Erstellt am: 13. 12. 2016 - 10:00 Uhr
Horror im Schnee
Dicke Schneeflocken, verschneite Landschaften - sie läuten die besinnlichste Zeit des Jahres ein - auch auf unseren Bildschirmen. Schnee vermittelt dieses wunderbare Gefühl von Gemütlichkeit. Immer? Nein. Denn der Schnee geht immer wieder gern eine Liaison mit dem Horrorgenre ein - weiß wird rot gesprenkelt, die Winterfrische zur tödlichen Falle und das Pfeifen des Windes zur bedrückenden Soundkulisse.
Welche Horrorfilme sind es, die das gutmütige Image der Schneelandschaft nachhaltig sabotiert haben? Eine kleine Auswahl, die der lauschigen Vorweihnachtszeit vorm Fernseher Beine macht:
Nazi-Zombies im Schneegestöber
Da wäre zunächst der norwegische Regisseur und Spaßvogel Tommy Wirkola, der den grassierenden Zombie-Hype nutzte, um eine ganz spezielle Nischen-Spezies hochleben zu lassen: die Nazi-Zombies. Und die setzt er mitten in die Berglandschaft des hohen Nordens (historisch belegt!). Der gefundene Filmtitel illustriert wie kein anderer die Harmonie von Schnee und Horror: "Dead Snow", oder im Original "Død Snø".
Dead Snow
Der Plot ist schnell erklärt: Ein paar Studis machen Schiurlaub in den Bergen und stoßen dort auf Nazi-Zombies. Zunächst können sie sich in einer Hütte verbarrikadieren, allerdings nicht allzu lang und so nimmt ein famoses Blut- und Beuschelfest seinen Lauf. Natürlich musste ein ebenso launiges Splatter-Sequel folgen, in dem die Nazis schließlich gegen eine Armee Untoter anders gefärbter Ideologie antreten müssen.
Romanze im winterlichen Stockholm
Ohnehin ist alles, was aus Skandinavien kommt, mehr oder weniger mit Schnee und Kälte verbunden (Pauschalurteil!), und so könnte man auch die fabelhafte norwegische Found-Footage-Kiste "The Troll Hunter" an dieser Stelle nennen. Oder einen etwas ernsteren Ansatz, den fantastischen Film ins Winterkleid zu packen: das schwedische Gruseldrama "Let The Right One In" vom Schweden Tomas Alfredson.
Eigentlich eine wunderschöne Romanze zwischen zwei Kindern, die inmitten einer verschneit einsamen Wohnsiedlung irgendwo in Stockholm nur sich haben. Und das wäre auch mehr als genug, würden sich bloß die mysteriösen äußeren Umstände umgehen lassen. Ein Film, der trotz permanenter Gegenwart von Kälte und punktueller Gewaltausbrüche immer eine Wärme ausstrahlt. Unumstritten einer der schönsten Gruselfilme der letzten Jahre, weshalb vermutlich auch die Amis keine zwei Jahre später ein Remake nachgelegt. In Sachen kühlem Charme bleiben die Schweden hier allerdings ungeschlagen.
Let The Right One In
Endstation Schilift
Tipp:
Fortgeschrittenes Blutvergießen im Schnee auch alle Jahre wieder bei /slash X-mas im Wiener Filmcasino
Dabei muss es bei Horrorgeschichten im Schnee nicht immer zwingend übernatürlich zugehen. Es reicht auch schon, wenn ein Schilift im Spiel ist. Wem, der schon einmal mit einem Lift den Berg raufgefahren ist, ist noch nicht der beunruhigende Gedanke gekommen, am Ende des Tages vergessen zu werden. Adam Green (nicht zu verwechseln mit dem Musiker) ist dieser Gedanke offenbar auch schon mindestens einmal durch den Kopf geschossen und damit war die Basis für "Frozen" (nicht zu verwechseln mit dem populären Disneyfilm) kreiert. Green ist damit ein kleiner, sehr gemeiner Film gelungen. Beginnend mit einer kleinen Unachtsamkeit, die sich nach und nach in blanken Horror steigert. "Open Water" in der Schiurlaub-Version quasi.
Frozen
Besser wird Schnee-Horror nicht mehr
Vom "Remake eines Klassikers" zum Klassiker: Antarktis, Winter 1982. Mit dieser Zeile startet "John Carpenter's The Thing". Carpenters Science-Fiction/Horror-Meisterwerk hat längst Kultstatus erreicht und das, obwohl er seinerzeit an den Kinokassen so richtig floppte. Es war die Zeit von E.T., die Zeit der lieben Aliens also.
The Thing
Kaum eine filmische Schnee- und Eislandschaft hat sich prägnanter in meinem Gedächtnis festgefroren als Carpenters Antarktis. In ihrer überwältigenden Unendlichkeit umgibt sie die kleine Forschungsstation samt deren 12-köpfiger Belegschaft. Ab dem Zeitpunkt, als das titelgebende außerirdische Wesen in Form eines zugelaufenen Hundes das Team infiltriert, wird jene Forschungsstation zum Dreh- und Angelpunkt der folgenden Horrorshow.
Obwohl der Flammenwerfer bald zum zentralen Gegenstand im Überlebenskampf wird, als nichts anderes mehr hilft, bleibt "The Thing" stets in eisige Atmösphäre gehüllt. Jeder Schrei klingt in der Unendlichkeit der Antarktis gedämpft, jedes Feuer ist rasch wieder erloschen. Das ewige Eis lässt kein Entkommen zu. Verstärkt wird das alles durch einen kühlen, drückenden Soundtrack von Ennio Morricone.
The Thing
Back to Austria
Drei Jahrzehnte später gelingt Marvin Kren mit "Blutgletscher" ein österreichisches Creature Feature, dessen Setting teilweise durchaus an "The Thing" erinnern lässt. Der bewährte Blut-auf-Schnee/Eis-Kontrast bekommt hier allerdings nochmal einen speziellen Stellenwert. Und Kren beweist, dass Österreich nicht nur wunderschöne Berge hat, sondern auch das Thema Schnee ins Horrorgenre hieven kann (wenn auch "Blutgletscher" in den Dolomiten gedreht wurde).
Und mit "Angriff der Ledenhosenzombies" von Dominik Hartl, der noch Ende dieses Jahres in die Kinos kommt, hat sich auch schon ein weiterer österreichischer Kandidat in dieser Kategorie angekündigt. Womit nun auch der Zombie-Bogen dieser Aufzählung geschlossen wäre.
Allegro Film