kommt als Bühnenansage, ein Hoch auf die Frontflips, aufs Air+Style, auf Handys und Softdrinks. Und schließlich auch ein Hoch auf die Innsbrucker Konzertlocation of choice von Bilderbuch: den Weekender Club.
Die Leute sollen schauen, dass es auch in Zukunft wieder solche Locations geben kann, sagt Maurice. Denn dort könnten die Hits von morgen zum allerersten Mal live gespielt werden. Und genau so einen Hit, der seine Livepremiere im Weekender feierte, gibt es dann als letzte Nummer zu hören: "Maschin" und alle singen mit, denn die Lyrics kennt das ganze Air+Style.
Simon Welebil / Radio FM4
Samstag ist Partytag
Hoffentlich gut ausgeschlafen geht es am Samstag schon um einiges früher los. Nicht nur das Publikum ist zahlreicher am Air+Style, auch das Line-Up ist vollgestopfter mit Bands verschiedenster Genres. So richtig los geht es mit dem deutschen Rapper SSIO auf der Open Air-Bühne und den Holzhymnensängern 257ers in der Indoor-Halle, bevor all the way from Auckland, New Zealand The Naked and Famous die Bühne betreten.
Sängerin Alisa Xayalith trägt das "Refugees Welcome"-T-Shirt und wendet sich schon früh per Ansage zum Publikum: "We are the Naked and Famous, it’s an absolute pleasure to be with you today." Das beruht auf Gegenseitigkeit.
Selina Wimmer (A&SCG)
Während die Elektropopband im Freien ihr Set zu Ende spielt, gehen in der Halle deutsche HipHop-Ikonen auf die Bühne: 1, 2, 3, sie sind zu viert, die Fünf Sterne Deluxe stehen vor der Tür. Tobi und das Bo haben jede Menge Requisiten dabei, ziehen Räucherstäbchen raus und prosten sich mit Cocktails zu. "Wir waren schon mal da, können uns aber nicht erinnern, Air and Style", und dann mit dem Finger zeigend: "Ist bei ihm auch so ein Thema: Er und Style?" Sehr gut, Wortwitze von zwei Leuten, von denen man Wortwitze erwarten sollte. Und dann gibt es gleichmal ein Medley von klassischen Tobi-und-Bo-Liedern zu hören. Die Halle füllt sich passend zur guten Stimmung darin relativ flott, jemand hat, auch so ein Air+Style-Phänomen, Skischuhe an.
Selina Wimmer (A&SCG)
Der Dunkelheitseinbruch wird dann von Biffy Clyro, der gitarrenlastigsten Band an diesem Tag, eingeläutet. Die begrüßen ihr Publikum nicht nur auf Deutsch, die sind auch vor ihrem Konzert im Interview ganz begeistert, wieder in Österreich zu sein: "Wir sind jahrelang nach Österreich gekommen, haben vor zwölf Jahren schon im Flex in Wien gespielt. Aber wir fühlen uns besonders glücklich, solche Fans zu haben." Hört man oft, ist im Fall Biffy Clyro aber auch wirklich so.
Winter-Open-Airs hat die Band auch schon gespielt, zweimal am Neujahrsabend in Edinburgh. Damals auch letztlich shirtless. Das will man heute aber vermeiden, schließlich muss man noch länger auf Tour und darf nicht krank werden, wegen dem Föhn und so. Raw Power ist wie immer die Energie bei Biffy Clyro und da wird auch schon mal von manchem Publikumsmitglied in der Crowd gesurft.
Selina Wimmer (A&SCG)
Und dann das große Finale: Die Beginner kommen unter Jubel auf die Bühne. "Wie geht's Innsbruck, ist euch kalt?" Was los, Digger? Die Beginner wollen einheizen. "Wir waren lange weg. Circa zwei Wochen. Aber ist immer noch geil." Und dann gleich mal "Hammerhart", damit die Erwartungen angepasst werden an das, was da für die nächste Stunde und ein bisschen auf der Bühne passiert. Dann wird ein Geheimnis verraten: DJ Mad ist ein hervorragender Snowboarder. Und wird von den Beginnern auch gleich mal so zum Sieger des Snowboardcontests ernannt.
Selina Wimmer (A&SCG)
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Sie+Style
Die Snowboarderinnen räumen beim Air+Style Contest mit allen Zweiflern auf und machen den prestigeträchtigsen Big Air Event der Welt auch zu ihrer Show.
Wie Füchse tollt das Rudel zum dazu passenden Track und dann kommt der mögliche Stimmungsdämpfer: Es beginnt zu regnen, zum ersten Mal am Air+Style heuer. "Können wir den nicht einfach wegblasen?", fragt Jan Delay. Das passiert dann auch gleich. Früher sind die Leute bei Snowboardkonzerten immer sehr viel gesprungen, kann das Innsbruck auch? Ja, kann es.
Dann "Rock On", "Liebeslied", die Show der großen Hits geht in die letzte Runde. So macht man Headliner, bestens. "Vielen Dank!", sagen die Beginner. Vielen Dank für 25 Jahre Bandgeschichte. Älter als der Air+Style sogar, der auch schon seit 23 Jahren stattfindet. Danke dafür und auf bald, im Föhn.