Erstellt am: 10. 12. 2016 - 00:01 Uhr
FM4 Intelligentkalender #10: Das trinkbare Buch
Folgt man Berichten der Weltgesundheitsorganisation, sterben jährlich 850.000 Menschen an den Folgen von verschmutztem Trinkwasser und der dadurch ausgelösten Krankheiten wie Cholera, Hepatitis oder Polio.
Die Umweltwissenschaftlerin und Chemikerin Teri Dankovich von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh stellte seit 2013 Feldforschungen zu verschmutztem Trinkwasser an, zuerst in Südafrika, dann auch in anderen Ländern des Kontinents. Die Ergebnisse ihrer Forschungen präsentierte sie schließlich im Rahmen eines Kongresses der American Chemical Society: ein Buch, das 25 Seiten umfasst, die mit Silber – und Kupfernanopartikeln versetzt sind.
Was heißt das genau?
Wenn man verschmutztes Wasser durch einen solchen Filter laufen lässt, werden 99 Prozent der Bakterien abgetötet, das Ergebnis einer chemischen Reaktion: die Erreger lösen Ionen von den Buchseiten ab, die wiederum die Bakterien vernichten.
Mit einer Seite, die gut dreißig Tage verwendet werden kann, können an die 100 Liter sauberes Wasser gewonnen werden. Oder anders formuliert: ein solches Buch kann für einen Menschen zwei Jahre Wasser filtern. Die Wasserqualität, so Teri Dankovich, entspricht danach derselben, wie sie aus amerikanischen Wasserhähnen tropft.
Teri Dankovich arbeitet seit ihren Forschungen in Afrika eng mit dem Designer Brian Gartside zusammen, der maßgeblich zur Gestaltung des Buches beigetragen hat. „Die orange Farbe des Buches ist eine direkte Veranschaulichung des Arbeitsprozesses“, erklärt er. Technologisch höchst ausgetüftelt ist die Machart trotzdem sehr günstig – um nur wenige Cent kann ein Exemplar hergestellt werden.
Das trinkbare Buch ist nicht nur einfach handzuhaben, sondern auch umweltschonend, weil abbaubar. 663 Millionen Menschen haben nach wie vor keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, deshalb ist der nächste Schritt für Teri Dankovich und ihre Kooperationspartner von der Organisation „Water Is Life“, die Herstellung der Filter vor Ort in Afrika und Südasien zu ermöglichen. Außerdem ist die Forscherin gerade dabei, herauszufinden, wie man nicht nur Bakterien, sondern auch krankheitserregende Partikel (Viren), filtern kann.