Erstellt am: 10. 11. 2016 - 13:45 Uhr
Eine lange Saison
Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen. fm4.orf.at/sport
Dieses Wochenende wird's ernst für SnowboarderInnen und FreeskierInnen, denn für sie geht mit einem Big Air Contest in Mailand die Contest-Saison los, so früh wie selten zuvor. Dass es heuer bereits Anfang November so weit ist, liegt an einer Veranstaltung, die noch in weiter Ferne scheint, den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang.
Bei diesen Spielen werden sowohl Snowboarden als auch Freeski aufgewertet. Zu den bereits etablierten Disziplinen Halfpipe, das im Snowboarden bereits seit 1998 olympisch ist, und Slopestyle, das bei den Spielen in Sotschi seine olympische Premiere feierte, kommt Big Air als weiterer Bewerb dazu. Da die Zahl der teilnehmenden AthletInnen allerdings gleich bleiben soll, hat die FIS eine kombinierte Qualifikation für Slopestyle und Big Air geschaffen, da die RiderInnen in den beiden Disziplinen - im Gegensatz zur Halfpipe - meist dieselben sind. Die RiderInnen, die sich in Slopestyle oder Big Air für die Olympischen Spiele qualifizieren wollen, müssen also in beiden Disziplinen Contests fahren und können kaum einen der Contests auslassen, was ganz schön stressig werden kann.
Prime Park Sessions / Pally Learmond
"Diese Woche fahren wir nach Mailand, danach nach Peking zum Air+Style, dann zum Weltcup nach Südkorea, Big Air in Mönchengladbach, Dew Tour in den USA, Weltcup in Copper-Mountain - und dann ist Weihnachten." So fasst Gigi Scheidl, Headcoach der österreichischen Freestyle-SnowboarderInnen das Programm der nächsten Wochen zusammen. Insgesamt 20 Contests haben er und seine AthletInnen diese Saison am Plan. In der Saison zuvor waren es nur 9. Ein sehr dichtes Programm.
Dass die Zahl der Contests so enorm gestiegen ist, liegt auch daran, dass Big Air Contests im FIS-Weltcup, der Basis für die Olympia-Qualifikation ist, kaum vertreten waren. Big Air war bisher hauptsächlich bei der World Snowboard Tour und den großen internationalen Contestserien wie Air+Style oder den X-Games angesiedelt. Für die Olympia-Qualifikation hat die FIS deshalb eine neue Serie von Big Air Contests aus dem Boden gestampft, mit City-Contest-Premieren etwa in Mailand oder Mönchengladbach. Wie Snowboarden 2016 aussieht, müssen manche der FIS-Verantwortlichen aber noch lernen (dabei sollte man meinen, ein Griff ins Klo wie der offizielle Song der FIS-Snowboard-WM am Kreischberg 2015 wäre genug):
So viele Contests in einer Saison haben einige Folgen, nicht nur für die CO2-Bilanz, die drei Reisen nach Nordamerika, einmal China, einmal Korea, Australien und Japan mit sich bringen. "Am Klimawandel sind wir ein wenig mitschuldig", meint etwa Gigi. Als kurzfristige Konsequenzen des wochenlangen Herumgereise für sein Team sieht er die Einnahme vieler Schlaftabletten, ständigen extremen Jetlag, große körperliche Belastungen und ein erhöhtes Verletzungsrisiko.
Simon Welebil / FM4
Die Elite der SnowboarderInnen und FreeskierInnen, die sich in diesen Wochen bei den Primepark Sessions am Stubaier Gletscher auf die Saison vorbereiten, sieht das nicht ganz so eng. Die Kärntnerin Anna Gasser, die letztes Jahr die halbe Contest-Saison wegen einer Bandscheibenverletzung ausgefallen ist, freut sich schon darauf, dass sie dieses Wochenende in Mailand endlich wieder in den Contest-Zirkus einsteigen kann. Mit dem Stress während der Saison habe sie inzwischen umgehen gelernt.
Und obwohl Markus Kleveland, einem der stärksten norwegischen Snowboarder zurzeit, beim Nachdenken über die lange Contestsaison zuerst ein Seufzen entfährt, meint er dann doch, dass es eigentlich überhaupt keinen Grund zur Beschwerde gibt: "I think riding competitions nowadays is the most fun thing you can do!!
Videotime
Adrian Krainer, der erst vor Kurzem aus dem Snowboard-Nationalteam und dem Contest-Geschehen verabschiedet hat, scheint im Backcountry sehr viel Spaß zu haben.
Und auch Snowboard-Slopestyle-Olympiasieger Sage Kotsenburg hat die Zeit ohne Contests genutzt, um zu filmen und groß auf den Putz zu hauen. Was anderes hätte man sich aus der Zusammenarbeit mit Halldor Helgason wahrscheinlich aber auch nicht erwartet. Das Ergebnis - "DAYUMM!! - ist jetzt seit Kurzem in voller Länge online und mehr als einen Blick wert:
Und Snowboard, Freeski und Freeride Action gibt's heute auch noch beim Freeride Film Festival im Wiener Gartenbaukino. Die Ästhetiker Wolle Nyvelt und Steve Gruber halten dabei mit "Äsmosphere" die Fahne der SnowboarderInnen hoch. Sonst zu sehen und auf Besuch sind die beiden zweifachen Freeride-Weltmeisterinnen Nadine Wallner und Eva Walkner und viele andere heimische Stars der Freeride-Szene.