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Dalia Ahmed

Schaut gern Sachen im Internet und Leute auf der Straße

15. 12. 2016 - 00:05

FM4 Intelligentkalender #15: Die Kattunfabrik

24 Ideen zur Rettung der Welt. Heute: Eine Übungsschneiderei, die geflüchtete Menschen, Ex-Sträflinge und Pensionist/innen beim Wiedereinstieg in die Arbeitswelt begleitet.

Der FM4 Intelligentkalender

24 Ideen zur Rettung der Welt.

Für viele ist der Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt schwierig. Ich als Theater-, Film und Medienwissenschaften Studentin kann mehrere stundenlange Liederzyklen davon singen. Aber noch viel schwerer haben es geflüchtete Menschen, Pensionist/innen, Ex-Sträflinge und Langzeitarbeitslose. Der St. Pöltener Verein Kattunfabrik nimmt sich, seit Kurzem auch in Wien , ihrer an.

Schneider an einer Nähmaschine

Julian Pöschl

In Tutorien wird Schneider/innen unterschiedlicher Fertigkeitslevels in einem geschütztem Umfeld, die Möglichkeit geboten, sich weiterzubilden und Übersicht in den Wirren des österreichischen Arbeitsmarkts zu gewinnen. Nach einem 180-stündigen Programm (zu dem auch ein Deutschkurs mit Fokus auf die Fachsprache der Textilindustrie gehört) sind die Schneider/innen für das erste Bewerbungsgespräch gut gewappnet.

Als ich die Wiener Werkstätte der Kattun Fabrik im 2. Bezirk besuche, sitzt gerade Ali an einer Nähmaschine. Ali ist Mitte zwanzig und leitete in Herat in Afghanistan eine Näherei mit 25 Angestellten. Jimmy Nagy, Leiter der Übungsschneiderrei möchte Ali nun im Schnellverfahren mit auf ihm zugeschnittene Übungseinheiten zum Feinschliff seiner Fertigkeiten als Schneider und vor allem als Unternehmer verhelfen.

Kattunfabriks Team

Julian Pöschl

Jimmy erzählt, dass gut ein Drittel der Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Pakistan und anderen Ländern Fachkenntnisse der Textilarbeit besitzen. Viele arbeiteten bereits seit ihrer Kindheit in Fabriken oder sogar Sweatshops. In der Kattunfabrik geht es deshalb nicht darum, das Schneidern blutigen Anfänger/innen zu vermitteln, sondern beispielsweise von der Arbeit mit einer Ausrichtung auf Massenproduktion auf eine Arbeitsweise umzulernen, deren Fokus auf Qualität liegt.

Die Kattunfabrik versteht sich als Hilfe zur Selbsthilfe. Ihre Absolvent/innen werden "bis zur Tür begleitet - rein geht's allein".

Die Produkte der Kattunfabrik werden zum Teil (u.a. der Gruft) gespendet, können aber auch in einem Onlineshop erworben werden. Wobei aber nur an Mitglieder des Vereins Kattunfabrik verkauft wird. Wer Mitglied werden und sie unterstützen möchte (aktuell befinden sich 60 Personen auf der Warteliste) oder mehr über die Kattunfabrik erfahren will, kann das hier tun.